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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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anderen ihm untergebenen Führern hörte er sich den ersten Bericht über die neugebildete Zelle auf Hongkong an. Dann bestätigte er Gordon Tschen als ihren Führer.
    So begann zur überschwenglichen Freude und Erleichterung der chinesischen Kaufleute und der Chinahändler erneut der Handel zu blühen.
    Alle Soldaten, mit Ausnahme einer symbolischen Besatzung von fünfzig Mann, wurden abgezogen und nach Hongkong zurückgeschickt. Die Flotte suchte ihren Heimathafen Hongkong wieder auf. Nur H.M.S. Nemesis blieb im Wachdienst auf dem Fluß, erkundete die Wasserstraßen nach Kanton und legte Karten von allen an, die sie erforscht hatte.
    Tag und Nacht herrschte in der Niederlassung und auf den Wasserstraßen bei Whampoa fieberhafte Tätigkeit. Die Schiffe mußten für die empfindlichen Teeladungen hergerichtet werden: die Laderäume wurden neu gestrichen, die Bilgen gesäubert und geschrubbt. Außerdem mußte man sich um Ladung für die Heimreise umsehen. Die Absprachen über Frachtraum bedurften genauer Festlegung. Die Händler, die keine eigenen Schiffe besaßen – und von ihnen gab es viele –, stürzten sich auf die Schiffseigner und stritten sich um besonders begehrte Plätze in den Laderäumen der besten Schiffe. Fast unerschwinglich hohe Frachtpreise wurden verlangt und ohne weiteres bezahlt.
    Noble House und Brock and Sons hatten Tee, Seide und Gewürze stets auf eigene Rechnung gekauft. Als kluge Rechner übernahmen die Struans und die Brocks jedoch auch Frachten von anderen und waren nicht nur Verlader, sondern traten auch als Makler, Bankiers und Provisionsvertreter auf, sowohl für Fracht nach England als auch in umgekehrter Richtung. Auch auf der Ausreise übernahmen sie Fracht für andere – in erster Linie Baumwollwaren, Baumwollgarne und Alkohol, im übrigen jedoch alles und jedes, was Englands Industrie hervorbrachte und ein Händler für verkäuflich hielt. Zuweilen wurden ihnen Schiffe anderer englischer Firmen anvertraut, und sie übernahmen dann die Verantwortung für den Verkauf der Fracht, gleichgültig, woraus diese bestand. Diese Verkäufe erfolgten auf Kommissionsbasis. Danach mußten sie zusehen, ebenfalls auf Kommissionsbasis eine Ladung für die Heimreise aufzutreiben. Für die Ausreise übernahmen die Firmen Struan und Brock als Fracht lediglich Kanonen, Schießpulver und Kugeln.
    Barrensilber wechselte von einer Hand in die andere, und Struan und Brock machten kleine Vermögen dadurch, daß sie die anderen Händler mit Bargeld versorgten und dafür Bankanweisungen in Zahlung nahmen. Das Bargeld wurde allerdings erst zur Verfügung gestellt, wenn ein Schiff mit seiner Fracht die Bogue-Festungen sicher hinter sich hatte und sich eine Tagesreise weit auf hoher See befand.
    In diesem Jahr setzte sich Struan Robb gegenüber durch und verwendete den ganzen Frachtraum der Blue Cloud ausschließlich für Noble House, wie er auch den gesamten Tee und alle Seidenstoffe allein für die Firma behielt. Vierhundertundneunundfünfzigtausend Pfund Tee, in mit Zedernholz ausgeschlagenen Fünfzigpfund-Kisten fest verpackt, und fünfeinhalbtausend Seidenballen füllten nach und nach die Laderäume der Blue Cloud. Es wurde Tag und Nacht gearbeitet. Das bedeutete sechshunderttausend Pfund Sterling, falls die Fracht unversehrt in London eintraf und das Schiff das erste war.
    In diesem Jahr behielt sich auch Brock den ganzen Frachtraum der Gray Witch vor. Sie sollte eine halbe Million Pfund Tee und viertausend Ballen Seide an Bord nehmen. Wie Struan wußte auch Brock, daß er nicht mehr würde ruhig schlafen können, bis sechs Monate später mit der Post die Nachricht von der glücklichen Ankunft des Schiffs – und von einem glückhaften Verkauf eintraf.
    Longstaff war von Stolz erfüllt, daß es ihm, und ihm allein, gelungen war, die Handelsbeziehungen so mühelos wieder anzuknüpfen und den Statthalter Tsching-so persönlich an den Verhandlungstisch zu bringen. »Aber, mein lieber Admiral, warum hätte ich denn sonst die drei Abordnungen weggeschickt, ich bitte Sie? Doch nur um das Gesicht zu wahren. Man muß dieses Problem des Gesichtwahrens und überhaupt die ganze heidnische Mentalität verstehen. Verhandlungen und Handel, und dabei ist kaum ein einziger Schuß abgefeuert worden! Und der Handel, mein lieber Sir, der Handel ist Englands Herzblut.«
    Er blies die Belagerung von Kanton ab und brachte dadurch Armee und Marine noch mehr gegen sich auf. Und er wiederholte, woran Struan ihn erinnert hatte:

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