Tal der Tausend Nebel
scheinbar bedauernd ihren Kopf.
»Es tut mir aufrichtig leid, Sie enttäuschen zu müssen, Johannes, aber ohne die Erlaubnis der Mädchen kann ich leider gar nichts für Sie tun.«
»Darf ich dann wenigstens zusehen?«
Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln blieb Johannes an dem Gartentürchen stehen, um sich an dem entzückenden Anblick zu freuen.
»Von mir aus …«
»Nein, nein … Johannes soll mitspielen!«
Hildegard hatte ihre Sprache wiedergefunden und öffnete bereits das Gartentürchen.
»Na, gut! Wenn du meinst. Dann lasst uns Ball spielen!«
Elisa steckte schnell ihre Haare fester hoch, um beim Spielen nicht zu schwitzen. Vom Meer wehte eine leichte Brise zu ihnen hinüber. Die Zweige des großen Jasminbusches, übersät mit kleinen roten Blüten, rauschten leise im Wind. Elisa warf Johannes den Ball zu.
»Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass Sie es hier nur mit Anfängerinnen zu tun haben …«
Die kleinen Zwillingsmädchen kicherten, aber Hildegard blieb ernst.
»Ich kann sehr gut mit dem Ball werfen, sagt meine Mutter.«
Johannes verzog keine Miene, als er sich in den Kreis stellte.
»Na gut, Hildegard, wenn du den Ball so gut werfen kannst, dann könnte es ja vielleicht heute auch mit dem Fangen klappen? Ich glaube, dass du im Fangen ganz besonders gut bist!«
Damit warf er den Ball behutsam in Hildegards Richtung. Mit einem strahlenden Lächeln fing die Kleine den Ball auf. Elisa hätte Johannes spontan dafür umarmen können, als er Hildegard ausgiebig lobte und danach geschickt auch noch die Zwillinge in das Ballspiel miteinbezog. Johannes würde einmal ein sehr guter Vater werden, das glaubte Elisa jetzt schon zu erkennen.
Etwas später setzte Elisa sich unter den Jasminbusch in den Schatten und sah zu, wie Johannes den Mädchen beibrachte, alleine miteinander Ball zu spielen. Das war selbst für Johannes nicht einfach, weil Hildegard Schwierigkeiten damit hatte, den Ball wieder herauszurücken, wenn sie ihn einmal gefangen hatte. Elisa seufzte. Hildegard, zu schnell von ihren Schwestern entthront, war ein überaus schwieriges Kind. Mit tödlichem Ernst und sehr verbissen ging die Kleine jede neue Herausforderung an, die das Leben ihr bot. Dabei sprach sie gewöhnlich kaum. Nur ihr Gesicht zeigte Frustration, wenn etwas nicht so geschah, wie sie es sich vorgestellt hatte. Bei Johannes aber lächelte sie und strahlte sogar bisweilen, wenn er sie lobte. Jetzt gerade wollte sie aber den Ball nicht mehr hergeben, sodass ihre Schwestern sich lautstark beschwerten.
Johannes versuchte vergeblich zu schlichten, während Elisa unter dem Jasminbusch ihr Lachen kaum zurückhalten konnte. Nach einer Weile gab er auf. Er überließ es den Mädchen, sich untereinander zu einigen, und kam auf Elisa zu.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Mit einer artigen Verbeugung wartete er auf ihr zustimmendes Nicken. Stumm setzte er sich neben sie, und gemeinsam sahen sie den Mädchen eine Weile beim Ballspielen zu. Dann begann Johannes unvermittelt zu sprechen.
»Ich habe euch beide heute oben beim Wasserfall gesehen …«
Elisa sah ihn erschrocken an. Johannes vermied es, Elisa in die Augen zusehen, sodass sie nicht wusste, was er dachte. Seine Stimme klang merkwürdig gepresst.
»Sie brauchen sich keine Sorgen machen. Ich verrate Kelii und Sie bestimmt nicht. Ich war doch ebenfalls dort … mit Leilani.«
Jetzt war es an Elisa, überrascht zu sein.
»Mit Keliis Schwester?«
Johannes nickte. Sein Gesicht war mit einem Mal umschattet. Er beugte sich näher zu ihr, um ihr etwas zuzuflüstern.
»Können Sie ein Geheimnis bewahren? Ich meine, ein Geheimnis, das auch Kelii nicht unbedingt wissen darf? Ich weiß, dass Kelii Sie sehr gerne hat … Leilani hat es mir nach meiner Rückkehr gleich erzählt. Im Dorf spricht man bereits darüber, dass Kelii und Sie eine ganz besondere … äh … Verbindung haben. Man nennt Sie dort die Haifischfrau.«
Elisa nickte und er fuhr leise fort.
»In gewisser Weise haben wir beide jetzt etwas gemeinsam. Dennoch ist meine Verbindung zu Leilani geheim … Meine Freundin ist über ihre Mutter ein wichtiger Teil der hawaiischen Königsfamilie, was Sie sicherlich bereits wissen … Doch daher hat sie unter ihren Leuten einen besonderen Stand und darf sich nichts zuschulden kommen lassen. Und ich … ich bin in den Augen ihrer Mutter bestimmt nur ein unwürdiger Haole, und bestimmt werden wir nicht die Erlaubnis bekommen zu heiraten …«
Johannes stockte. Seine
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