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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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kramte in den Taschen seiner Jeans und brachte ein paar Dollarnoten zum Vorschein. Er zählte sie Dr. Morgan in die Hand. »43 Dollar und 80 Cent«, sagte er. »Das ist alles, was ich habe.«
    Der Arzt nahm 40 Dollar und machte einen Schritt zur Seite. In der Tür stand Stormy, den Bauch fest umwickelt mit einem weißen Verband. Das Fohlen ließ den Kopf hängen und stand auf zittrigen Beinen, aber es stand aufrecht. Stormy lebte. Tränen der Freude und der Erleichterung liefen über meine Wangen.
    Â»Hallo Stormy«, sagte ich zärtlich, und das Fohlen kam und knabberte an meiner Hand. Ich legte meine Wange an seine weichen Nüstern und trocknete meine Tränen in seinem Fell. Stormy vertraute mir immer noch. Sie wusste nicht, dass alles meine Schuld war.
    Â»Das ist wohl ein ganz besonderes Pferd«, sagte der Tierarzt und kratzte sich am Hinterkopf. »Dreimal dachte ich, es wäre tot, denn es hat eine Menge Blut verloren. Dreimal habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und begonnen den Totenschein auszufüllen. Aber jedes Mal hob das Fohlen wieder den Kopf.«
    Dad hatte Recht gehabt. Stormy war wakan,weil Wakan Tanka, der Große Geist, es gezeichnet hatte. »Wird Stormy denn wieder richtig gesund werden?«, fragte ich mit banger Stimme.
    Â»Wir werden sehen«, antwortete Dr. Morgan. »Ich habe die Wunde genäht und Antibiotika gespritzt. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun. Ich nehme an, du warst es, die die Wunde zusammengeklammert hat. Das war sehr umsichtig von dir und hat dem Fohlen vielleicht das Leben gerettet. Die Verletzung ist nicht tief, vermutlich hat das Auto die Seite nur gestreift und dabei die Haut aufgerissen. Du musst jetzt dafür sorgen, dass es viel Ruhe hat. Kümmere dich um dein Fohlen, wechsle den Verband, und sorge für gutes Futter. Dann wird es auch wieder gesund werden.«
    Wir erfuhren, dass Stormy keine inneren Verletzungen hatte und auch keine Knochenbrüche. Glück im Unglück also. Aber es bestand die Gefahr, dass sich die Wunde entzündete. Ich wollte alles, was in meiner Macht stand, tun, um das zu verhindern.

8. Kapitel
    Draußen dämmerte es bereits, als wir Stormy auf die Ladefläche des Pick-ups hoben. Dr. Morgan hatte uns eine neue, saubere Decke gegeben, damit wir das Fohlen darin einwickeln konnten.
    Wieder saß ich hinten bei Stormy und der Kopf des Fohlens lag auf meinem Schoß. Manchmal schnaubte es leise, aber dann schlief es vor Erschöpfung ein, und ich streichelte seinen Hals. Ich war müde und hatte gleichzeitig das Gefühl, nie mehr schlafen zu können. Jedenfalls so lange nicht, bis ich sicher sein konnte, dass Stormy überleben würde.
    Dad brachte das Fohlen nicht zurück zu Tom Thunderhawk. Er fuhr nach Porcupine und trug Stormy in unseren Trailer. Dort bekam es einen Platz im Badezimmer, weich gepolstert auf einer alten Schaumgummimatte.
    Badewanne und Duschkabine in unserem Bad waren aus einem Stück: hässliches weißes Plastik. Alles nur Attrappe, genau so wie die Wasserhähne, aus denen noch nie ein Tropfen Wasser gekommen war. Wir benutzten das Bad so gut wie nie, also war hier der beste Platz für Stormy.
    Mein Vater strich mir über den Kopf und sagte: »Ich werde jetzt Tom anrufen und ihm sagen, dass du dich um Stormy kümmern wirst, bis sie wieder gesund ist.« In der Tür drehte er sich noch einmal um und fragte: »Wird das Fohlen noch von seiner Mutter gesäugt?«
    Â»Manchmal trank es noch bei seiner Mutter«, antwortete ich. »Aber Stormy ist schon fünf Monate alt und kann alleine fressen.«
    Â»Na dann dürfte es ja keine Probleme geben.«
    Â»Danke, Dad.« Ich umarmte ihn und dachte, dass ich den besten Vater der Welt hatte. Ich war schuld an allem, aber er war mir nicht böse. Er war mir niemals böse.
    Während mein Vater mit Tom telefonierte, brachte ich Stormy Wasser und eine Hand voll Pellets aus der Ölpresse, ihre Lieblingsleckerbissen. Aber sie trank nur ein wenig, zum Fressen war sie zu schwach.
    Ich wusch mich und zog mich um, dann setzte ich mich wieder zum verletzten Fohlen. Dabei musste ich eingeschlafen sein, denn ich wurde wach, als mein Vater mich auf seinen Armen in mein Zimmer trug.
    Â»Ist Tom sehr sauer?«, fragte ich verschlafen.
    Â»Er ist überhaupt nicht sauer«, sagte Dad. »Er sagt, niemand hat Schuld, solche Dinge passieren eben. Natürlich macht er sich

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