Tallinn-Verschwörung
so, wie Sie diese Aktion planen, können wir sie nicht den Moslems in die Schuhe schieben. Und gerade darum geht es doch.«
Hoikens schüttelte überlegen den Kopf. »Bekennerschreiben sind schnell getürkt. Sorgt dafür, dass die meisten Männer südländisch aussehen, keine verräterischen Tätowierungen tragen und gefälschte arabische Pässe in den Taschen stecken haben.«
Mazzetti tippte sich in höchster Erregung gegen die Stirn. »Glauben Sie etwa, bei dem Landeversuch würden alle umkommen? Was ist, wenn einige von ihnen gefangen genommen werden?«
»Die Kerle werden in dem Augenblick vergessen sein, in dem der eigentliche Schlag erfolgt.«
»Und wer soll diesen Schlag ausführen? Etwa Sie allein?«
Hoikens lächelte versonnen. »Das würde ich vorziehen, Major. Doch dafür ist das Risiko zu groß. Aus diesem Grund werden Sie mit mir kommen. Ach ja, General, wie gut sind Ihre Kontakte zum italienischen Militärgeheimdienst? Unterstützung aus dieser Richtung würde uns die Sache erleichtern. «
ELF
T orsten Renk hatte eine Weile geschlafen und wachte weitaus frischer auf, als er es erwartet hatte. Nun zahlte es sich aus, dass er auf seine Kondition geachtet hatte. Er stand auf, bewegte sämtliche Muskeln und zwinkerte Graziella zu.
»Ich glaube, jetzt könnten wir versuchen, unseren Aufenthalt in diesem Nullsternehotel zu beenden.«
Die junge Frau fuhr verärgert auf, denn sie fühlte sich auf den Arm genommen. »Und wie? Ich habe Hunger und fürchterlichen Durst, und du siehst auch nicht gerade so aus, als könntest du Bäume ausreißen.«
Torsten wusste nicht, dass Graziella bereits seit Tagen hatte fasten müssen, und wunderte sich über ihre Reizbarkeit. Aber da er keine Lust hatte, sich mit ihr zu streiten, reckte er sich und versuchte trotz der Schmerzen zu lächeln.
»Mit Bäumen würde ich mich ein wenig schwertun, aber da draußen stehen nur zwei jungen Burschen.«
»Die beide mit Maschinenpistolen bewaffnet sind«, wandte Graziella ein.
»Das ist ein Aspekt, den wir berücksichtigen müssen.« Torsten klopfte dabei gegen das leere Schulterhalfter und empfand den Verlust seiner Pistole wie einen weiteren heftigen Schmerz.
»Auch ein Grund, warum ich hier raus möchte. Ich will mir meine Waffe zurückholen.«
»Du bist vollkommen übergeschnappt! Wie kannst du in unserer Situation an so etwas denken? Vergiss deine verdammte Pistole. Ich will hier raus.« Graziella brach in Tränen aus.
Torsten fasste sie um die Schulter und zog sie an sich.
»Wer wird denn weinen? Mut, mein Mädchen! Immerhin haben wir meinen Kopf – und dich als Köder.«
Graziella glaubte nicht recht gehört zu haben. »Was soll das heißen?«
»Soviel ich verstanden habe, bist du das erste Mal wegen Sex entkommen. Das Spiel werden wir jetzt wiederholen. «
»Ohne mich!« Graziella bog ihre Finger zu Krallen, bereit, Torsten jederzeit ins Gesicht zu fahren.
Der Deutsche hob beschwörend die Hand. »Nicht so laut, sonst kommen die Kerle da draußen noch auf den Gedanken, wir würden etwas aushecken. Und jetzt höre mir zu!«
Während er Graziella mit eindringlichen Worten seinen Plan erläuterte, beruhigte sie sich wieder und nickte zuletzt sogar widerwillig. »Ich glaube zwar nicht, dass es klappen wird, aber es ist einen Versuch wert.«
Torsten nickte ihr anerkennend zu und legte dann sein Ohr an die Tür, um zu hören, was sich draußen tat.
ZWÖLF
D ie beiden Wachen vor der Gefangenenzelle spürten nichts als Langeweile. Sie hatten nicht einmal mehr Lust, sich über die aktuellen Fußballspiele der Serie A zu unterhalten, geschweige denn über die letzte Rede Fiumettis, deren Abdruck in etlichen Zeitschriften zusammen mit Lodovico, Graziella und den beiden Deutschen in die Festung gebracht worden war.
Einer der Männer blickte auf seine Armbanduhr. »Es wird Zeit, dass die Ablösung kommt.«
Sein Kamerad schnaubte ärgerlich. »Die Kerle sind doch
nie pünktlich. Denen müssten einmal die Hammelbeine langgezogen werden.«
»Wer sollte das tun? Du vielleicht? Du weißt doch, dass sie die Schoßhündchen des Sergente sind.« Der Wächter scharrte mit der Stiefelsohle über den Boden und wies dann auf die verschlossene Tür.
»Kannst du mir sagen, warum wir die Gefangenen überhaupt bewachen müssen? Die Türe werden sie wohl kaum eintreten können!«
»So wie der Deutsche ausgesehen hat, tritt der nicht einmal mehr einen Pappkarton ein. Der Mann ist so fertig, dass er auch mit dem Mädchen nichts
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