Talitha Running Horse
bewahrheitete sich.
Adena kniete neben Stormy auf der Matte nieder und streichelte das Fohlen. »Ich finde es toll von deinem Dad, dass er dir erlaubt Stormy zu pflegen«, sagte sie. »Ein Pferd im Badezimmer, das ist ziemlich ungewöhnlich, sogar für Pine Ridge.« Sie lachte.
»Es ist ein Pferdekind«, schniefte ich, »und das mit dem Badezimmer war Dads Idee. AuÃerdem benutzen wir das Bad sowieso kaum.«
Adena lächelte. »Dein Vater ist klasse.« Sie erhob sich. »Ich würde ja gerne bei dir und Stormy bleiben, aber ich muss jetzt los. Wir wollen nach Rapid City fahren. Einkaufen.« Sie verdrehte die Augen, aber ich wusste, dass sie gerne einkaufen fuhr.
»Kommst du morgen wieder?«
»Ja, morgen komme ich noch mal. Aber dann bin ich für zwei Wochen oben in Cheyenne River bei meinem Bruder Henry. Seine Frau erwartet ihr zweites Kind, und sie muss viel liegen. Ich soll ein bisschen im Haushalt helfen.«
»Aber â¦Â«Adena hatte in einer Woche Geburtstag, sie wurde 14. Ich hatte mich auf diesen Tag gefreut, denn er war nicht nur für Adena etwas Besonderes, sondern auch für mich. Meist war die ganze Familie White Elk da, und Nellie gab sich immer groÃe Mühe mit dem Essen.
Als Adena sah, wie unglücklich mich ihre Offenbarung machte, umarmte sie mich noch einmal. »Sei nicht traurig, weil ich an meinem Geburststag nicht da bin. Wenn ich zurückkomme, feiern wir ihn nach, nur wir zwei. Ich werde dich anrufen, okay? Tóksâ, Tally. Du schaffst das schon.«
Sie hatte gut reden. Im Augenblick fühlte ich mich so müde, schwach und verzweifelt, dass ich das Gefühl hatte, nicht einmal die einfachsten Dinge zu schaffen, geschweige denn, die Verantwortung für ein verletztes Fohlen zu tragen.
Mein Vater kam am späten Nachmittag und begann noch an einem Unterstand für Stormy zu bauen. Bretter und Nägel hatte er mitgebracht. »Die habe ich umsonst bekommen«, sagte er. »Von Mike Red Bear. Ich habe ihm von Stormy erzählt. Er sagt, er hätte mich nicht heimschicken sollen, dann wäre das vielleicht alles nicht passiert.« Das war mal wieder typisch für uns Lakota. Wenn etwas Schlimmes geschehen war, gab es immer tausend verschiedene Gründe dafür, und meistens hatten die Spirits ihre Finger im Spiel. Jemand hatte dies oder das getan oder etwas nicht beachtet oder nicht auf jenen gehört. Dadurch, dass Mike Red Bear sich ebenfalls verantwortlich fühlte für den Unfall, kam Stormy zu einem Dach über dem Kopf. Bei allem Unglück hatten wir auch immer ein bisschen Glück. Jedenfalls kam es mir so vor, wenn ich an alles zurückdachte, was ich bis jetzt erlebt hatte.
Tom Thunderhawk kam noch einmal vorbei und brachte Kleie und Heu für das Fohlen. Er redete mit meinem Vater, aber ich verstand nicht, was sie sagten, und ich traute mich später auch nicht, Dad danach zu fragen. Neugier ziemte sich nicht für eine Lakota und ich hatte sowieso schon eine Menge falsch gemacht. Wenn es etwas war, das mich auch anging, würde mein Vater es mir zum gegebenen Zeitpunkt erzählen.
Die nächsten Tage blieb unser Badezimmer Stormys Zuhause. Bald roch es im ganzen Trailer nach Pferdestall, und ich wusste, dass Dad diesen Zustand nicht länger dulden würde als unbedingt notwendig war.
Stormy hatte Glück gehabt. Die Wunde in ihrer Seite heilte schnell und gut. Sie entzündete sich auch nicht, was Dr. Morgans gröÃte Sorge gewesen war. Bald stand das Fohlen wieder sicherer auf seinen geraden Beinen und ich brauchte nun keine Angst mehr zu haben, dass es sterben könnte.
Inzwischen hatte sich Stormy mit Miss Lilly angefreundet, sodass ich das Fohlen getrost hin und wieder allein lassen konnte, um meine Hausarbeiten zu erledigen. Miss Lilly liebte es, sich in Stormys Heu auszustrecken und das kleine Pferd zu necken. Die beiden verstanden sich so gut, dass ich manchmal richtig eifersüchtig wurde. Nach zwei Wochen war die Wunde so gut verheilt, dass sie keinen Verband mehr brauchte. Stormy durfte jetzt nach drauÃen, wo Dad noch einen fünf mal fünf Meter groÃen Korral gebaut hatte. Ich war der Meinung, das Fohlen würde sich freuen, endlich wieder etwas Freiheit genieÃen zu können, an Kräutern zu knabbern und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Aber es blieb in seinem kleinen Unterstand, der nach zwei Seiten offen war, und kam nur heraus, wenn ich ihm
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