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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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Wäldern auftaucht.
    Die breite, schimmernde Barriere öffnet sich vor uns, und wir betreten den Rachen der Stadt.
    Neben einem Auto, dessen Tür bereits geöffnet ist, wartet Marco auf uns. An seiner Seite stehen weitere Ordensmitglieder, deren Waffen jeder unserer Bewegungen folgen, als wir näher kommen. Jetzt sehe ich, wie die Angst Harvey übermannt. Ich spüre es auch.
    »Na, wenn das nicht einer der Weathersby-Zwillinge ist, der von den Toten zurückkehrt. Und dazu noch mit Mr.   Maldoon«, bemerkt Marco. Er beugt sich vor, sieht mir in die Augen und registriert ihre Farbe, bevor er sich wieder aufrichtet. »Gut gemacht, Blaine. Wirklich sehr gut.«
    Die Wachen packen uns und zwingen uns, in den Wagen zu steigen.
    Franks Arbeitszimmer sieht noch genauso aus wie in meiner Erinnerung: eine schillernde Zurschaustellung von eleganter Ausstattung und schmückenden Gegenständen. Marco drückt uns auf die Stühle vor dem Schreibtisch und wir warten. Kurz darauf gleiten die Türen hinter uns zur Seite, aber ich höre keine Schritte. Als ich mich umsehe, steht Frank in der Tür. Er betrachtet seine Fingernägel, lässt die Knöchel knacken und tritt dann in den Raum.
    Er mustert uns, zuerst Harvey, dann mich und dann wieder Harvey. Seine Augen leuchten. Während er uns inspiziert, presst er die Finger zu ihrer typischen Wellenbewegung zusammen, aber heute wirkt sie nicht nachdenklich und gelassen, sondern bedrohlich. Seine Finger sind bleich und knorrig wie abgestorbene Äste.
    »Willkommen zu Hause, Blaine«, sagt Frank schließlich. Seine Stimme klingt so butterweich wie immer. Er lächelt, ein breites, boshaftes Grinsen. Ich rutsche auf meinem Stuhl herum.
    Frank legt eine spinnenartige Hand auf mein Kinn und dreht meinen Kopf zur Seite. Mit einem Finger zieht er die blasse Narbe an meinem Hals nach. »Herrje, was ist denn hier passiert?«
    »Keine Ahnung«, lüge ich. »Die Rebellen haben mich gefoltert, um Informationen aus mir herauszupressen. Ich bin ohnmächtig geworden und mit einem Verband am Hals aufgewacht.«
    Frank zwinkert mir zu. »Was für ein Glück, dass du lebst. Wir haben schon das Schlimmste befürchtet.« Er verschränkt die Arme vor der Brust und erwähnt mit keiner Silbe, dass ein Peilsender unter meiner Haut gesessen hat. »Wie bist du entkommen?«
    Frank lässt erneut die Zähne zu einem ominösen Lächeln aufblitzen und mir wird übel. Warum habe ich mich nicht weniger mit der Analyse von Fluchtwegen und mehr mit dem Proben von Antworten auf solche Fragen beschäftigt? Ich schlucke und hoffe, dass meine Stimme nicht bebt.
    »Ich habe mich verstellt, so getan, als hätte ich Verständnis für ihre Sichtweise. Habe mich als Sympathisant ausgegeben. Ich stand unter ständiger Bewachung, aber als ich eine Gelegenheit gesehen habe, habe ich sie ergriffen. Bei einer Wachablösung habe ich meine Wächter attackiert, Harvey als Geisel genommen und bin dann zu Fuß zurückgelaufen.« Als ich Harveys Namen ausspreche, zeige ich auf ihn, und er zuckt zusammen.
    »Stimmt das, Harvey?«, fragt Frank. »Hat es sich so abgespielt?«
    »J… ja, Sir«, stammelt Harvey. Er wirkt verängstigt, und ich glaube nicht, dass er schauspielert.
    »Du hattest hier ein gutes Leben, Harvey, ein wirklich gutes Leben«, schnurrt Frank. »Ich weiß nicht, warum es so weit kommen musste.«
    Das Blut, das Harvey aus der Nase aufs Hemd getropft ist, ist noch nicht trocken, und jetzt, so mutlos und mit schlaff herabhängendem Arm, sieht er wirklich wie eine Geisel aus.
    Frank wendet seine Aufmerksamkeit erneut mir zu. »Das mit deinem Bruder tut mir so leid.« Seine Stimme klingt allerdings überhaupt nicht so, als bedaure er etwas. »Wir haben Berichte erhalten, dass er bei dem Kampf jenseits der Haarnadel gefallen ist. Du bist sicher niedergeschmettert.«
    Ich bin mir nicht sicher, welche Reaktion ich ihm vorspielen soll: Überraschung, als hätte ich das nicht gewusst, oder Kummer, als trauere ich. Bevor ich mich entscheiden kann, bückt sich Frank, sodass sein Gesicht direkt vor meinem schwebt. Ich sehe geradeaus und bete, dass er die Ränder der blauen Kontaktlinsen in meinen Augen nicht erkennen kann.
    »Also, Blaine«, sagt Frank. »Du tauchst wieder hier auf, nachdem du über zwei Monate verschwunden warst, weil du ganz allein die Operation Frettchen zum Erfolg geführt hast, und du erwartest, dass ich dir glaube.«
    »Sie glauben mir nicht?«, frage ich.
    »Nein, Blaine. Absolut nicht.« Seine Stimme klingt jetzt

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