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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Unterbringung und Verpflegung. Gott sei's gedankt, sie selber hat den armen Tropf gefunden.«
    »Sie sehen prächtig aus, Mrs. Quance.«
    »Fühle mich auch so wohl, wie ein Mensch sich nur fühlen kann. Es war nur ein gesegnetes Wunder, das St. Patrick persönlich vollbracht hat, als er ihr ein Boot mit Eingeborenen geschickt und ihre Schritte zu diesem unsterblichen Ort gelenkt hat.« Wieder wandte sie ihre leidgeprüften Augen Aristoteles zu, und er zitterte. »Jetzt werden wir allen gute Nacht wünschen, mein geliebter Mann.«
    »Aber, Mrs. Quance«, rief Struan hastig, denn er dachte an den bevorstehenden Wettbewerb, »Mr. Quance hat hier noch etwas …«
    »Wir wünschen eine gute Nacht«, brummte sie. »Sag gute Nacht, mein Junge.«
    »Gute Nacht, Tai-Pan«, quäkte Aristoteles. Lammfromm überließ er Maureen seinen Arm und wurde von ihr weggeführt.
    Nachdem sie verschwunden waren, brachen alle in schallendes Gelächter aus.
    »Du lieber Himmel«, sagte Struan, »armer, alter Aristoteles.«
    »Was ist Mr. Quance zugestoßen?« fragte Sergejew.
    Struan erklärte ihm Aristoteles' häusliche Drangsal.
    »Vielleicht könnten wir ihn retten«, meinte Sergejew. »Ich mag ihn sehr.«
    »Wir können uns wohl kaum zwischen Mann und Frau stellen, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber wer soll nun bei dem Wettbewerb das Urteil sprechen?«
    »Ich werde es wohl selbst tun müssen.«
    Sergejew kniff die Augen zusammen. »Darf ich mich als Freiwilliger zur Verfügung stellen? Als Ihr Freund?«
    Struan sah ihn prüfend an. Dann wandte er sich auf dem Absatz um und trat in die Mitte der Tanzfläche. Die Kapellen spielten einen lauten Tusch. »Exzellenz, Hoheit, meine Damen und Herren! Wir hatten für den heutigen Abend einen Wettbewerb und eine Preisverteilung für die am besten gekleidete Dame vorgesehen. Leider ist nun unser unsterblicher Quance anderweitig in Anspruch genommen. Aber Seine Hoheit, Großfürst Sergejew, hat sich freiwillig zur Verfügung gestellt, um das Urteil zu sprechen.« Struan sah Sergejew an und begann zu klatschen. Die anderen folgten seinem Beispiel, und stürmischer Jubel brauste auf, als Sergejew vortrat.
    Sergejew nahm den Beutel mit den tausend Guineen. »Wen soll ich auswählen, Tai-Pan?« fragte er verstohlen. »Die Tillman für Sie, die Vargas für mich oder die Sinclair, weil sie die Geheimnisvollste ist? Entscheiden Sie, wer gewinnen soll.«
    »Das Urteil liegt bei Ihnen, mein Freund«, erwiderte Struan und entfernte sich mit einem stillen Lächeln.
    Sergejew wartete einen Augenblick und genoß die Erregung, die in einer solchen Entscheidung lag. Er wußte, daß er die Dame wählen mußte, die der Tai-Pan als Siegerin sehen wollte. Er traf seine Entscheidung, überquerte die Tanzfläche, verneigte sich und legte den Beutel mit Gold zu ihren Füßen nieder. »Ich glaube, dies gebührt Ihnen, Miss Brock.«
    Tess sah den Großfürsten fassungslos an. Dann aber, als die Stille zerriß, errötete sie.
    Es folgte lauter Beifall, und alle, die gegen große Übermacht für Tess gewesen waren, schrien vor Freude.
    Shevaun klatschte mit den anderen zusammen und unterdrückte ihre Enttäuschung. Sie wußte, daß es eine kluge Entscheidung war. »Das ideale, politisch kluge Urteil, Tai-Pan«, flüsterte sie ruhig. »Sie sind sehr geschickt.«
    »Es war das Urteil des Großfürsten und nicht das meine.«
    »Noch ein Grund mehr dafür, daß ich Sie mag, Tai-Pan. Sie sind ein ganz großer Spieler, und Ihr Joss ist unglaublich.«
    »Und Sie sind eine ganz großartige Frau.«
    »Ja«, antwortete sie ohne jede Eitelkeit. »Ich verstehe mich sehr gut auf politische Dinge. Mein Vater – oder einer meiner Brüder – wird eines Tages Präsident der Vereinigten Staaten sein.«
    »Sie sollten in Europa leben«, sagte er. »Hier draußen bleiben Ihre Fähigkeiten ungenutzt.«
    »Meinen Sie?« Ihre Augen forderten ihn heraus.

25
    Struan betrat leise das Haus. Lim Din schlief neben der Tür und fuhr erschreckt aus dem Schlaf auf.
    »Tee, Maste'? Frühstück?« fragte er schläfrig.
    »Lim Din ins Bett«, sagte Struan freundlich.
    »Ja, Maste'.« Er patschte davon.
    Auf dem Weg den Flur entlang warf Struan einen Blick ins Wohnzimmer und blieb jäh stehen. Bleich und regungslos saß May-may im Ledersessel und blickte ihm entgegen.
    Als er das Zimmer betrat, erhob sie sich und verneigte sich anmutig. Ihr Haar war aus der Stirn frisiert und hoch aufgesteckt. Die dunklen Augen schimmerten, die Augenbrauen waren hohe

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