Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
ganzen sind sie recht gute Eltern – es sei denn, Mutter kehrt die Königin heraus.«
»Das reicht, Prinzessin Danae!« rügte Ehlana sie in ihrem königlichsten Tonfall.
»Siehst du, was ich meine?« Danae grinste den Kaiser an.
»Eure Tochter wird eine begnadete Königin«, sagte Sarabian als ernst gemeintes Kompliment. »Und Elenien bleibt ein so glückliches Königreich, wie's jetzt schon ist. Das Problem bei der Erbfolge waren anderswo stets diese tragischen Perioden beklagenswert unfähiger Monarchen. Nach einem großen König oder Kaiser folgte beinahe unausbleiblich ein hoffnungslos unfähiger Trottel.«
»Wie ist die Erbfolge hier in Tamul geregelt, Sarabian?« fragte Ehlana. »Ich weiß, daß Ihr neun Gemahlinnen habt. Wird Euer Erstgeborener zum Kronprinzen – egal von welcher Rasse seine Mutter ist?«
»O nein! Natürlich nicht. Thronfolger ist stets der Erstgeborene der ersten Gemahlin, und da der Kronprinz sich als erstes ohne Ausnahme mit einer tamulischen Prinzessin vermählt … Ich wurde bereits vermählt, als ich kaum zwei war. Meine anderen Gemahlinnen habe ich gleich nach meiner Kaiserkrönung geheiratet. Es war eine Gruppenzeremonie – acht Bräute und ein Bräutigam. Dadurch werden Eifersüchteleien und Rangstreitigkeiten von vornherein vermieden. Ich war am nächsten Morgen völlig erschöpft.«
»Soll das heißen …«
»O ja. Das ist unumgänglich. Es ist eine weitere Methode, diese Eifersüchteleien zu vermeiden, von denen ich sprach. Und alles muß vor Sonnenaufgang geschehen sein.«
»Wie wird entschieden, welche die erste ist?« fragte Ehlana sichtlich interessiert.
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht würfeln sie es aus. Es gab zu beiden Seiten des endlosen Korridors vier königliche Schlafgemächer, und ich mußte jede meiner neuen Bräute aufsuchen. Meinen Großvater hat es umgebracht. Er war kein junger Mann mehr, als er den Thron bestieg, und die Anstrengung war zuviel für ihn.«
»Könnten wir nicht das Thema wechseln?« fragte Sperber.
»Sei nicht so prüde«, rügte Ehlana ihn lächelnd.
»Ob Dolmant mir wohl mehr als einen Gemahl gestatten würde?« überlegte Danae laut.
»Jetzt reicht's!« wies Sperber sie zurecht.
Als auch die anderen sich eingefunden hatten, setzten sich alle um einen großen Tisch, der an Stelle eines warmen Mittagessens mit fremdartigen Delikatessen gedeckt war.
»Wie habt Ihr Subat gefunden, Eminenz?« fragte Sarabian den Primas von Uzera.
»Wir gingen in seine Amtsstube, und da saß er, Majestät.«
»Emban!« rügte Sephrenia den fetten kleinen Kirchenherrn, der mißtrauisch ein undefinierbares Fleischgericht beäugte.
»Verzeiht, Majestät«, entschuldigte sich Emban. »Euer Reichsverweser scheint in seinen Ansichten immer noch ein wenig festgefahren zu sein.«
»Ihr habt es also bemerkt«, sagte Sarabian trocken.
»Und ob, Majestät«, antwortete Vanion. »Emban hat seine Denkweise jedoch gewissermaßen auf den Kopf gestellt. Er sagte ihm, daß die Welt am vordringlichsten einen göttlichen Kaiser oder einen kaiserlichen Erzprälaten benötige. So, wie sie jetzt sind, ließen beide Ämter zu wünschen übrig.«
»Ich? Ein Gott? Das ist ja lächerlich, Emban. Ich habe schon mit einer Regierung Probleme genug. Bürdet mir nicht auch noch eine Priesterschaft auf!«
»Ich hab's doch gar nicht ernst gemeint, Majestät«, beruhigte Emban ihn. »Ich wollte in Eures Reichsverwesers Kopf nur ein paar Dinge in Gang bringen. Das Gespräch, das Ihr mit ihm geführt habt, hat ihm die Augen geöffnet; jetzt müssen wir aber auch in seinen Verstand eine Bresche schlagen.«
»Was ist mit deinem Arm passiert?« fragte Vanion seine Liebste. Sephrenia hatte den Ärmel ein wenig hochgeschoben, so daß der Verband um ihr Handgelenk zu sehen war.
»Ich habe ihn mir verstaucht«, antwortete sie.
»An einem sturen Styrikerschädel«, fügte Zalasta lächelnd hinzu.
» Sephrenia! « Vanion starrte sie ungläubig an.
»Ich habe mich meiner pandionischen Ausbildung bedient, Liebster.« Sie lächelte. »Die sich allerdings für einen Kinnhaken als ein wenig unvollkommen erwies.«
» Ihr habt jemandem einen Kinnhaken verpaßt, kleine Mutter?« fragte Kalten zweifelnd.
»Und was für einen!« Jetzt grinste Zalasta. »Sie hat ihn halb durch das Zimmer katapultiert und ihm einen gräßlichen Tod angedroht. Sie ging sogar so weit, mit dem Todeszauber zu beginnen. Von da an wurde der Mann sehr hilfsbereit.«
Alle starrten Sephrenia ungläubig
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