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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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nicht mehr weich, sondern zunehmend hart und verbittert. »Aber du kannst mich vom Gegenteil überzeugen. Harvey wird morgen früh hingerichtet. Öffentlich. Und du, mein lieber Junge, wirst das übernehmen.« Er lächelt, ein boshaftes Strahlen wie ein blasser Mond, der hinter einer zerklüfteten Bergkette hervorkommt.
    »Aber … Sie haben doch befohlen, ihn lebend zurückzubringen. Das war der Auftrag. Wie wollen Sie denn Claysoot befreien, wenn Sie ihn töten?«
    Frank lächelt immer noch. »Seit du verschwunden bist, haben wir Fortschritte gemacht. Wir brauchen seine Forschungen nicht mehr.« Eine schreiende, offensichtliche Lüge. »Aber wir wollten Harvey lebend, damit wir ihn ausschalten und es genießen können. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie glücklich das Volk von Taem sein wird, wenn es miterlebt, wie dieser verräterische, mordlustige und falsche Mensch den Tod findet? Endlich wird der Gerechtigkeit Genüge getan, und du, Blaine, wirst sie ausüben. Du wirst Harvey hinrichten, um mir deine Loyalität zu beweisen.«
    In meinem Kopf beginnt alles zu verschwimmen: Zeitachsen, Pläne, Ablenkungsmanöver. Das hier verändert alles und ruiniert unsere Strategie. Jetzt haben wir weniger als einen Tag Zeit, nämlich bis zum Einbruch der Nacht, um zu bekommen, was wir wollen, und zu fliehen. Mir bleiben nur zwei Stunden, um Emma zu finden. Frank wirft mir noch einen Köder vor, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Ach«, setzt er boshaft grinsend hinzu, »dein Bruder schien ein Mädchen namens Emma ziemlich gern zu mögen.«
    Ich sehe durch ihn hindurch und konzentriere mich auf das Herbstlaub vor seinem Fenster. Sag mir bitte nicht, dass Emma tot ist . Ein ums andere Mal wiederhole ich mir das. Wenn sie es ist, werde ich mich nicht beherrschen können.
    Frank bewegt seine Finger in kleinen Wellen. »Sie arbeitet in unserem Krankenhaus. Vielleicht möchtest du sie besuchen? Sie ist schrecklich hübsch, und nachdem Gray tot ist, reicht ihr vielleicht jemand, der fast genauso aussieht.«
    Ich balle die Fäuste, und Frank sieht es. Er lächelt boshaft. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, Gray – ich meine Blaine«, setzt er mit dieser weichen, fließenden Stimme hinzu. »Ich habe mich um wichtigere Angelegenheiten zu kümmern.«
    Ich sitze da und frage mich, ob er wirklich unsere Namen verwechselt hat, oder ob er Bescheid weiß.
    Ich habe das unangenehme Gefühl, dass er mich vollkommen durchschaut.
    Sie sperren Harvey ein; nicht ins Gefängnis, sondern in ein Einzelzimmer an einem belebten Gang, wo er von drei Ordensmitgliedern bewacht wird. Ein paar Männer in weißen Laborkitteln, die Taschen in der Hand tragen, werden in sein Zimmer geführt. Ärzte vielleicht. Ich wette, Frank ist so pervers, dass er Harvey bei bester Gesundheit hinrichten will.
    Ich darf mich frei auf dem Gelände von Union Central bewegen, aber ich brauche nur ein paar Minuten, um den Wachmann zu bemerken, der mir folgt. Er bleibt immer so weit hinter mir, dass er nicht bedrohlich wirkt, aber nahe genug, um mich im Auge zu behalten. Ich husche in eine Herrentoilette und verriegle die Tür. Nachdem ich mich mehrmals davon überzeugt habe, dass der Raum leer ist, versuche ich Kontakt zu Bree aufzunehmen. Ich trage einen kleinen Ohrhörer, der von außen nicht zu sehen ist, und ein winziges Mikrofon, das Harvey auf der Innenseite meines Hemds verkabelt hat.
    »Bree?«, frage ich hinein. »Wie ist dein Status?« Ein paar Sekunden lang höre ich nur statisches Rauschen, gefolgt von einem Knacken und dann, endlich, Brees Stimme.
    »Innerhalb der Stadtgrenzen. Bin ohne Probleme in den Bus gestiegen und musste gerade ein paar überfreundliche Ordensmänner loswerden.«
    »Was ist mit der Ablenkung? Wie weit bist du?«
    »Was glaubst du, was ich bin, ein Blitz? Hör mal, ich muss irgendwie nach Union Central hineinkommen, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erwecken.«
    »Du trägst deine alte Uniform. Marschier einfach hinein.«
    »Das haben wir doch schon durch, Gray. Ich muss unsichtbar sein; niemand darf wissen, dass ich hier bin. Wieso überhaupt die Eile? Wir waren uns doch einig, dass das Ablenkungsmanöver für morgen in aller Frühe geplant ist.«
    »Was das angeht … der Plan hat sich geändert.« Ich erzähle ihr von Harveys angesetzter Hinrichtung und der Rolle, die ich dabei spielen soll.
    »Keine Sorge«, sagt sie nur. »Ich kümmere mich darum, dass es heute passiert.«
    »Wie?«
    »Das weiß ich noch nicht«, gibt sie

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