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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sind.«
    »Ich bin mir darüber im klaren«, erwiderte Struan. »Würden Sie die Freundlichkeit haben, ihm in meinem Namen zu danken und ihm zu sagen, ich sei der letzte, der sich gegen portugiesische Gesetze vergehen würde. Ich weiß, daß wir alle hier Gäste sind und Gäste ihren Gastgebern gegenüber Pflichten haben.« Er rückte die Schlaufe seines Kampfeisens zurecht und ging auf die Dschunke zu. Die Menge wich vor ihm auseinander, und er sah die Feindseligkeit in den Gesichtern von Gorths Anhängern und von den Leuten, die ihn lieber tot als lebendig gesehen hätten. Von ihnen gab es viele.
    Auf dem hohen Achterdeck stand Lo Tschum wartend neben Horatio. »Guten Morgen, Maste'.« Er hielt das Rasierzeug hoch. »Sie wollen?«
    »Wo ist Gorth, Horatio?«
    »Seine Sekundanten suchen ihn.«
    Struan wünschte sich, Gorth läge besinnungslos betrunken in einem Bordell. O Gott, laß uns den Kampf morgen erst austragen!
    Er begann sich zu rasieren. Die Menge betrachtete ihn schweigend, und viele bekreuzigten sich, von der Gelassenheit des Tai-Pan entsetzt.
    Nachdem er sich rasiert hatte, fühlte er sich schon ein wenig wohler. Er blickte zum Himmel empor. Ein Schleier von Zirruswolken zog sich über den Himmel, das Meer war ruhig wie ein See. Er rief Cudahy an, den er von der China Cloud zurückbehalten hatte. »Halten Sie bei mir Wache.«
    »Jawohl, Sir.«
    Struan streckte sich auf einem Lukendeckel aus und fiel sofort in Schlaf.
    »Guter Gott«, sagte Roach, »er ist unmenschlich.«
    »Ja«, pflichtete Vivien ihm bei, »er ist wirklich der Teufel persönlich.«
    »Verdoppeln Sie doch Ihren Einsatz, wenn Sie so zuversichtlich sind!«
    »Nein. Es sei denn, daß Gorth stinkbesoffen hier aufkreuzt.«
    »Angenommen, er würde Gorth umbringen – was ist dann mit Tyler?«
    »Vermutlich kämpfen sie dann so lange miteinander, bis einer von ihnen tot daliegt.«
    »Und was wird Culum tun? Wenn Gorth heute der Sieger ist?«
    »Nichts. Was kann er dann noch tun? Außer dem Haß bleibt ihm vielleicht nicht viel. Armer Kerl, ich mag ihn eigentlich. Jedenfalls haßt er den Tai-Pan – vielleicht ist er Gorth sogar dankbar. Auf jeden Fall wird er dann Tai-Pan. Wo, zum Teufel, bleibt denn Gorth?«
    Unaufhaltsam stieg die Sonne am Himmel höher. Plötzlich kam ein portugiesischer Soldat aus einer der angrenzenden Straßen herbeigestürzt und sprach aufgeregt mit dem Offizier, der sofort seine Leute die praia entlang in Marsch setzte. Die Zuschauer folgten ihnen, einer nach dem andern.
    Struan erwachte und sah sich in die rauhe Wirklichkeit zurückversetzt. Mit jeder Faser sehnte er sich nach Schlaf. Benommen richtete er sich auf. Horatio stand vor ihm und sah ihn seltsam an.
    Gorths übel zugerichteter Leichnam lag im Schmutz einer Gasse nahe der Hafenanlagen der Chinesenstadt. Um den Leichnam herum waren drei Chinesen ausgestreckt – auch sie tot. Ein vierter Chinese wand sich, den Schaft eines abgebrochenen Speers im Unterleib, mehr tot als lebendig, stöhnend zu Füßen einer Patrouille portugiesischer Soldaten.
    Die Chinahändler und Portugiesen drängten näher heran, um besser sehen zu können. Wer Gorth erblickte, wandte sich entsetzt ab.
    »Die Leute von der Patrouille haben mir gemeldet, sie hätten Schreie und die Geräusche eines Kampfes gehört«, erklärte der portugiesische Offizier Struan und anderen, die in seiner Nähe standen. »Als sie hier herunterkamen, sahen sie Senhor Brock so wie jetzt am Boden liegen. Drei oder vier Chinesen stießen mit Speeren auf ihn ein. Als diese Mordteufel unsere Leute erblickten, sind sie dort drüben verschwunden.« Er deutete auf ein Gewirr von Hütten, gewundenen Gassen und engen Durchgängen, die nun wie ausgestorben dalagen. »Die Soldaten haben die Verfolgung aufgenommen, aber …« Er zuckte die Achseln.
    Struan wußte, daß die Mörder ihn gerettet hatten. »Ich setze eine Belohnung auf die Köpfe der Männer aus, die entkommen sind«, rief Struan. »Hundert Taels für einen Toten, fünfhundert für einen Lebenden.«
    »Sie brauchen höchstens das Geld für die Toten, Senhor. Die Heiden werden nur drei Leichen liefern – die ersten besten, die sie finden. Und was nun die ›Lebenden‹ betrifft« – der Offizier deutete mit dem Daumen verächtlich auf den Gefangenen –, »falls uns nicht dieser bastardo degenerado verrät, wer die anderen sind, werden Sie Ihr Geld niemals zu zahlen brauchen. Aber wenn ich mir die Sache genau überlege, so glaube ich, daß die chinesischen

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