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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ein Knie. Trotz aller Bemühungen seiner Freunde ließ der junge cyrinische Ritter nicht von seinem fast peinlich förmlichen Benehmen ab. »Majestät«, murmelte er respektvoll.
    »Oh, steht doch auf, mein lieber Bevier.« Ehlana lächelte ihn an. »Wir sind Freunde, da ist das wahrhaftig nicht nötig! Außerdem knarrt Ihr wie rostige Türangeln, wenn Ihr kniet!«
    »Abnutzungserscheinungen, Majestät«, erklärte Bevier entschuldigend.
    »Was macht ihr zwei hier?« fragte Sperber.
    »Wir überbringen Nachrichten«, antwortete Tynian. »Darellon kümmert sich dort unten um alles, und er möchte die anderen Präzeptoren auf dem laufenden halten. Wir sollen weiter nach Chyrellos und den Erzprälaten unterrichten.«
    »Wie sieht's mit dem Feldzug in Rendor aus?« wollte Kalten wissen.
    »Nicht so gut.« Tynian zuckte die Schultern. »Die rendorischen Rebellen sind kaum organisiert, infolgedessen gibt es keine Armeen, gegen die wir kämpfen könnten. Die Burschen verstecken sich unter der Bevölkerung und kommen nur des Nachts hervor, um Feuer zu legen und Priester umzubringen. Danach verkriechen sie sich sofort wieder in ihren Löchern. Und wir ergreifen am nächsten Tag Vergeltungsmaßnahmen – wir stecken Dörfer in Brand, metzeln ganze Schafherden nieder, und dergleichen eben. Das alles führt zu nichts.«
    »Haben die Rebellen inzwischen einen Anführer?« fragte Sperber.
    »Sie machen sich die Entscheidung nicht leicht«, erklärte Bevier trocken. »Fast jeden Morgen finden wir gleich mehrere tote Kandidaten in den Gassen.«
    »Sarathi hat es falsch angefangen«, sagte Tynian.
    Bevier schnappte nach Luft.
    »Es liegt nicht in meiner Absicht, deine religiösen Gefühle zu verletzen, mein junger Freund«, versicherte ihm Tynian, »aber es ist so. Die meisten Geistlichen, die er nach Rendor gesandt hat, waren viel mehr an Bestrafung als an Aussöhnung interessiert. Wir hatten eine echte Chance, Frieden in Rendor zu schaffen, doch wir haben sie verspielt, weil Dolmant niemanden hinunterschickte, der die Missionare der Heiligen Mutter Kirche an die Leine nahm.« Er legte seinen Helm auf einen Tisch und schnallte den Waffengurt ab. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie so ein Esel in Soutane auf der Straße Frauen die Schleier vom Gesicht riß. Nachdem die Menge sich seiner bemächtigt hatte, wollte er mir befehlen, ihn zu beschützen. Das ist die Art von Priestern, welche die Kirche nach Rendor gesandt hat!«
    »Was habt Ihr gemacht?« fragte ihn Stragen.
    »Irgendwie konnte ich nicht so recht hören, was er rief«, antwortete Tynian. »Ist ja auch kein Wunder bei dem Krach, den die Menge gemacht hat.«
    »Was ist aus dem Priester geworden?« Kalten grinste.
    »Er ist bei seinem Brötchengeber. Sie haben ihn aufgehängt.«
    »Du bist ihm nicht zu Hilfe geeilt?« rief Bevier entsetzt.
    »Unsere Anweisungen waren unmißverständlich, Bevier. Sie lauteten, die Geistlichen bei nicht provozierten Angriffen zu beschützen. Dieser Idiot aber hat gut ein Dutzend Rendorerinnen in ihrem Schicklichkeitsempfinden verletzt! Die Menge war hinreichend provoziert worden. Hätten die Leute ihn nicht aufgehängt – wer weiß, ob ich es nicht selbst getan hätte! Das ist die Botschaft, die wir Sarathi in Darellons Auftrag überbringen sollen! Daß Bevormundung der falsche Weg ist und daß die Kirche diese fanatischen Missionare aus Rendor zurückziehen soll, bis die Dinge sich beruhigen. Dann, schlägt er vor, sollten wir andere Leute entsenden. Weniger dogmatische.« Der Alzioner legte sein Schwert neben seinen Helm und ließ sich vorsichtig in einem Sessel nieder. »Was hat sich inzwischen hier getan?«
    »Wie wär's, wenn ihr ihnen alles berichtet?« bat Sperber. »Ich möchte derweil mit jemandem sprechen.« Er wandte sich um und kehrte in die königlichen Gemächer zurück.
    Die Person, mit der er sich unterhalten wollte, war kein Höfling, sondern seine Tochter. Sie spielte gerade mit ihrem Kätzchen. Nach einiger Überlegung hatte ihre königliche Hoheit sich entschlossen, den winzigen Stubentiger Murr zu nennen, ein Laut, der aus Danaes Mund dem Schnurren des Kätzchens so ähnlich klang, daß Sperber für gewöhnlich nicht zu sagen vermochte, von wem der beiden er stammte.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte Sperber und schloß die Tür hinter sich.
    »Worüber, Sperber?« fragte Danae.
    »Tynian und Bevier sind soeben eingetroffen.«
    »Ja. Ich weiß.«
    »Treibst du wieder mal dein Spiel? Führst du alle unsere

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