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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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und blieb erschrocken stehen.
    Stormy wieherte leise. Dann wieder die Stimme. Ich erkannte sie. Es war Marlin, er musste eben erst nach Hause gekommen sein. Sofort war ich hellwach. Ich hoffte, dass er die Stute nicht beachten würde und einfach nur so schnell wie möglich in seinem Zimmer verschwand. Aber mein Cousin hatte mit jemandem geredet, und wenn einer seiner Kumpel bei ihm war, dann würden sie vielleicht ihre Dummheit an Stormy auslassen.
    Doch auf einmal wurde mir klar, dass Marlin mit der Stute sprach.
    Â»Dich hat es aber ganz schön erwischt«, sagte er. »Du siehst ja furchtbar aus.« Seine Stimme war voller Mitgefühl, etwas, das ich von meinem Cousin nicht erwartet hätte.
    Ich ging nach oben und trat aus der Haustür. Sah, wie Marlin neben der liegenden Stute kauerte und sie streichelte. Als er den Kopf hob und mich im Licht der Außenbeleuchtung stehen sah, stand er auf.
    Â»War das eine Klapperschlange?«
    Â»Ja. Sie hat Stormy in die Nüstern gebissen. Der Tierarzt war da und hat ihr ein Gegengift gespritzt. Er hat gesagt, sie soll nicht so lange liegen.«
    Ich ging zu Stormy, kniete mich hinter sie und versuchte sie zum Aufstehen zu bewegen. Scooter und Rip winselten leise, blieben aber in ihrer Hütte. Marlin stand eine Weile unschlüssig herum und sah zu, wie ich mich abmühte.
    Â»Na los«, sagte ich verzweifelt. »Hilf mir!«
    Als ob er auf diese Aufforderung gewartet hätte, kniete er sich neben mich, und zusammen brachten wir Stormy so weit in Bewegung, dass sie auf die Beine kam. Ich holte einen Eimer mit Wasser, und sie senkte ihren Kopf hinein.
    Marlin musterte mich mit einem seltsamen Blick. Mir wurde bewusst, dass ich nur kurze Hosen und ein ärmelloses T-Shirt trug. Marlin starrte auf meine Brüste, die in den letzten Monaten voll und rund geworden waren und sich deutlich unter dem dünnen Hemd abzeichneten.
    Unangenehm berührt, verschränkte ich die Arme vor meiner Brust.
    Â»Danke fürs Helfen«, sagte ich und klang wenig dankbar.
    Â»Schon gut. Ich gehe jetzt schlafen.«
    Â»Okay. Ich bleibe noch einen Moment bei Stormy.«
    Am nächsten Morgen ging es Stormy deutlich besser: ihr geschwollenes Maul sah allerdings ziemlich schlimm aus. Die Metallröhren waren von selbst herausgerutscht, also war die Schwellung zurückgegangen. Stormy konnte wieder leichter atmen. Ihre Nüstern waren mit getrocknetem Schleim verklebt, den ich ihr vorsichtig abwusch. Zwei kleine schwarze Punkte auf der empfindlichen Stelle zwischen beiden Nasenlöchern waren die Abdrücke der Giftzähne. Ab und zu steckte Stormy den Kopf in den Wassereimer, nicht nur, um zu trinken, sondern auch um die Schmerzen zu lindern, die das Gift verursachte.
    Della rief an und erkundigte sich nach Stormys Befinden. Ich erzählte ihr, dass der Tierarzt da gewesen war und ihr ein Gegengift geimpft hatte. Als die Familie Thunderhawk drei Tage später vom Sonnentanz zurückkehrte, sah Stormy erbarmungswürdig aus. Dort, wo das Gift sich ausgebreitete hatte, löste sich die Haut in großen Fetzen ab. Außerdem war Stormy sichtlich mager geworden. Sie hatte fast überhaupt nichts mehr gefressen in den letzten drei Tagen.
    Della, die Mädchen und auch Neil sahen ziemlich erschrocken aus, als sie die gepunktete Stute sahen. Tom Thunderhawk ging um das Pferd herum und sah es sich genau an. »Sieht so aus, als hätte sie das Schlimmste überstanden«, sagte er erleichtert.
    Â»Alles war meine Schuld.« Ich wagte kaum, ihm in die Augen zu schauen. »Stormy wollte mich warnen vor der Klapperschlange, und ich habe es nicht begriffen.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Du musst nicht immer alle Schuld auf dich nehmen wollen, Tally. Wenn Stormy sich von einer Klapperschlange beißen lässt, kannst du doch nichts dafür. Ich nehme mal an, dass ihr das nicht so schnell wieder passieren wird.« Er lächelte.
    Â»Sie sieht wirklich schrecklich aus, aber in ein paar Wochen wird man nichts mehr davon sehen.«
    Â»Der Tierarzt war da«, sagte ich geknickt. »Er schickt eine Rechnung.«
    Tom legte mir lächelnd seine Hand auf die Schulter. »Das ist schon in Ordnung, Tally. Mach dir darum mal keine Gedanken.«

23. Kapitel
    Ich schrieb meinem Vater von Stormys Kampf mit der Klapperschlange und dass seit einer Woche die Schule wieder begonnen hatte. Diesmal fühlte ich mich nicht mehr fremd. Meine

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