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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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einer Meile zu beiden Straßenseiten. Die ersten drei Tage sichteten sie keine Menschenseele, nur größere Rudel Rotwild. Der Sommer hatte die anhaltende Feuchtigkeit des Waldbodens noch nicht getrocknet, und die Luft im sonnengesprenkelten Schatten war kühl und feucht und duftete noch nach frischem Grün und neuem Leben.
    Da die Bäume die Sicht einschränkten, bewegte der Zug sich vorsichtig voran. Ihr Nachtlager schlugen sie auf, während die Sonne noch über dem Horizont stand; die Männer errichteten primitive Befestigungen, um im Dunkeln keine unliebsamen Überraschungen erleben zu müssen.
    Am Morgen des vierten Tages, den sie im Waldgebiet verbrachten, stand Sperber sehr früh auf und ging durch das erste stahlgraue Licht des anbrechenden Morgens zu den Bäumen, wo die Pferde angebunden waren. Khalad war bei den Tieren, Kuriks ältester Sohn.
    Er hatte Farans Kopf hoch und dicht an einen Baumstamm gebunden, damit er ihn nicht beißen konnte, während er sorgfältig die Hufe des Hengstes untersuchte. »Das wollte ich gerade tun«, sagte Sperber leise. »Er hat gestern auf dem rechten Vorderhuf leicht gehinkt.«
    »Er hatte sich einen Stein eingetreten. Ihr solltet ihn vielleicht auf die Koppel bringen, wenn wir wieder zu Hause sind. Er ist kein Fohlen mehr, wißt Ihr.«
    »Ich auch nicht, wenn man es recht bedenkt. Auf dem Boden zu schlafen macht bei weitem nicht mehr so viel Spaß wie früher.«
    »Ihr seid nur verweichlicht.«
    »Danke. Wird das schöne Wetter anhalten?«
    »Soweit ich das zu sagen vermag, ja.« Khalad setzte Farans Huf wieder auf den Boden und griff nach dem Strick, mit dem er den Kopf des Pferdes hochgebunden hatte. »Beiß ja nicht«, warnte er den Fuchshengst, »sonst tret' ich dir in die Rippen!«
    Farans langes Gesicht wirkte gekränkt.
    »Er ist ein übellauniges Tier«, sagte Khalad, »aber bei weitem das klügste Pferd, das mir je untergekommen ist. Ihr solltet ihn als Zuchthengst einsetzen. Es wäre interessant, zur Abwechslung mal intelligente Fohlen großzuziehen. Die meisten Pferde sind nicht sehr gescheit.«
    »Ich dachte, Pferde zählen zu den klügsten Tieren.«
    »Das ist eine Mär, Sperber. Wenn Ihr ein kluges Tier wollt, dann besorgt Euch ein Schwein. Es ist mir noch nie gelungen, einen Pferch zu bauen, aus dem ein Schwein sich nicht nach einigem Überlegen befreien konnte.«
    »Schweine haben etwas zu kurze Beine, als daß man auf ihnen reiten könnte. Gehen wir und schauen, wie weit das Frühstück ist.«
    »Wer bereitet es heute früh zu?«
    »Kalten, glaube ich.«
    »Kalten? Dann sollte ich besser hierbleiben und mit den Pferden frühstücken.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß roher Hafer so gut schmeckt.«
    »Kaltens Kochkünsten ziehe ich ihn jederzeit vor.«
    Kurz nach Sonnenaufgang brachen sie auf und ritten durch den kühlen, sonnengesprenkelten Wald. Die Vögel schienen überall zu sein und trillerten fröhlich. Sperber lächelte, als er daran dachte, wie Sephrenia ihm einst die Illusion genommen hatte, die Vögel würden singen, weil sie Musik liebten. »In Wirklichkeit warnen sie andere Vögel, sich fernzuhalten, Lieber«, hatte Sephrenia ihm erklärt. »Sie erheben Anspruch auf ihren Nistplatz. Es hört sich sehr schön an, aber im Grunde genommen wiederholen sie immer nur: ›Mein Baum, mein Baum, mein Baum.‹«
    Am Vormittag kam Mirtai im Laufschritt herbei. »Sperber«, sagte sie mit ruhiger Stimme, als sie die Karosse erreichte, »Atan Engessas Späher melden Leute voraus.«
    »Wie viele?« fragte er.
    »Das ließ sich nicht feststellen. Aber es müssen Soldaten sein, und sie scheinen uns zu erwarten.«
    »Berit«, wandte Sperber sich an den jungen Ritter, »reitet nach vorn und holt Kalten und die anderen her. Aber ohne Hast. Macht es so unauffällig wie möglich.«
    »In Ordnung.« Berit trabte los.
    »Mirtai, gibt es hier irgendwo günstiges Gelände, das sich leicht verteidigen läßt?«
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, erwiderte sie. »Etwa eine Viertelmeile voraus ist eine Anhöhe. Sie erhebt sich praktisch aus dem Waldboden und besteht hauptsächlich aus moosüberwucherten Felsblöcken.«
    »Können wir die Kutsche hinaufbringen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »So kommst du zu einem Spaziergang, meine Königin«, sagte Sperber zu seiner Gemahlin.
    »Wir wissen doch gar nicht, ob sie uns feindlich gesinnt sind, Sperber!« protestierte Ehlana.
    »Das stimmt«, gab er zu, »aber wir wissen auch nicht, ob sie es nicht sind,

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