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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Meere.
    Ich dachte an Stormy.
    In Mathe standen lange Formeln an der Tafel, und ich starrte auf Zahlen und Buchstaben, als wären es Hieroglyphen.
    Ich träumte von Stormy.
    Â»Tally, wo bist du nur mit deinen Gedanken?«, fragte Mrs Turnbull kopfschüttelnd im Unterricht für Stammessprache. Wir übten gerade einen Dialog, in dem es um Crazy Horse ging. Tashunka Witko war sein Lakota-Name.
    Â»Um seinen Namen ranken sich viele Geschichten«, sagte Mrs Turnbull. »Eine sagt, dass er Crazy Horse hieß, weil er einen Traum hatte, in dem sein Pferd in der Schlacht verrückte Sachen machte. Aber wir wissen, dass er den Namen von seinem Vater übernahm und vorher einfach Curly hieß, wegen seiner lockigen Haare.«
    Ein paar meiner Mitschüler drehten sich zu mir um und lachten. Mrs Turnbull erzählte von Crazy Horse, dem tapferen Häuptling, der die Lakota und die Cheyenne in der Schlacht am Little Big Horn anführte, in der General Custer vernichtend geschlagen wurde. Sie erzählte auch von den beiden anderen großen Häuptlingen, Sitting Bull und Red Cloud.
    Adena hob die Hand und fragte, wie es sein konnte, dass noch immer Uneinigkeit zwischen den Nachfahren der großen Häuptlinge herrschte.
    Da wurde Mrs Turnbull sehr ernst. »Weil jeder nach einem Schuldigen sucht für das, was geschehen ist. Wir Lakota waren ein mutiges Volk, aber nachdem man uns alles genommen hatte, wofür es sich zu kämpfen lohnt, unser Land, unsere Freiheit, unsere Pferde, da sank unser Mut. Wir leben heute ein Leben, das man uns aufgezwungen hat, aber wir haben nicht vergessen, wie es einmal war.
    Deshalb ist Crazy Horse, der niemals aufgab und nie einen Vertrag unterzeichnet hat, auch heute noch der große Held für viele unserer jungen Leute. Sie möchten so sein wie er.
    Einige werfen Sitting Bull vor, dass er im Lager saß und betete, während Crazy Horse am Little Bighorn kämpfte. Und Red Cloud kreiden sie an, dass er mit den Weißen Frieden geschlossen hat und wir deshalb die Paha Sapa,die Black Hills, verloren haben. Doch er hat damals schon gewusst, dass wir diesen Krieg nicht gewinnen konnten und dass die Weißen unser Land nie wieder verlassen würden.«
    Â»Aber Sitting Bull und Crazy Horse wurden von den Weißen getötet«, sagte einer aus den hinteren Bankreihen, »während Red Cloud von ihnen durchgefüttert wurde.«
    Es gab ein größeres Gemurmel, aber Mrs Turnbull ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Sitting Bull wurde auf Befehl eines Weißen, aber von den Kugeln eines Indianerpolizisten getötet«, sagte sie. »Ich glaube, es geht hier auch nicht darum, wie es nun genau vor hundert Jahren gewesen ist. Es geht darum, dass wir einen neuen Anfang finden. Es geht um Versöhnung.«
    In den nächsten beiden Stunden hatten wir Kunstunterricht bei Mrs Hunter. Sie kam gleich zu Beginn der ersten Stunde auf mich zu und fragte nach meinen Pferdeskizzen. Ich sah sie verwundert an. Woher wusste sie …?
    Adena, die neben mir saß, senkte grinsend den Kopf. Sie hatte in meinem Zimmer die Zeichnungen gesehen, die ich von Stormy gemacht hatte, und unserer Kunstlehrerin bei der ersten Gelegenheit davon erzählt.
    Â»Ich dachte, wo nun sowieso schon jeder von Stormy weiß, kannst du auch zeigen, wie gut du bist«, sagte sie.
    So brachte ich am nächsten Tag meine besten Zeichnungen mit in die Schule und Mrs Hunter war begeistert. »Die sind wirklich gut, Tally. Du wirst immer besser. Ich möchte ein paar davon gerne zu einem Wettbewerb einreichen. Darf ich?«
    Ich zuckte die Achseln. Warum nicht?, dachte ich. Einen Versuch war es wert. Danach vergaß ich die Sache.
    Am Tag darauf, es war der 7. September, war mein 14. Geburtstag. Wie sehr hatte ich ihn herbeigesehnt, und nun war es so weit. Der Duft nach Gebäck und heißer Schokolade weckte mich. Es war Samstag, und mein Vater überraschte mich mit Blumen, einem Geburtstagskuchen, den er selbst gebacken hatte, und einer neuen Jeans. Sie passte wie angegossen.
    Ich umarmte meinen Vater. »Danke Dad. Wie hast du das nur hingekriegt?«
    Er beichtete mir, dass er sie zusammen mit Adena gekauft hatte. »Ich hätte wahrscheinlich voll daneben gelegen. Nun bin ich froh, dass sie dir gefällt.«
    Â»Sie ist perfekt«, sagte ich.
    Aber mein schönstes Geschenk war, dass Dad sich Zeit nahm, um mit mir und Adena am Nachmittag zu Tom

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