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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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etwas zu fressen brachte.
    Stormy hatte Angst.
    Obwohl sie jetzt wieder richtig fraß, blieb ihr Fell stumpf, und sie sah immer noch traurig aus. Dad hatte mir eine weiche Bürste für Stormys Fell besorgt, aber als ich sie das erste Mal damit bürsten wollte, wieherte sie entrüstet und schlug mit ihren Hufen gegen die Bretterwand.
    Â»Na hey«, sagte ich, »hab doch keine Angst. Das Bürsten wird dir gefallen, wirst schon sehen.«
    Miss Lilly saß mit eingerollten Vorderpfoten auf einem Pfosten und beobachtete voller Neugier, was ich mit ihrer neuen Freundin machte.
    Es dauerte eine Weile, bis Stormy sich beruhigt hatte. Ich streichelte ihren Hals, redete leise auf sie ein und versuchte es erneut. Diesmal hielt sie still und ließ sich von den weichen Borsten das Fell massieren. Bis ich auf die Idee kam, auch ihre Brust zu bürsten. Da machte sie einen erschrockenen Satz zur Seite und schüttelte den Kopf.
    Ich hörte ein Lachen und drehte mich um. Es war Adena, die aus dem Cheyenne-River-Reservat zurückgekehrt war. »Stormy ist kitzlig«, sagte sie. »Du musst herausfinden, wo genau, und sie ganz langsam ans Bürsten gewöhnen.«
    Entgeistert sah ich Adena an. Wollte sie mich auf den Arm nehmen? Aber ich versuchte es erneut: erst Rücken und Flanken, wobei ich natürlich die Narbe aussparte, dann die Brust – und Stormy machte einen Satz. Sie war tatsächlich kitzlig. Ein kitzliges Stutfohlen, das nachts schnarchte wie ein alter Mann. Ich erzählte Adena davon, und wir lachten. Meine Freundin hatte mir sehr gefehlt, das merkte ich jetzt. Es tat so gut, jemanden zu haben, mit dem man lachen konnte!
    Nach und nach fand Stormy Gefallen an der Bürste und langsam bekam ihr Fell seinen seidigen Schimmer zurück. Diese kleinen Erfolge konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stormy oft schreckhaft und ängstlich war. Kam Dad mit dem Pick-up angefahren, wieherte sie erschrocken und schlug aus. Ihre Angst vor Autos war natürlich nicht unbegründet, und ich fragte Adena, was ich dagegen tun konnte. Aber sie zuckte nur die Achseln. Adena hatte zwar reiten gelernt, aber meine Begeisterung für Pferde teilte sie nicht.
    Ich nahm mir vor, Tom zu fragen, wenn er erst wieder aus Montana zurückgekehrt war.

9. Kapitel
    Anfang der zweiten Woche, die Stormy draußen in ihrem Korral verbrachte, wurde ich eines Nachts wach, weil mich ihr helles Wiehern aus dem Schlaf schreckte. Es klang aufgeregt und sehr ängstlich. Irgendetwas stimmte nicht. Ich schlüpfte in meine Sandalen, schnappte mir die Taschenlampe und eilte nach draußen. Stormy schnaubte erregt und stellte sich auf die Hinterhand. Mit ihren Vorderhufen schlug sie gegen die Bretterwand, was ziemlichen Krach machte.
    Etwas musste sie erschreckt haben, aber ich konnte kein Tier entdecken, so sorgfältig ich die Umgebung auch mit der Taschenlampe ausleuchtete. Dad war unterdessen ebenfalls wach geworden und kam verschlafen nach draußen.
    Â»Hast du was gesehen?«, fragte er.
    Â»Nein, nichts. Aber Stormy muss große Angst gehabt haben, sie ist immer noch ganz aufgeregt.« Das Fohlen stampfte mit den Vorderhufen und zog mit weit geblähten Nüstern die Witterung des unsichtbaren Tieres ein.
    Â»Vielleicht war es ein Berglöwe«, sagte mein Vater. »Charlie White Elk hat mir gestern erzählt, er hätte in der Nacht einen um sein Haus schleichen sehen. Ich dachte, er hätte sich vielleicht verguckt, aber möglich wäre es.«
    Ein Berglöwe, dachte ich, auch das noch. Bisher war Stormy sicher gewesen, aber nun, ganz allein hier draußen … Jetzt fehlte ihre Herde, der gefleckte Hengst, der sie und seine anderen Stuten vor drohenden Gefahren schützen würde.
    Â»Ich werde draußen schlafen«, beschloss ich. »Hier bei Stormy.« »Das geht nicht«, protestierte mein Vater.
    Â»Aber wieso nicht? Es ist warm draußen, und wenn tatsächlich ein Berglöwe in der Nähe ist, wird Stormys Wiehern mich wecken.«
    Â»Und was dann?«, fragte Dad. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn.
    Â»Dann kann ich ihn vertreiben.«
    Â»Wie denn, Braveheart?«
    Â»Berglöwen haben Angst vor Menschen«, sagte ich trotzig.
    Â»Das stimmt so nicht ganz, Tally«, wandte mein Vater ein. »Berglöwen sind sehr scheu, und man bekommt sie nur selten zu Gesicht. Aber sie fürchten uns Menschen nicht. Er könnte dich

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