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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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bringen.
    Tom hatte mir ein Halfter für Stormy dagelassen. Wenn ich es schaffte, ihr das Halfter anzulegen, würde ich sie an einem Strick führen können und versuchen, sie langsam mit dem Pick-up vertraut zu machen
    Stormy hörte mich kommen und begrüßte mich mit einem freudigen Wiehern. Ich schlang die Arme um ihren Hals und küsste sie auf die samtigen Nüstern. Während ich den vertrauten Geruch ihres warmen Fells einatmete, dachte ich mit Schrecken daran, dass Tom und Neil schon in zwei Tagen aus Montana zurück sein würden. Dann würden sie kommen, um Stormy nach Hause zu holen. Ich schob den Gedanken weg. Noch war Stormy bei mir, und mit jedem Tag, den wir zusammen verbrachten, wurde das Band zwischen uns enger. Vorsichtig holte ich das Halfter hervor, dass ich unter dem T-Shirt versteckt hatte. Sanft zog ich ihr das Halfter über das Maul und die Ohren.
    Das Fohlen schüttelte den Kopf, als wolle es das ungewohnte Ding schnellstens loswerden. Aber ich hatte vorsorglich eine Karotte mitgebracht, die sich nun als willkommene Ablenkung erwies. Stormy ließ sie erst auf die Erde fallen und beschnupperte sie, bevor sie die Karotte fraß.
    Adena kam zur Koppel, und ich erzählte ihr, dass Dad und ich nachts auf dem Pick-up schliefen, um das Fohlen vor dem Berglöwen zu bewachen.
    Adena lachte ungläubig. »Aber mein Vater ist sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt ein Berglöwe war«, sagte sie. »Er hat irgendein Tier ums Haus schleichen sehen. Vielleicht war es nur ein Kojote.«
    Â»Stormy hat nicht umsonst so panische Angst gehabt«, erwiderte ich.
    Â»Vielleicht war es ein Bobcat«, sagte Adena. »Die können auch ziemlich groß werden.«
    Â»Habt ihr denn Spuren gesehen?«, fragte ich.
    Adena schüttelte den Kopf. »Jason hat alle Spuren zertrampelt.«
    Das Halfter war weich und saß perfekt, sodass Stormy sich schnell daran gewöhnte. Schon am nächsten Tag machte ich mit Adena und dem Fohlen einen Spaziergang. Natürlich war mir klar, dass Stormy mir davonlaufen konnte, wenn irgendetwas sie erschreckte. Dann würde auch der Strick, den ich am Halfter befestigt hatte, sie nicht zurückhalten. Ich hoffte einfach, dass sie mir vertraute und bei mir blieb.
    Wenn sie brav neben Adena und mir herlief oder stehen blieb, um zu grasen oder nach einem Schmetterling zu haschen, dann vergaß ich, dass sie beinahe gestorben wäre. Und ich vergaß, dass ich mich schuldig fühlte an dem, was sie erlitten hatte. Endlich hatte ich ein Pferd. Stormy gehörte mir nicht, aber im Augenblick fühlte es sich so an, als ob sie mir gehörte.
    Den Gedanken, dass dieser wunderbare Zustand nicht von Dauer war, schob ich ganz weit weg. Schon vor dem schrecklichen Unfall war ich ganz vernarrt in Stormy gewesen, aber nun liebte ich das Stutfohlen wie eine Schwester.
    Â»Du darfst nicht versuchen, sie wie Menschen zu behandeln«, hatte Tom Thunderhawk zu mir gesagt. »Es sind Pferde, und sie denken ganz anders als wir.«
    Manchmal war es mir schwer gefallen, mich daran zu halten, obwohl ich wusste, dass Tom natürlich Recht hatte. Stormy war nun ein Teil von mir. Ich lernte, durch ihre Augen zu sehen und zu begreifen, dass Stormys Reaktionen ihrem ureigensten Wesen entsprachen. Ich fühlte, wie sie dachte, und brachte sie dazu, mir zu vertrauen.
    Wir gehörten zusammen, und der Wunsch, die Stute irgendwann mein Eigen zu nennen, wurde übermächtig. Vielleicht schaffte mein Vater es ja doch, so viel Geld zusammenzusparen, dass wir ein richtiges Haus auf unserem Land bauen konnten. Vielleicht würde Tom mir Stormy dann verkaufen …
    Als Dad und ich am Abend wieder auf der Ladefläche des Pick-ups lagen, erzählte er mir aus seinem Leben. Es waren Geschichten, die ich schon oft gehört hatte – doch ich bekam nie genug davon.
    Was für ein herrliches Gefühl das war: unter freiem Himmel neben meinem Vater zu liegen und seinen Worten zu lauschen, ab und zu untermalt von Stormys leisem Schnauben oder dem Klappern ihrer Hufe auf dem harten Boden. Das mahlende Kaugeräusch, wenn sie vom Heu fraß, hatte etwas Beruhigendes.
    Den nächsten Tag verbrachte ich wieder damit, Stormy zu zeichnen. Inzwischen hatte ich schon so viele Skizzen von ihr gemacht, dass ich sie aus dem Gedächtnis zeichnen konnte.
    Ich wartete darauf, dass Tom kam, um Stormy zu holen, aber nichts geschah. Dad war geschafft,

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