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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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bemäkeln. Bald verfielen er und die älteren Jungen in ihre alten Verhaltensmuster zurück, indem sie abends alleine loszogen und Tobin zurückließen.
    Ki zeigte sich erbost darüber, aber Tobin ließ es dabei bewenden. Zwar schmerzte es ihn, doch er verstand, wie es sich anfühlte, der Zweite zu sein. Darauf vertrauend, dass sich alles wieder fügen würde, sobald sie zurück in Ero wären, umgab er sich mit eigenen Freunden und nutzte die Zeit in Atyion bestmöglich.
     
    Eines Tages saßen sie am sonnigen Fenster der Viehtreiberschank und lauschten einem Bänkelsänger, der ein Lied über einen von Tobins Ahnen vortrug, als Tobin auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes ein vertrautes Gesicht erspähte.
    »Ist das nicht Bisir?«, fragte er und stieß Ki mit dem Ellbogen an, damit sein Freund hinschaute.
    »Bisir? Was sollte der hier tun?«
    »Keine Ahnung. Komm mit!«
    Sie ließen Nikides und Lutha zurück und eilten gerade noch rechtzeitig hinaus, um zu sehen, wie ein schlanker, dunkelhaariger Mann im rauen Gewand und mit den Holzpantoffeln eines Bauern um eine Ecke auf der anderen Straßenseite verschwand. Zwar hatten sie den jungen Kammerdiener seit Oruns Tod nicht mehr gesehen, aber Tobin war trotz der mit Bisir unvereinbaren Aufmachung überzeugt davon, dass es sich um ihn handelte.
    Tobin hastete hinter ihm her, holte ihn ein und stellte fest, dass er Recht hatte.
    »Du bist es!«, rief er aus, als er ihn am Ärmel festhielt. »Warum bist du weggerannt?«
    »Hallo, Prinz Tobin.« Bisir sah immer noch gut aus und sprach mit leiser Stimme, und er vermittelte denselben Eindruck eines verängstigten Kaninchens, aber er war dünner geworden und gerötet wie ein Bauer. »Verzeiht. Ich habe Euch dort drin gesehen und wollte unbedingt einen näheren Blick auf Euch werfen. Es ist lange her. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Ihr Euch an mich erinnern würdet.«
    »Nach jenem Winter in der Feste? Natürlich erinnern wir uns an dich!« Ki lachte. »Koni fragt immer noch gelegentlich nach dir.«
    Bisir errötete und rieb sich unruhig die Hände, wie er es schon früher immer zu tun pflegte. Nun jedoch waren sie braun und schwielig, und er hatte Dreck unter den Fingernägeln. Während er sie musterte, erkannte Tobin, dass es dem früheren Kammerdiener peinlich war, so gesehen zu werden.
    »Was machst du hier?«, fragte Tobin.
    »Frau Iya hat mich hierher gebracht, nachdem … nach dem Ärger in Ero. Sie meinte, Ihr hättet ihr aufgetragen, sich um mich zu kümmern, dass ich Euch jedoch nicht behelligen sollte. Dass es ein schlechtes Licht auf Euch werfen würde, mit jemandem aus jenem Haushalt in Verbindung gebracht zu werden.« Er zuckte bescheiden mit den Schultern. »Natürlich hatte sie Recht. Sie hat hier, ein Stück außerhalb der Ortschaft, eine Stelle bei einem Milchbauern für mich gefunden. Und ich bin hier viel glücklicher.«
    »Nein, bist du nicht. Du siehst elend aus«, widersprach Tobin, der ihn mit einem Blick abwog. Iya musste ihn bei der erstbesten Stelle abgesetzt haben, die in Frage kam.
    »Nun, es ist schon eine ziemliche Veränderung«, räumte Bisir ein und starrte auf seine schlammverschmierten Holzpantoffeln hinab.
    »Komm mit mir zurück ins Schloss. Ich rede für dich mit Lytia.«
    Doch Bisir schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Iya hat gesagt, dort darf ich nicht hingehen. Sie war sehr streng und ließ es mich schwören, mein Prinz.«
    Tobin seufzte. »Na schön, was möchtest du lieber tun?«
    Bisir zögerte, dann schaute er scheu auf. »Ich möchte gern zu einem Krieger ausgebildet werden.«
    »Du?«, stieß Ki hervor.
    »Ich weiß nicht recht …« Tobin konnte sich niemanden vorstellen, der ungeeigneter für einen Soldaten schien als Bisir. »Du bist ein wenig alt, um damit anzufangen«, fügte er aus Rücksicht auf die Gefühle des Mannes hinzu.
    »Vielleicht kann ich helfen, mein Prinz«, sagte eine alte Frau in einem langen, grauen Mantel.
    Überrascht sah Tobin sie an; er hatte nicht bemerkt, dass sie dort stand. Irgendwie erinnerte sie ein wenig an Iya, und zunächst dachte er, sie müsste eine Zauberin sein, bis sie ihnen die aufwendigen Drachenkreise auf ihren Handflächen zeigte. Die Frau war eine Hohepriesterin Illiors. Tobin war noch nie einer begegnet, die keine Silbermaske trug.
    Sie lächelte, als wüsste sie, was er dachte. Dann drückte sie sich die Hände aufs Herz und verbeugte sich vor Tobin. »Ich bin Kaliya, Tochter von Lusiyan, oberste Priesterin des Tempels

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