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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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nicht schlimmer würde, konnte ich es getrost ignorieren. Ich wandte mich von der Leere vor mir ab und untersuchte die glühende Rune. Wenn sie hier war, dann befand sich das Objekt meiner Begierde – dort.
    Ich tastete dorthin, dabei hinterließ mein
    Zeigefinger eine leichte Delle. Dann nahm ich mir eins von den Messern, die ich ausgelegt hatte – ein kleines, scharfes – und schnitt mir in die linke Handfläche.
    Das tat weh. Mit der rechten Hand fing ich ein paar Blutstropfen auf, die ich in die Delle tröpfeln ließ. Sie wurden direkt aufgesogen, aber das machte nichts.
    Das Stilett nahm ich erst in die rechte Hand, dann griff ich auch mit der Linken zu. Am Griff würde Blut zurückbleiben, doch das sollte nichts schaden; könnte sogar von Nutzen sein. Ich riß das Stilett hoch und visierte mein Ziel an. Auch hier war der ungehinderte Stoß enorm wichtig, so als würde ich gegen einen Menschen zuschlagen. Allerdings war es einfacher insofern, als ich mir Zeit lassen konnte.
    Der Augenblick war gekommen; ich rammte die Waffe in den Boden, die Delle, das Blut.
    Ich sah nur einen kurzen Moment lang eine weiße Fläche vor meinen Augen, und in meinen Ohren toste undurchdringliches Gedröhn, und ich konnte frische Petersilie riechen. Dann war das alles weg, und nur der Rhythmus, die glühende Rune und die seltsame Landschaft blieben. Das und zusätzlich eine gewisse Erfüllung.
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    Die Verbindung war geschmiedet.
    Ich stellte mich langsam auf den nächsten Schritt ein.

    Wir kehrten zurück in die Bibliothek und nahmen dort Platz. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich zurück.
    Die ganze Zeit über fauchte Loiosh Morrolan an, überhaupt war er sehr schreckhaft. Mir war etwas flau im Magen, aber im großen und ganzen nicht allzu schlecht.
    Morrolan behielt Loiosh immer im Auge, als wüßte er nicht so genau, was er von ihm halten sollte. Ich fand das ganz gut so.
    Dann kam Sethra Lavode zu uns. Sie nickte uns beiden zu, sah sich Loiosh an, ohne ein Wort über seine Anwesenheit zu verlieren, und setzte sich ebenfalls. Ihr Diener, der übrigens Chaz hieß, kam herein und wurde wieder fortgeschickt. Während er sich um Erfrischungen kümmerte, glotzte Loiosh die Dunkle Lady vom
    Dzurberg an.
    »Das ist sie, Boß? Sethra Lavode?«
    »Ja. Was hältst du von ihr?«
    »Boß, das ist ein Vampir.«
    »Das hat mir auch schon Sorgen gemacht. Aber ist sie ein guter Vampir oder eher ein –«
    »Hatten wir schon mal mit ihr zu tun?«
    »Ähmmmm, Loiosh, ich glaube, daran würden wir uns erinnern.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Während dieses Austauschs streckte besagte Lady eine Hand nach Morrolan aus. Er übergab ihr den Stab.
    Nachdem sie ihn eine Weile betrachtet hatte, sagte sie:
    »Tatsächlich, es befindet sich jemand darin.« Im gleichen 99
    Moment kam Chaz wieder herein. Nach einem
    Seitenblick auf den Stab fuhr er fort, uns zu bedienen.
    Naja, wenn er einfach so über Leichen spazieren kann, dann kann er wohl auch Leute in magischen Stäben ignorieren.
    Morrolan fragte: »Ist sie es?«
    »Das werden wir sogleich erfahren.«
    Mit geschlossenen Augen blieb sie noch einen Moment sitzen. Einmal trat Chaz von hinten an sie heran und wischte ihr mit einem Tuch über die Stirn, auf der sich, ohne daß ich es bemerkt hatte, Schweißtropfen gebildet hatten. Auch dabei schaute er nicht auf. Dann verkündete Sethra: »Die Prüfungen sind bestanden. Sie ist es.«
    »Gut«, sagte Morrolan dazu.
    »Ich werde mich nun also ans Werk machen. Chaz, öffne den Westturm.«
    Als der Diener gegangen war, scheinbar ohne auf die Anweisung zu reagieren, wollte Morrolan wissen: »Soll ich die Totenbeschwörerin bitten, daß sie herkommt?«
    Ich hatte keine Ahnung, wen Morrolan damit meinte, aber mir war klar, daß es sich um eine bestimmte Person handelte.
    »Nein«, lehnte die Zauberin ab. »Später vielleicht, falls Probleme auftauchen.«
    Morrolan nickte. »Wie ist es hier gelaufen?«
    »Schwierig.« Da fiel mir auf, daß sie ein bißchen gequält und erschöpft aussah, als hätte sie irgendeinen anstrengenden Zwischenfall hinter sich. Nicht mein Problem.
    Sie bemerkte die Kette, die ich noch immer festhielt.
    »Gehört die Euch?«
    »Ja.«
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    »Wo habt Ihr sie gefunden?«
    »Ein Athyra-Magier hat sie mir überlassen.«
    Sie mußte kurz lächeln. »Wie nett von ihm.« Dann starrte sie noch etwas länger darauf und wollte wissen:
    »Habt Ihr ihr einen Namen gegeben?«
    »Hä? Nee. Sollte ich?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Warum, wenn ich

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