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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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widersprechen«, pflichtete Tynian ihnen bei. »Die Ataner sind das wirkliche Militär in Tamuli. Entscheidungen werden von der Regierung getroffen, und der Generalstab übermittelt sie lediglich an die atanischen Befehlshaber. Die ersten Zweifel über die Schlagkraft der imperialen Armee kamen mir bereits, als wir hörten, daß bei ihnen militärische Ränge erblich sind. In einem Notfall möchte ich mich wirklich nicht auf sie verlassen müssen!«
    Kring nickte. »Ja, wer sich auf sie verlassen muß, ist verlassen. Ihr Kavalleriegeneral hat mich zu den Stallungen geführt und mir stolz die armseligen Klepper gezeigt, die sie hier als Pferde bezeichnen.« Er schüttelte sich.
    »So schlimm?« fragte Ulath.
    »Noch schlimmer, Freund Ulath. Diese Zossen würden nicht einmal gute Ackergäule abgeben. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß Pferde so fett werden können. Jede schnellere Gangart als Schritt würde den bedauernswerten Kleppern einen Herzschlag bescheren.«
    »Dann sind wir also alle einer Meinung«, stellte Tynian fest. »Die imperiale Armee ist völlig unbrauchbar, stimmt's?«
    »Das ist noch sehr schmeichelhaft ausgedrückt, Tynian«, meinte Ulath.
    »Wir müssen unseren Bericht allerdings vorsichtig formulieren, wenn wir den Kaiser nicht kränken wollen«, gab der alzionische Ritter zu bedenken. »Sollten wir es ›unzureichend ausgebildet‹ nennen?«
    »Das ist zweifellos die Wahrheit«, brummte Kring.
    »Wie wär's mit ›unerfahren in moderner Strategie und Taktik‹?«
    »Keine Einwände«, antwortete Ulath.
    »›Schlecht ausgerüstet‹?«
    »Nein, das würde es nicht treffen, Freund Tynian«, widersprach Kring. »Ihre Ausrüstung ist sogar von sehr guter Qualität. Wahrscheinlich von der besten, die das zwölfte Jahrhundert hervorgebracht hat.«
    Tynian lachte. »Na gut. Wie wär's mit ›veraltete Ausrüstung‹?«
    »So könnte man es nennen«, befand der Domi.
    »Ich vermute, wir sollten die Worte ›fett, faul, dumm und unfähig‹ lieber für uns behalten, was meint ihr?« fragte Ulath.
    »Ja, sie wären ein wenig undiplomatisch, Ulath.«
    »Aber wahr«, murmelte Ulath bedauernd.
    Pondia Subat gefiel es gar nicht. Emban und Vanion spürten es, obgleich sowohl die Miene wie das Benehmen des Reichsverwesers diplomatisch freundlich blieben. Kaiser Sarabian hatte, wie versprochen, eingehend mit seinem höchsten Minister gesprochen, und Pondia Subat tat alles, hilfsbereit zu erscheinen und seine wahren Gefühle zu verbergen. »Es sind völlig nebensächliche Details, meine Herren«, sagte er wegwerfend, »aber das ist der tagtägliche Kleinkram der Regierungsführung wohl immer, nicht wahr?«
    »Natürlich, Pondia.« Emban zuckte die Schultern. »Aber in seiner Summe ergibt der tagtägliche Kleinkram Auskunft über die Qualität der Regierungsführung, meint Ihr nicht? Nach allem, was ich heute vormittag gesehen habe, konnte ich bereits gewisse Schlüsse ziehen.«
    »Ach?« Subats Stimme verriet nichts.
    »Das oberste Prinzip scheint der Schutz des Kaisers zu sein«, erklärte Emban. »Dieses Prinzip ist mir wohl vertraut, da unser Denken in Chyrellos ähnlich geprägt ist. Die Kirchenobrigkeit besteht fast ausschließlich zu dem Zweck, den Erzprälaten vor allem Ungemach zu bewahren.«
    »Möglich, Eminenz. Aber Ihr müßt zugeben, daß es da Unterschiede gibt.«
    »Natürlich. Aber die Tatsache, daß Kaiser Sarabian nicht so mächtig wie Erzprälat Dolmant ist, spielt keine große Rolle.«
    Subats Augen weiteten sich, doch er faßte sich rasch wieder.
    »Es ist mir klar, daß Euch diese Vorstellung befremdet, Pondia«, fuhr Emban geschmeidig fort, »aber der Erzprälat spricht für Gott, und das macht ihn zum mächtigsten Menschen auf Erden. Natürlich ist das eine elenische Ansicht, die vielleicht nur wenig oder auch nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Doch solange wir alle daran glauben, ist sie wahr. Und wir Kirchenoberen verwenden sehr viel Zeit und Mühe darauf, daß alle Elenier auch weiterhin daran glauben, daß Dolmant für Gott spricht. Solange sie davon überzeugt sind, ist der Erzprälat sicher.« Der dicke kleine Mann überlegte.
    »Wenn Ihr mir eine Bemerkung gestattet, Pondia Subat? Euer Hauptproblem hier in Matherion besteht darin, daß ihr Tamuler zu weltlich denkt. Eure Kirche hat keine Bedeutung mehr – wahrscheinlich deshalb nicht, weil ihr euch nicht mit der Vorstellung einer Autorität anfreunden könnt, die jener des Kaisers gleichkommt oder sie gar

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