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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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dieser seltsamen Erscheinung.«
    »In der Tat?« sagte der Kaiser.
    »Was für ein Dummkopf«, murmelte Sperber.
    »Wie bitte?« fragte Sarabian freundlich.
    »Verzeiht, Majestät«, entschuldigte sich Sperber. »Ich habe natürlich nicht Euch gemeint. Unser seltsamer Besucher ist alles andere als intelligent. Wenn man jemand heimlich belauschen oder beobachten will, verkündet man seine Anwesenheit nicht mit Trommelwirbel und Fanfarenschmettern.«
    »Er hat sich auch in Erzmandrit Monsels Gemach in Darsas sehen lassen«, warf Patriarch Emban ein. »Ihr erinnert Euch gewiß.«
    »Vielleicht weiß er gar nicht, was er tut«, meinte Kalten. »Als Adus für Martel zu arbeiten anfing, hat er auch versucht, andere zu bespitzeln. Deshalb mußte Martel schließlich Krager für diese Arbeit anstellen.«
    »Wer ist Adus?« erkundigte sich Sarabian.
    »Jemand, den wir kannten, Majestät. Er war allerdings als Spion nicht zu gebrauchen. Jeder in einem Umkreis von hundert Metern wußte, wann Adus in der Nähe war. Er hielt nichts vom Baden und hatte deshalb einen unverkennbaren Geruch.«
    »Wäre es denn möglich?« fragte Vanion Sephrenia. »Könnte Kalten ausnahmsweise auf die richtige Erklärung gestoßen sein?«
    » Vanion! « rief Kalten gekränkt.
    »Verzeiht, Kalten. Das ist mir so herausgerutscht. – Aber mal ernsthaft, Sephrenia. Könnte es sein, daß unser Besucher sich des Schattens, den er wirft, gar nicht bewußt ist?«
    »Alles ist möglich, Lieber.«
    »Ein sichtbarer Gestank?« brummte Ulath ungläubig.
    »Ich weiß nicht, ob ich es so nennen würde, aber …« Sephrenia blickte Zalasta an. »Ist es möglich?«
    »Es wäre eine Erklärung«, antwortete der Magier, nachdem er einen Augenblick darüber nachgedacht hatte. »Es ist bemerkenswert, wie begrenzt die Allwissenheit der Götter im Grunde ist. Daß unser Besucher nicht weiß, daß wir ihn riechen können, wie Ritter Ulath es nannte, ist gar nicht so abwegig. Vielleicht glaubt er wirklich, daß er vollkommen unsichtbar für uns ist – daß sein Spionieren unbemerkt bleibt.«
    Bevier schüttelte den Kopf. »Sobald er verschwunden ist, reden wir immer gleich darüber«, sagte er. »Er hätte es bestimmt gehört und müßte folglich wissen, daß er sich verrät.«
    »Nicht unbedingt, Bevier«, widersprach Kalten. »Adus wußte nicht, daß er wie eine Jauchegrube stank. So etwas gesteht sich auch kaum jemand gern selber ein. Vielleicht ist dieser Schatten etwas Ähnliches – eine Art gesellschaftlich verpönte Eigenheit wie Mundgeruch oder schlechte Tischmanieren.«
    »Eine faszinierende Vorstellung.« Patriarch Emban lachte. »Daraus ließe sich Stoff für ein ganzes Buch über göttliche Manieren schöpfen.«
    »Zu welchem Zweck, Eminenz?« fragte Oscagne.
    »Zu dem edelsten, Exzellenz – Gott noch besser zu begreifen.
    Sind wir nicht deshalb auf der Welt?«
    »Ich weiß nicht, ob eine Studie über die Tischmanieren der Götter das menschliche Wissen wirklich bereichern würde, Emban«, gab Vanion zu bedenken und wechselte das Thema. »Dürften wir Euch bitten, Majestät, uns den Weg in die inneren Kreise Eurer Regierung zu ebnen?«
    Sarabian grinste. »Eben oder steinig, Hochmeister Vanion, ich bringe Euch in die Ministerien. Nachdem ich Pondia Subat zurechtgestutzt habe, nehme ich mir die übrigen Minister vor – einen nach dem anderen, oder reihenweise. Ich finde ohnehin, es ist an der Zeit, daß ihnen klar wird, wer hier das Sagen hat.« Er lächelte plötzlich. »Euer Besuch bereitet mir die allergrößte Freude, Ehlana. Ihr und Eure Gefährten haben mir deutlich gemacht, daß ich all die Jahre die absolute Macht besaß, ohne daß mir je in den Sinn gekommen wäre, sie zu nutzen. Jetzt werde ich sie hervorholen, abstauben und ein wenig demonstrieren.«
    »O je!« hauchte Oscagne mit bestürztem Gesicht. »Was habe ich da angerichtet?«
    »Wir haben da ein Problem, Stragen«, sagte Caalador. »Unseren gelben Brüdern gefällt die Vorstellung gar nicht, irgendwelche gesellschaftlichen Grenzen zu übertreten.«
    »Bitte, Caalador, erspart mir eine langatmige Vorrede. Kommt zur Sache!«
    »Das ist aber nicht üblich, Stragen.«
    »Trotzdem!«
    Stragen, Talen und Caalador hielten ihre Besprechung in einem Kellerraum am Hafen ab. Es war Vormittag, und die einheimischen Diebe wachten nach und nach auf. »Wie Ihr selbst festgestellt habt, leidet die Bruderschaft hier in Matherion unter einem Kastensystem«, fuhr Caalador fort. »Die Diebesgilde will nichts

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