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Tal der Tausend Nebel

Tal der Tausend Nebel

Titel: Tal der Tausend Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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eine Pause und sein Blick verfinsterte sich.
    »Es ist ungerecht! Was Kelii und Sie miteinander am Wasserfall getan haben, das ist für die Hawaiianer in Ordnung! Niemand würde ihn deswegen fortjagen oder ausstoßen!«
    Elisa erstarrte.
    »Aber wir haben nichts Unrechtes getan …«
    Doch Johannes ließ sie nicht ausreden. Seine Worte waren jetzt voller Bitterkeit.
    »Die hawaiischen Männer können sich alles erlauben. Aber was Leilani getan hat, ist in ihrer Kultur tabu. Auch einem Mann ihrer Rasse so nahezukommen wäre tabu, wenn sie ihre Mutter nicht vorher um Erlaubnis gefragt hätte. Und mit einem Weißen? Unmöglich für ein Mitglied der königlichen Familie!«
    Elisa war erstaunt.
    »Aber warum? Die hawaiische Königin selber hatte einen Europäer zum Vater. War er nicht Schotte?«
    »Genau das ist das Problem. Die Königstreuen geben dem Schotten die Schuld dafür, dass ihre jetzige Königin in solchen Schwierigkeiten ist.«
    Das hatte Elisa auch schon gehört und nickte zögernd. Johannes hatte sich unter dem Jasminbusch in Fahrt geredet. Er merkte gar nicht, dass sich durch sein wildes Gestikulieren viele kleine rote Blüten von einem der herabhängenden Äste gelöst hatten. Einige davon waren auf seinen Haaren gelandet.
    »Es ist so ungerecht! Wäre Leilani eines der Hafenmädchen aus Lihue oder aber von geringem Stand, dann könnten wir vielleicht sogar offen und vor allen Augen zusammenleben.«
    Elisa runzelte unwillig ihre Stirn.
    »Hätten Sie sich denn in eines der Hafenmädchen überhaupt derartig verlieben können? Ich dachte, dass es nicht nur Leilanis Aussehen, sondern auch ihre feine Klugheit war, die Sie an ihr bezaubernd fanden?«
    Johannes gab ihr recht, beklagte aber weiterhin wortreich die Unmöglichkeit ihrer Liebe. Als Teil der Königsfamilie hatte Leilani als junge Frau sogar sehr viel mehr Verpflichtungen als ihr Bruder. Als älteste Tochter musste sie die königliche Blutlinie weitertragen. Diese wurde ausschließlich von der Mutter an ihre Töchter vererbt. Zudem war es ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine gemischte Ehe. Don’t mix the blood, hieß die Devise der Königstreuen auf allen hawaiischen Inseln, seit die Königin von Weißen unter Hausarrest gesetzt wurde. Aus Loyalität grenzten sie sich immer mehr ab.
    Johannes’ Seufzer kam aus tiefstem Herzen.
    »Uns wird keine andere Möglichkeit bleiben, außer zusammen zu fliehen. Obwohl Leilani sich unser Kind von ganzem Herzen wünscht, wird sie es sonst gleich nach der Geburt weggeben müssen. Wenn sie es nicht tut, wird sie vielleicht ausgestoßen. Oder aber es könnte von ihr verlangt werden, sich vom Wasserfall in den Tod zu stürzen. Wie Noelani …«
    Elisa erschrak. Johannes wusste also davon. Aber war ihm auch bewusst, dass sein Stiefvater von den Hawaiianern für den Tod des jungen Mädchens verantwortlich gemacht wurde? Wie viel hatte Leilani ihm erzählt?
    Elisa schwieg bedrückt. Ihr war mit einem Mal merkwürdig schwer ums Herz, so als hätte sich ein dunkler Schatten auf ihre Seele gelegt.
    »Johannes! Elisa!«
    Elisa hörte als Erste, wie ihre Namen geflüstert wurden. Es war Kelii. Lautlos war er von der anderen Seite des Gebüsches gekommen. Jetzt positionierte er sich so, dass er vom Haupthaus aus nicht zu sehen war. Johannes sprang erfreut auf. Mit größter Selbstverständlichkeit begrüßte Kelii ihn auf Englisch.
    »I heard that you are back, Johannes! I am so glad to see you well … How long will you stay?«
    Kelii sprach Johannes zuliebe das verhasste britische Englisch, das er sonst verweigerte. Es war die Sprache, die sie als Kinder miteinander gelernt hatten, wie Elisa von Kelii wusste. In ihren Unterrichtsstunden bei dem englischen Missionar hatten Johannes, Leilani und Kelii sich als Kinder kennengelernt und waren ein unzertrennliches Gespann geworden. Johannes antwortete ebenfalls auf Englisch, drückte sich aber vage aus, was die Dauer seines geplanten Aufenthalts anging. Kelii lächelte warm. Um seinen Freund zu beeindrucken, sprach er jetzt auf Deutsch weiter.
    »Ich würde mich freuen, wenn wir zusammen ein wenig spazieren könnten. Vielleicht später?«
    Johannes zeigte sich beeindruckt.
    »Du sprichst ja großartig Deutsch! Fast ohne einen Akzent. Das haben Sie gut gemacht, Elisa!«
    Elisa lächelte, als sie den alten Freunden noch eine Weile bei dem Austausch männlicher Höflichkeiten zusah. Sie war erleichtert, dass ihr Gespräch mit Johannes über das heikle Thema von Leilanis

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