Talivan (German Edition)
derartigen G e schichte nicht zu verstehen vermochten. Als sie ihn danach fragten, erklärte der Dichter mit stol z geschwellter Brust, lange Nächte habe er wachgelegen und über das Kommende nachgedacht und sei nun überzeugt, dieses Land, das er gerade den Leuten begreiflich zu machen ve r suche, könne seiner bescheidenen Meinung nach dereinst, wenn auch s i cherlich in sehr fernen Zeiten, durchaus existieren.
Und weiter las er seine Geschichte vor: Da gebe es andere Schiffe aus ähnlichen Metallen, die sich wie Fische unter Wasser bewegen könnten, und gar Rüstungen für Menschen, auf dass sie zu Fuß den Grund des Meeres e r forschen könnten. An dieser Stelle seiner Ausführungen lachte die Menge begeistert auf. Der Dichter jedoch ließ sich d a von nicht im Mindesten irritieren oder gar von einer weit e ren Verlesung seiner Gedanken abhalten. Fast schien er noch mehr angestachelt, denn mit wachsender B e geisterung fuhr er fort zu erzählen: Noch weitere Schiffe werde es geben, mit denen man viel höher als mit den Ers t genannten werde fliegen können, höher als jeder Vogel, und in bestimmten Rüstungen könne man gar die Sterne b e treten, die in Wahrheit viel größer seien als von dieser Welt aus zu s e hen.
Nun kannte das Gelächter der Zuhörenden kein Halten mehr. Der Dichter ersuchte sie um Ruhe, was jedoch nicht viel nutzte, da selbst die wenigen anwesenden Stad t soldaten sowie die aus sicherer Entfernung herübe r lauschenden Hö f linge in Lachen ausgebrochen waren. So wartete er notgedrungen, bis sich die Menge wieder b e ruhigte, ehe er erneut zu sprechen anhub: In besagter ferner Zeit, fuhr er dennoch unve r drossen fort, würden auch Scharmützel und Landstreiti g keiten anders aussehen, große Kriege werde es geben, in denen man nicht nur gegen die nächsten Nac h barn zu kämpfen hätte, und die Könige der einzelnen Länder würden Waffen besitzen, die zu b e nutzen sie nur einen Schalter betätigen müssten, ja, ein anderes Königreich oder gar ein Dutzend derselben zu vernichten werde weniger Arbeit bereiten, als eine Laterne anz u zünden.
Nach diesen Worten lachte niemand, zu ungeheuerlich war diese Vorstellung, um vom einfachen Volke sofort zur Gänze begriffen zu werden. Einer der Höflinge jedoch b e gab sich eiligst zu den wenigen Soldaten, die alsbald die Menge auseinander zu treiben begannen, um sich danach ohne übe r flüssige Worte des Dichters anzunehmen und ihm auf das Deutlichste klarzumachen, wie viel besser es für ihn sei, auf der Stelle und ohne jegliche Gegenwehr mitz u kommen. Notgedrungen ließ sich dieser also zum Palast des Königs schleifen, wo er sogleich dem Herrscher vo r geführt wurde. Nachdem der König über alles Notwendige unterrichtet worden war, begann er den Gefangenen zu b e fragen, woher dieser denn die angeführten neuen Waffen kenne, und bis wann er als getreuer Einwohner von Anoret der Stadt einige der erwähnten Schiffe bauen könne? Seine B e teuerungen, dies sei völlig unmöglich, nützten ihm nichts. Der Herrscher befahl ihm fortwährend, seine G e heimnisse preiszugeben, schließlich sei gemeinhin bekannt, dass die Erzählungen des Dichters stets einen wahren Kern zu bergen pflegten. Nach einigen unwide r stehlichen Ermunterungen durch woh l gezielte Schläge seitens der Schlosswache seufzte der Dichter tief, bevor er mit ze r knirschtem Gesichtsausdrucke kundtat, von all diesen Wundern, die er berichtet habe, habe er auf einer Reise durch die Zeit erfahren, die mittels eines Mechani s mus vonstatten gegangen sei, den zu erklären er sich nicht b e mächtigt fühle.
Der König, der inzwischen erregt aufgesprungen war, b e fahl seinem Gefangenen, ihm auf der Stelle sein Wissen mitzuteilen. Da auch diese Aufforderung von den Schlos s wachen nachdrücklich bekräftigt wurde, seufzte der Dichter erneut, ehe er in verschwörerischem Tone berichtete, das Tor in eine andere Zeit befinde sich auf dem Grunde des Meeres, direkt unterhalb der Großen Wand, die nördlich des Schlosses steil zum Wasser hin abfiel. Zwar kö n ne man es tauchend nicht erreichen, doch sei dies ihm, dem Dichter, mittels eines gewagten Sprunges in die Tiefe hinab gelungen, den man jedoch solch hochwohlgeborenen Her r schaften wie den A n wesenden nicht zumuten könne.
Mit einer verächtlichen Handbewegung tat der König di e sen Einwand ab und befahl seinen Wachen, sich zu rüsten und an der bezeichneten Stelle ins Meer hinabz u springen, um einige der Wunder mit
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