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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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haben. Die beiden westlichen Drittel Astels sind elenisch. Vom Rand der Steppe bis zur atanischen Grenze ist Astel jedoch styrisch.«
    »Wie ist es dazu gekommen?« fragte Emban. »In Eosien leben die Styriker weit verstreut. Sie wohnen in eigenen Ortschaften nach ihren eigenen Sitten und Gebräuchen.«
    »Wie kosmopolitisch wollt Ihr Euch heute geben, Emban?«
    »Wie provinziell betrachtet Ihr mich denn?«
    »Wie stark seid Ihr im Nehmen? Euer typischer Elenier ist bigott.« Oscagne hob eine Hand. »Laßt mich zu Ende reden, ehe Ihr aus der Haut fahrt. Bigotterie ist eine Form von Egoismus, und ich glaube, Ihr müßt zugeben, daß Elenier eine sehr hohe Meinung von sich haben. Sie bilden sich ein, daß Gott hauptsächlich für sie da ist.«
    »Stimmt das etwa nicht?« fragte Emban in gespieltem Erstaunen.
    »Ach, hört auf. Aus Gründen, die nur Gott verstehen kann, sind Styriker für Elenier ein rotes Tuch.«
    »Das ist ganz und gar verständlich.« Emban zuckte die Schultern. »Die Styriker halten sich für überlegen. Sie behandeln uns, als wären wir Kinder.«
    »Aus ihrer Sicht sind wir das auch, Eminenz«, warf Sperber ein. »Styriker sind seit vierzigtausend Jahren zivilisiert, viel länger als wir Elenier.«
    »Was auch immer der Grund sein mag«, fuhr Oscagne fort, »die Elenier haben sich redlich bemüht, die Styriker zu vertreiben – oder zu töten. Deshalb wanderten die Styriker viel eher nach Eosien aus als ihr Elenier. Elenische Vorurteile haben sie in die Wildnis getrieben. Eosien war jedoch nicht die einzige Wildnis. Auch entlang der atanischen Grenze gibt es große, einsame Landstriche, in die im Altertum viele Styriker geflüchtet sind. Nach der Gründung des Imperiums haben wir Tamuler die Elenier ersucht, die Styriker, die in der Gegend um Sarsos leben, nicht länger zu belästigen.«
    »Ersucht?«
    »Na ja, eigentlich haben wir darauf bestanden – wir hatten ja die vielen Ataner, die eine Aufgabe brauchten. Wir haben uns einverstanden erklärt, daß die elenische Geistlichkeit von der Kanzel wettert, während wir genügend Ataner rund um Sarsos stationieren, damit ein gewaltsamer Konflikt zwischen den beiden Völkern gar nicht erst ausbrechen kann. Deshalb ist es sehr friedlich, und wir Tamuler schätzen den Frieden ungemein. Ich glaube, ihr Elenier werdet sehr überrascht sein, wenn wir Sarsos erreichen. Es ist die einzige echte styrische Stadt auf der ganzen Welt. Sarsos ist erstaunlich! Gott scheint auf ganz besondere Weise auf diese Stadt herabzulächeln.«
    »Ihr sprecht immer von Gott, Oscagne«, bemerkte Emban. »Ich dachte, die Beschäftigung mit Gott wäre ein elenischer Dünkel.«
    »Ihr seid kosmopolitischer, als ich dachte, Eminenz.«
    »Verratet mir eins: Was genau meint Ihr, wenn Ihr das Wort Gott benutzt, Exzellenz?«
    »Wir verwenden es als Gattungsbezeichnung. Die tamulische Religion ist nicht sehr tiefgreifend. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß die Beziehung eines Menschen zu seinem Gott – oder seinen Göttern – seine persönliche Angelegenheit ist.«
    »Das ist reinste Häresie. Sie würde die Kirche brotlos machen!«
    »Es hat sein Gutes, Emban.« Oscagne lächelte. »Im Tamulischen Imperium ist Häresie nichts Schlimmes. Sie bietet ein unerschöpfliches Gesprächsthema an langen, verregneten Nachmittagen.«
    Am folgenden Morgen brachen sie auf, begleitet von einem großen Trupp Peloi. Der sich nordostwärts bewegende Zug ähnelte weniger einer Armee auf dem Marsch denn einer Völkerwanderung. Kring und Tikume ritten während der nächsten Tage allein nebeneinander, ließen ihre Blutsbande neu aufleben und diskutierten über den Austausch von Zuchttieren.
    Sperber versuchte auf dem Ritt von Pela zum Rand der Steppe festzustellen, ob sie schneller vorankamen, als zu erwarten war, doch so sehr er sich auch bemühte, er entdeckte nicht das geringste Anzeichen dafür, daß Aphrael Zeit und Entfernung beeinflußte. Die Kindgöttin war viel zu geschickt und erfahren, und ihre Manipulation zu perfekt, als daß Sperber etwas hätte bemerken können.
    Einmal, als das Mädchen wieder mit Sperber auf Faran ritt, brachte er einen Punkt zur Sprache, der ihm keine Ruhe ließ. »Entschuldige meine Neugier, aber mir scheinen fünfzig Tage vergangen zu sein, seit wir bei Salesha an Land gingen. Wie viele sind es wirklich?«
    »Viel weniger, Sperber. Höchstens halb so viele.«
    »Ich hatte mir eigentlich eine genauere Antwort gewünscht, Danae.«
    »Ich kann nicht sehr gut mit Zahlen

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