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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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übertrifft. Ihr habt jedes Fünkchen von Glauben in eurem nationalen Charakter zum Erlöschen gebracht. Skepsis ist ja schön und gut, doch sie gerät einem leicht aus der Hand. Nachdem ihr praktisch den Glauben an Gott – oder eure Götter – aufgegeben habt, hat die Skepsis sich verselbständigt, und die Menschen beginnen, auch andere Dinge in Frage zu stellen – zum Beispiel die Richtigkeit der Regierung, die kaiserliche Weisheit, die Gerechtigkeit des Steuersystems, und dergleichen mehr. In der vollkommensten Welt würde der Kaiser als Gott verehrt, und Kirche und Staat würden zur Einheit.« Er lachte ein wenig verlegen. »Verzeiht, Pondia Subat, ich hatte nicht vor, eine Predigt zu halten. Berufsgewohnheit vermutlich. Die Sache ist die, daß sowohl Tamuler wie Elenier den gleichen Fehler begangen haben. Ihr habt euren Kaiser nicht zum Gott gemacht, und wir unseren Erzprälaten nicht zum Kaiser. Beide haben wir das Volk betrogen, indem wir ihm eine unvollständige Autorität vorgesetzt haben, obwohl die Menschen Besseres von uns verdient hätten. Aber ich sehe, daß Ihr beschäftigt seid, und mein Magen sagt mir ziemlich eindringlich, daß es Zeit zum Mittagessen ist. Wir unterhalten uns bei nächster Gelegenheit wieder. Kommt Ihr Hochmeister Vanion?«
    »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, was Ihr gerade gesagt habt, Emban, oder?« murmelte Vanion, als die beiden Elenier die Amtsräume des Reichsverwesers verließen.
    »Wahrscheinlich nicht.« Emban zuckte die Schultern. »Aber wir müssen etwas tun, um den Riß in dieser steinernen Mauer um Subats Verstand zu verbreitern. Ich bin sicher, daß des Kaisers Drohung, ihn um einen Kopf kürzer zu machen, seine Augen ein bißchen geöffnet hat. Doch bevor er nicht anfängt, tatsächlich zu denken, statt weiter stur auf den festgetretenen Pfaden seiner vorgefaßten Meinung dahinzustapfen, ist er uns von keinem Nutzen. Er ist der wichtigste Mann in der Regierung, und mir wäre lieber, er würde mit uns arbeiten, statt gegen uns. – Könnten wir etwas schneller gehen, Vanion? Ich bin wirklich sehr hungrig.«
    »Es sollte allerdings blau sein«, sagte Danae. Sie saß mit Murr auf Kaiser Sarabians Schoß und blickte ihm direkt in die Augen.
    »Für einen Elenier, ja, aber …« Zweifel klang aus der Stimme des Kaisers.
    »Stimmt«, bestätigte sie. »Zur tamulischen Hautfarbe würde besser…«
    »Doch nicht knallrot. Ein wenig mehr ins Scharlachrot, vielleicht sogar …«
    »Nein. Weinrot ist zu dunkel. Es ist ein Ball, keine …«
    »Wir tragen bei Bestattungen keine dunkle Gewandung, sondern…«
    »Wirklich? Das ist eine sehr interessante Überlegung. Warum tut ihr…«
    »Es gilt als beleidigend für …«
    »Den Toten ist das doch piepegal, Sarabian. Sie sind mit ganz anderen Sachen beschäftigt.«
    »Bekommst du noch mit, was die beiden reden?« flüsterte Ehlana Sperber zu.
    »In etwa. Sie denken an dasselbe, deshalb brauchen sie die Sätze nicht zu beenden.«
    Kaiser Sarabian lachte vergnügt. »Du bist die anregendste Gesprächspartnerin, die mir je das Vergnügen machte, sich mit mir zu unterhalten, Königliche Hoheit«, sagte er zu dem kleinen Mädchen auf seinem Schoß.
    »Danke, Kaiserliche Majestät. Du bist auch gar nicht übel, weißt du.«
    »Danae!« wies Ehlana sie zurecht.
    »Oh, Mutter. Sarabian und ich lernen uns gerade ein bißchen besser kennen.«
    »Ich nehme nicht an …«, überlegte Sarabian.
    »Ich fürchte nein, Majestät«, antwortete Danae. »Das soll wirklich keine Beleidigung sein, aber der Kronprinz ist viel zu jung für mich. Die Leute zerreißen sich die Mäuler, wenn die Gattin älter ist als der Gatte. Er ist wirklich ein ganz liebes Kleinkind. Aber ich habe mich bereits entschieden, wen ich …«
    »Schon? Du bist doch noch so jung.«
    »Auf diese Weise vermeidet man spätere Dummheiten. Mädchen werden töricht, wenn sie ins heiratsfähige Alter kommen. Es ist besser, man hat seine Entscheidung getroffen, solange man noch alle Sinne beisammen hat – nicht wahr, Mutter?«
    Ehlana errötete.
    »Mutter hat meinem Vater die ersten Fallen gestellt, als sie etwa in meinem Alter war«, vertraute Danae dem Kaiser von Tamuli an.
    »Habt Ihr das wirklich, Ehlana?« fragte Sarabian.
    »Nun … ja. Aber das ist doch wohl kaum ein öffentliches Gesprächsthema!«
    »Es hat Sperber nichts ausgemacht, von dir eingefangen zu werden, Mutter«, versicherte Danae. »Zumindest nicht mehr, nachdem er sich an den Gedanken gewöhnt hatte. Im großen

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