Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
gebucht?«
    »Nein.«
    »Dann würde ich mich freuen, wenn du es sofort tätest. Ich werde jedenfalls meinen Entschluß nicht ändern, wenn du dir das etwa einbilden solltest!«
    »Nein, Sarah«, entgegnete Robb mit eisiger Stimme, »ich glaube nicht, daß du deinen Entschluß ändern wirst. Ich wollte nur warten, um zu sehen, wie du dich fühlst. Wir haben eine Menge Schiffe da, mit denen du reisen kannst. Das weißt du doch selber.«
    »Heute in einem Monat habe ich mich genügend erholt, und dann wird es nichts …«
    »Das hast du nicht, und so früh abzureisen ist gefährlich. Für dich wie für das Kind.«
    »Dann ist es vielleicht besser, wenn du uns nach Hause begleitest.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Natürlich nicht. Du hast Wichtigeres zu tun.« Sarah verlor plötzlich die Beherrschung. »Vielleicht hast du wieder eine heidnische Hure zu deiner Verfügung, die auf dich wartet.«
    »Ach, sei doch still, um Himmels willen. Ich habe dir doch schon tausendmal gesagt…«
    »Dirk hat bereits eine auf der Insel. Warum solltest du anders sein?«
    »So, hat er eine?«
    »Etwa nicht?«
    Sie starrten einander voller Haß an.
    »Du solltest jetzt lieber gehen«, sagte sie und wandte sich ab.
    Die Tür wurde geöffnet, und Karen kam ins Zimmer gehüpft. Sie sprang ihrem Vater in die Arme, lief dann zu Sarah und umarmte sie. »Papa sucht uns ein Schiff aus, damit wir nach Hause fahren können«, sagte Sarah, und dabei fühlte sie, wie sich das Kind in ihrem Leib heftig bewegte. Endlich schien ihre Stunde nah zu sein, aber plötzlich überfiel sie jähe Furcht. »Wir werden Weihnachten zu Hause feiern. Wird das nicht herrlich sein? Es wird Schnee liegen, wir werden Weihnachtslieder singen, und es wird schöne Geschenke geben. Und der Weihnachtsmann kommt.«
    »Wie schön! Den Weihnachtsmann liebe ich. Aber was ist Schnee?«
    »Alles wird weiß – die Bäume und die Häuser, es ist Regen, der sich in Eis verwandelt. Es ist sehr hübsch, und die Läden sind voll von Spielzeug und anderen schönen Dingen.« Sarahs Stimme zitterte, und Robb fühlte, wie alles sie quälte. »Es wird so schön sein, wieder in einer richtigen Stadt zu leben. Nicht … nicht in einer solchen Wildnis.«
    »Ich gehe jetzt«, sagte Robb, von seinen Gefühlen hin und her gerissen. Er gab Sarah einen flüchtigen Kuß, und sie wandte fast unmerklich ihr Gesicht ab, wodurch sie ihn noch mehr reizte. Er drückte Karen an sich und ging hinaus.
    Mary Sinclair legte letzte Hand an ihre Frisur und steckte den kleinen Kranz aus wild wachsenden Blumen, den Glessing ihr geschickt hatte, fest.
    Ihr Kleid – tiefschwarze fließende Schantungseide mit einer weiten Krinoline –, wurde über vielen Unterröcken getragen, die bei jedem Schritt raschelten. Es war sehr elegant gearbeitet und hob ihre bloßen schönen Schultern und ihre üppigen Brüste vorteilhaft hervor.
    Kühl betrachtete sie ihr Spiegelbild.
    Das Gesicht, das sie aus dem Spiegel anblickte, war neu und fremd. Abwehr und Lockung zugleich sprach aus diesen Augen. Die Wangen waren von durchsichtiger Blässe, die Lippen tiefrot und leuchtend.
    Mary wußte, daß sie niemals schöner ausgesehen hatte.
    Sie seufzte auf und griff nach dem Kalender. Aber sie wußte, daß sie die Tage nicht noch einmal nachzuzählen brauchte. Sie gelangte stets zum gleichen Ergebnis, und die Entdeckung, die sie an diesem Morgen so grausam angefallen hatte, würde immer die gleiche bleiben: Du erwartest ein Kind.
    O mein Gott, mein Gott!

22
    Culum verneigte sich höflich. »Guten Abend«, sagte er mechanisch, und ein weiterer Gast verlor sich in der festlichen Menge. Seit fast einer Stunde stand er neben Vater und Onkel und hatte die Gäste willkommen geheißen. Nun erwartete er voller Ungeduld, daß dieses Ritual ein Ende nehmen möge. Seine Blicke streiften die Tanzfläche. Inmitten der bloßen Schultern, der bunten Kleider, der prächtigen Uniformen und der ständig zitternden Fächer entdeckte er Mary Sinclair. Einen Augenblick lang verstimmte es ihn, sie mit Glessing plaudern zu sehen. Aber du solltest nicht eifersüchtig sein, dachte er. Mary ist ganz offensichtlich die schönste Frau auf diesem Fest, und George hat durchaus recht, sich um sie zu kümmern. Ich kann es ihm nicht verdenken.
    Zu beiden Seiten der kreisförmigen Fläche hatte man zwei Podien errichtet, das eine für die Kapelle der Marine, das andere für die der Armee. Als der General erfahren hatte, daß der Admiral bereit war, seine Kapelle für

Weitere Kostenlose Bücher