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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Nacht aus, Maste'.«
    Struan furchte die Stirn. »Immer so, jede Nacht, heja?«
    Lo Tschum schüttelte den Kopf. »Nein, Maste'. Eine Nacht, zwei Nacht schlaf-schlaf hier.« Er eilte hinaus.
    Struan ließ sich ins Wasser gleiten, beunruhigt von dem Bericht über Culums Abwesenheit. Ich hoffe bei Gott, Culum ist vernünftig genug, nicht in die Chinesenstadt zu gehen.
    Pünktlich um neun Uhr hielt eine luxuriöse Sänfte vor dem Haus. Tschen Scheng, Kommissionär von Noble House, stieg gewichtig aus. Er trug karmesinrote Gewänder, einen mit Juwelen bestickten Hut und war sich seiner prächtigen Erscheinung sehr bewußt.
    Er ging die Stufen hinauf, und die Tür wurde ihm von Lo Tschum persönlich geöffnet – wie immer. Dies verlieh Tschen Scheng sehr viel Gesicht, denn Lo Tschum öffnete persönlich die Tür nur dem Tai-Pan und ihm.
    »Erwartet er mich?« fragte er in kantonesischem Dialekt.
    »Selbstverständlich, Exzellenz. Es tut mir leid, daß ich schon so früh eine Verabredung für Sie getroffen habe, aber ich war der Meinung, Sie wollten gern der erste sein.«
    »Wie ich höre, hat er Hongkong in ungewöhnlicher Eile verlassen. Weißt du, was geschehen ist?«
    »Er ist unmittelbar zum Tai-Pan der Langröcke gegangen und …«
    »Das weiß ich«, erwiderte Tschen Scheng verdrießlich. Er konnte nicht ergründen, warum Struan ins Kloster geeilt war. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich solche Geduld mit dir habe, Lo Tschum, und warum ich dir ein monatliches Schmiergeld zahle, damit du mich in diesen schweren Zeiten über alles auf dem laufenden hältst. Noch ehe du mich benachrichtigt hattest, habe ich schon gewußt, daß das Schiff im Hafen liegt. Das ist ein beschämender Mangel an Interesse für meine Angelegenheiten.«
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Exzellenz«, antwortete Lo Tschum. »Natürlich hat der Tai-Pan auf dem Schiff seine Konkubine mitgebracht.«
    »Ach!« Gut, dachte er, ich werde nur zu froh sein, die Kinder zurückgeben und mich dieser Verantwortung entledigen zu können. »Das ist schon ein bißchen besser, obwohl ich auch das innerhalb einer Stunde von anderen erfahren hätte. Und welche Perlen an Informationen hast du nun noch, womit du beweisen kannst, daß ich dir nicht umsonst jahrelang so viel Geld gezahlt habe?«
    Lo Tschum verdrehte die Augen, bis das Weiße zu sehen war. »Welche Weisheit könnte ich, ein einfacher Sklave, einem Mandarin, wie Sie es sind, bieten?« Mit trauriger Stimme fuhr er fort: »Es sind sehr schwere Zeiten, Exzellenz. Meine Frauen quälen mich ständig wegen Geld, und meine Söhne vergeuden Taels im Spiel, als ob das Silber wie Reis wüchse. Sehr beunruhigend. Nur wenn man von den sehr wichtigen Dingen vorher weiß, kann man sich selber gegen das Schicksal schützen. Es ist schrecklich, sich vorzustellen, daß solches Wissen in ein falsches Ohr fallen könnte.«
    Tschen Scheng spielte mit seinem Zopf; er war sich sofort darüber im klaren, daß Lo Tschum ganz besondere Nachrichten für ihn hatte.
    »Ganz richtig. In solchen schweren Zeiten kommt es sehr darauf an – das haben schon die Götter bestimmt –, den Verarmten zu helfen«, erklärte er ernst. »Ich habe schon daran gedacht, dir zum Gedenken an deine erhabenen Vorfahren ein nichtswürdiges Geschenk zu schicken – drei gebratene Schweine, vierzehn Legehennen, zwei Ballen Schantungseide, eine Perle im Wert von zehn Taels reinsten Silbers, eine fein gearbeitete Gürtelschnalle aus der Zeit der frühen Ts'ing-Dynastie im Wert von fünfzig Taels, dazu kandierte Früchte – nichts Besonderes – und Pasteten, die deinem Gaumen kaum behagen werden, aber vielleicht möchtest du sie deiner eigenen Dienerschaft geben.«
    »Ein so großartiges Geschenk könnte ich kaum annehmen«, antwortete Lo Tschum mit großer Unterwürfigkeit. »Ich würde für alle Zeit in Ihrer Schuld sein.«
    »Wenn du es ablehnst, kann ich daraus nur schließen, daß es eine unangemessene Gabe deinen erhabenen Ahnen gegenüber ist, und damit werde ich sehr an Gesicht verlieren.«
    Nach langem Hin und Her ließ sich Lo Tschum dazu bewegen, das Geschenk anzunehmen, und Tschen Scheng konnte schließlich davon überzeugt werden, daß es sich um fürstliche Gaben handelte.
    »Wie ich höre, ist der Tai-Pan auf der Suche nach etwas«, flüsterte Lo Tschum, »weil seine Konkubine sehr krank ist. Erkrankt am Fiebergift von Hongkong.«
    »Was?« Tschen Scheng war von dieser Nachricht entsetzt, aber doch erfreut darüber, daß er sein

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