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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Berührung seines Körpers ließen sie seufzen. »Ich habe so Sehnsucht nach dir«, sagte sie leise. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich denke nur noch an dich.«
    »Ganz einfach, das ist Liebe.« Er sah sie von der Seite an und zwang sich, sie nicht in seine Arme zu reißen. »Du hast das Gefühl nie gekannt?«
    »Nein, noch nie. Ich habe noch nie Sehnsucht nach einem Mann gehabt. Verlangen ja, aber das ist etwas ganz anderes. Verlangen kann man beschreiben, Sehnsucht nicht. Verlangen signalisiert der Körper, es ist greifbar, Sehnsucht nicht. Sehnsucht hat mit Seele zu tun, und eine Seele kann man nicht anfassen.«
    »Wonach hast du Sehnsucht?«
    »Nach dir.«
    »Also doch das Körperliche.«
    »Nicht allein. Es genügt schon, wenn ich dich sehe, wenn ich dich höre, wenn ich deine Gedanken spüre und in deine Augen schaue. Du bist da, das ist das Wunderbare.«
    Zynaker schwieg, legte den Arm um Leonoras Schulter und drückte sie an sich. Aber dann sagte er doch, was er die ganzen Tage über verschwiegen halte. »Bei dem großen Fest, bei dem Tanz der Krieger, hast du da nichts gehört?« fragte er.
    »Genug.« Sie lachte. »Das war ein Höllenlärm.«
    »Sonst hast du nichts gehört?«
    »Nein.«
    »Ich habe ein gutes Gehör, und ich bin lange genug Pilot. Ich habe es gehört, weit weg, aber ganz deutlich. Auf mein Gehör kann ich mich verlassen.«
    »Was hast du gehört?«
    »Motoren. In der Luft. Hubschrauber. Der typisch knatternde Ton. Mein Schatz, sie haben uns gesucht. Hubschrauber haben uns gesucht.«
    »Und … und warum hast du nichts gesagt?« Sie sah ihn mit glänzenden Augen an.
    »Hätte ich das sollen?«
    »Nein.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Zynaker drückte sie an sich. »Die Rettung war so nah. Zwei, drei Raketen hätten genügt, den Hubschraubern den Weg zu weisen. Ich habe zehn rote Raketen bei mir, aus dem Flugzeug mitgenommen. Wir hätten längst wieder in Port Moresby sein können.«
    »Ich möchte nicht nach Port Moresby. Ich will meinen Vater suchen, und ich will bei dir sein.«
    »Das bist du ja.«
    »Ich danke dir.« Sie lehnte sich ganz in seinen Arm, der sie umfaßt hielt. »Ich danke dir, daß du die Raketen nicht abgefeuert hast.«
    »Ich konnte es einfach nicht.«
    »Und du glaubst, daß niemand sonst die Motorengeräusche gehört hat?«
    »Bis jetzt hat keiner etwas gesagt. Reißner hätte bestimmt gebrüllt: ›Da ist ein Flugzeug!‹ und hätte einen Tanz aufgeführt.«
    »Und du glaubst, daß sie uns weiter suchen?«
    »Ja. Aber in den vergangenen Tagen habe ich kein Geräusch mehr gehört. Sie werden ein anderes Gebiet abfliegen.«
    »Aber Lieutenant Wepper weiß doch ganz genau, welches Tal ich suche.«
    »Der Funkverkehr brach ab, als ich runter mußte. Wir können uns auch verflogen haben, werden sie denken.«
    »Die Flugzeugtrümmer muß man doch sehen!«
    »Nur, wenn sie tief genug fliegen. Liegt, wie meistens, Nebel über dem Tal, haben sie keine Sicht. Außerdem weiß ich nicht, ob die Trümmer nicht von der Strömung mitgerissen worden sind. Der Vorderteil mit den Motoren natürlich nicht, aber die beiden hinteren Wrackteile könnten schon weggeschwemmt sein.«
    »Sollen wir es den anderen sagen, mein Schatz?«
    »Was? Daß ich Hubschrauber gehört habe? Auf keinen Fall! Reißner und Kreijsman brächten mich gemeinsam um.«
    In diesen Tagen geschah es auch, daß Schmitz ein Stück an dem schmalen, silberklaren Gebirgsbach hinaufging, von dem ein Teil Wasser über Holzrinnen zu den Uma geleitet wurde. Es war eine primitive, aber für dieses Urvolk geniale Konstruktion, die, wie alles Einfache, ohne Störung funktionierte.
    Schmitz setzte sich auf einen umgestürzten Baum am Ufer des Baches und dachte an Lakta. Er war in der letzten Zeit oft in Dai Puinos Haus gewesen, hatte an Sapas Lager gesessen und die Krisentage über bei ihr gewacht. Lakta hockte dann auf der anderen Seite des Lagers und sah zu, wie er mit dem Stethoskop Sapas Herzschlag kontrollierte oder den Blutdruckmesser um ihren Oberarm wickelte, ihn aufpumpte, die Luft wieder abließ und die Werte auf dem Manometer ablas. »Willst du mal hören?« fragte er eines Abends und hielt ihr das Stethoskop hin.
    Sie schüttelte den Kopf und starrte das Gerät, von dem sich der weiße Mann zwei Schläuche in die Ohren steckte und dann über die Brust ihrer Mutter tastete, wie eine giftige Schlange an. Schmitz machte es ihr noch einmal vor, zog sie dann zu sich herüber und steckte ihr die Schläuche in die

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