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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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überreichte mir einen kleinen Beutel an einer Kordel. Dort steckte ich die Phiole hinein und hängte sie mir dann um den Hals.
    »Was ist da drin?« wollte ich wissen.
    Sie wartete, schien zu überlegen und bedeckte dann wieder den Kopf. »Das Blut einer Göttin«, antwortete sie.
    »Oh«, machte ich. Und dann: »Ich frage lieber nicht.«

    In der Nacht nach meinem Scharmützel mit Loraan wachte ich von einem merkwürdigen Anflug eines
    Gedankens im Hinterkopf auf, bis mir klar wurde, daß jemand mich psionisch zu erreichen versuchte. Ich schüttelte den Schlaf ab, stellte fest, daß der Morgen schon graute, und ließ den Kontakt zu.
    »Wer ist da?«
    »Sethra Lavode.«
    »Oh. Ja?«
    »Wir brauchen Eure Hilfe.«
    Obwohl mir einige Bemerkungen durch den Kopf
    schossen, äußerte ich keine. »Und weiter?«
    »Wir würden Euch gerne herholen.«
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    »Wann?«
    »Sofort.«
    » Was dagegen, wenn ich zuerst etwas zu mir nehme?«
    »Keineswegs. Sollen wir einen Eimer bereitstellen, in den Ihr dann erbrechen könnt?«
    Zicke. Ich seufzte. »Na schön. Gebt mir zehn Minuten zum Aufwachen, damit aus mir ein Mensch wird.«
    »Was?«
    »Dann eben ein Ostländer. Ist jetzt egal. Gebt mir einfach zehn Minuten.«
    »In Ordnung.«
    Ich wälzte mich rüber und küßte Szandi auf den Hals.
    Sie nuschelte etwas Unverständliches. Darauf sagte ich:
    »Ich muß mich beeilen. Mach dir Frühstück, wir sehen uns dann später, ja?«
    Wieder nuschelte sie nur. Ich stand auf und kümmerte mich um die notwendigen Dinge, wie die goldene Kette, die ich um das linke Handgelenk wickelte, und diverse Waffen, die verstaut werden mußten. Als ich fertig war, landete Loiosh auf meiner Schulter.
    »Was liegt an, Boß?«
    »Ab zum Dzurberg, Kumpel. Warum weiß ich nicht.«

    Ich ging auf die Straße, dann um eine Ecke und wartete.
    Wieder erwischte Sethra mich genau zur rechten Zeit, und schon war ich auf dem Dzurberg.
    Ich machte mir Gedanken über die Phiole, die Kiera mir gegeben hatte und die angeblich das Blut einer Göttin enthielt. Als ich wieder zu Hause war, nahm ich sie aus dem Beutel und untersuchte sie genauer. Der Inhalt war dunkel und hätte genausogut Blut wie irgendwas anderes 105
    sein können, nehme ich an. Ich schüttelte das Fläschchen, was unter Umständen riskant hätte sein können, doch nichts Gefährliches geschah. Ja, konnte sein, daß es Blut war. Andererseits, vielleicht auch nicht. Ich steckte das Fläschchen wieder in den Beutel. Aufmachen wollte ich es nicht. Ich fragte mich, ob ich wohl jemals die Geschichte zu hören bekäme, wieso Kiera es hatte, aber nicht behalten wollte und nicht verkaufen konnte und so weiter. Dabei wurde mir klar, daß es guttat, zur Abwechslung einmal etwas für sie tun zu können.
    Dann legte ich das Ding in eine Kommode zu meinen anderen paar Wertgegenständen und dachte eine ganze Weile nicht mehr daran. Mich beschäftigten andere Sachen. Mein Großvater hatte beschlossen, daß in meiner andauernden Ausbildung zum Hexenmeister jetzt der Zeitpunkt gekommen war, mir einen Vertrauten zu erwerben.

    Zehn Minuten nach meiner Ankunft entschied ich, daß ich Sethra am Ende durchaus würde mögen können.
    Dieses Mal brachten sie mich ohne Umwege in die Bibliothek, und nachdem ich mich einen Moment vom Teleport erholen durfte, tauchte Chaz mit einer Tasse heißem, gutem Klava auf (Klava ist so ein komisches dragaeranisches Gesöff aus ostländischen Kaffeebohnen.
    Schmeckt wie der Kaffee im Ostreich, nur nicht so bitter). Sethra hatte Sahne und Honig da, und außerdem noch heiße Kekse mit Butter und Honig. Morrolan und ich saßen eine ganze Weile lang kauend und trinkend da.
    Chaz stand währenddessen hinter Sethra und pickte hin und wieder Krümel vom Tablett, dabei schossen seine Blicke ruhelos durch den Raum.
    Ich beobachtete Morrolan, weil er mich noch immer in 106
    seinen Bann zog. Anscheinend mühte er sich, jeglichen Ausdruck von seinem Gesicht zu halten, was
    wahrscheinlich bedeutete, daß er wegen irgendwas ziemlich besorgt war. Nachdem ich über die Ursachen gegrübelt hatte, aber nur ins Blaue schießen konnte, konzentrierte ich mich wieder aufs Essen und Trinken.
    Ich muß gestehen, daß mich die Bewirtung
    einigermaßen überrascht hat, und noch überraschter, und zwar angenehm, war ich, als der Diener Loiosh einen frisch erlegten Teckla brachte. Er zeigte mir das Tablett und zuckte kurz mit dem Kopf in Richtung Loiosh, als wüßte ich womöglich nicht, für wen das Tier gedacht war.

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