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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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verletzt. Auf seiner rechten Bauchseite klaffte ein großer Riss. Ich umschlang Stormys Hals und spürte das Leben unter der Haut des Fohlens pulsieren. Ich weinte und stammelte. »Stirb nicht«, bat ich, »bitte stirb nicht.«
    Aus Stormys Kehle kam ein raues Gurgeln. Das Fohlen hatte seine Augen vor Angst und Schmerz weit aufgerissen, sodass ich das Weiß um die Pupille sehen konnte. Schließlich überwand ich meine Angst, fasste nach dem Hautlappen und klappte ihn über die Wunde. Mit einer Hand klammerte ich den Riss zusammen.
    Ein greller Blitz leuchtete auf und gleich darauf folgte krachender Donner. Stormy hob ruckartig den Kopf und versuchte noch einmal aufzuspringen. Das Fohlen schrie – und diesen Schrei werde ich niemals vergessen. Ich hielt Stormy am Boden, während der Regen wie ein Wasserfall auf uns herabdrosch und bis auf die Knochen drang. Die Tropfen verwandelten sich zu Eis. Hart prasselten die Hagelkörner auf das Blech des Pick-ups und auf meinen und Stormys ungeschützten Körper.
    Der Groll der Thunderbeings,der Donnerwesen, musste furchtbar sein. Was hatte ich nur getan? Ich hatte meinen Willen gegen meinen Vater durchgesetzt, aber doch nur, weil ich auf meinen Traum gehört hatte. Machte ich denn alles falsch ?
    Es kam mir so vor, als würde es ewig dauern, bis mein Vater endlich zurückkehrte. Er hatte Neil mitgebracht, der allein zu Hause war. Sie schlugen das Fohlen in eine Decke und hoben es auf die Ladefläche des Trucks. Ich kletterte zu Stormy hoch, hockte mich neben sie und versuchte wieder den Riss zusammenzuhalten. Neil stieg in den Pick-up und Dad schob, bis die Räder nicht mehr durchdrehten und er den Kleinlaster zur Straße wenden konnte.
    Neil sprang aus der Fahrerkabine. »Ich werde den Tierarzt anrufen, damit er weiß, dass ihr kommt«, rief er Dad durch den strömenden Regen zu. Ich wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen. Es war meine Schuld. Alles war meine Schuld. Wenn Stormy stirbt, will ich auch nicht mehr leben, schoss es mir durch den Kopf.
    Dad fuhr vorsichtig, solange es noch stark regnete und die Sicht miserabel war. Mein T-Shirt und die Hose waren durchnässt bis auf die Haut, aber das spürte ich gar nicht. All meine Gedanken und Gefühle strömten zu Stormy, dem kleinen Fohlen, das furchtbare Schmerzen haben musste. Sein Atem rasselte und ging stoßweise. Mit furchtglänzenden Augen sah es mich an, schien aber zu spüren, dass ich ihm helfen wollte.
    Als der Regen endlich nachließ, trat Dad aufs Gaspedal. Schließlich hielt er vor der Tierarztpraxis von Dr. Morgan in Allen, einem Ort gleich hinter der Reservatsgrenze. Der Veterinär hatte Neils Anruf entgegengenommen und erwartete uns schon. Er half meinem Vater, Stormy in das Behandlungszimmer seiner Praxis zu tragen, wo der OP-Tisch stand.
    Dann bat er uns den Raum zu verlassen. Ich wollte bei Stormy bleiben, aber Dr. Morgan erlaubte es nicht. »Es ist besser so, glaub mir«, sagte er.
    Wir setzten uns ins Wartezimmer, wo zum Glück außer uns niemand war. Hose und T-Shirt meines Vaters waren schlammbespritzt. Dad stützte die Ellenbogen auf die Knie und vergrub sein Gesicht in den Händen. Der Verband an seiner Rechten war nass und blutig. Auch ich war voller Blut, Stormys Blut. Ich zitterte, und Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen.
    Eine junge Frau kam in den Warteraum und brachte uns zwei Decken, in die wir uns einwickeln konnten. Irgendwann spürte ich, wie Dad seinen Arm um meine Schulter legte und mich an sich heranzog.
    Â»Das habe ich nicht gewollt«, sagte ich schluchzend. »Ich habe es nicht gewollt.« Hatte ich im Traum das Unglück vorausgesehen? War meine Besorgnis Stormy zum Verhängnis geworden? Immer wieder musste ich daran denken, dass alles nicht passiert wäre, wenn wir gar nicht erst losgefahren wären.
    Â»Ich weiß Tally, ich weiß«, sagte mein Vater. »Aber es ist nicht deine Schuld. Es war einfach eine Verkettung von unglücklichen Zufällen. Neil hatte vergessen den Zaun zu schließen, und als es anfing zu donnern, haben sich die Pferde erschreckt. Stormy hat die Orientierung verloren und ist zur Straße gelaufen.«
    Â»Aber wenn ich nicht darauf bestanden hätte, dass wir losfahren…« »Hör auf damit, Talitha«, sagte mein Vater. »Es ist passiert, und wir können es nicht ändern. Dr. Morgan wird versuchen das Fohlen zu

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