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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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List das Geheimnis des neuen Metalls und erschlug ihn dann mit seinem Schmiedehammer. Darauf kehrte er heim und schmiedete Waffen aus dem neuen Metall, dem Stahl. Bald wollte jeder Krieger in Lamorkand – oder vielmehr Lamorkland, wie es damals genannt wurde – ein Schwert aus Stahl, und Fyrchtnfles häufte ungeheuere Reichtümer an.« Ortzel runzelte die Stirn. »Ich hoffe, ihr habt Nachsicht, aber es ist nicht so einfach, aus dem Stegreif zu übersetzen.« Er überlegte kurz, dann trug er die Ballade weiter vor. »Nun begab es sich, daß der Ruhm des mächtigen Schmiedes Fyrchtnfles sich im ganzen Land verbreitete. Riesenhaft war der Schmied, wohl zehn Spannen groß, und breit waren seine Schultern. So hart waren seine Muskeln, daß sie sich mit dem Stahl aus seiner Schmiede zu messen vermochten, und gar anziehend waren seine Züge. So manche Maid aus hohem Hause sehnte sich tief in ihrem Herzen nach des Fyrchtnfles' Liebe.
    In jenen vergangenen Tagen war der greise König Hygdahl der Herrscher der Lamorker. Hygdahls schneeweiße Locken kündeten von seiner Weisheit. Kein Sohn ward ihm vergönnt gewesen, wohl aber eine Tochter, die Freude seiner späten Jahre. Schön war sie, wie der junge Morgen, und ihr Name war Uta. Doch groß waren Hygdahls Sorgen, denn wohl wußte er, daß Zank und Hader in den Landen der Lamorker ausbreche, wenn sein Geist zu Hrokka gerufen ward. Die Helden würden sich bekämpfen, um den Thron und die Hand der schönen Uta zu erringen, denn beides sollte der Lohn des Siegers sein. So beschloß König Hygdahl, Reich und Tochter mit einem Streich zu sichern. Er ließ Kunde bis in den entferntesten Winkel seines riesigen Reiches tragen: Das Geschick von Lamorkland und der helläugigen Uta sollte durch einen Wettkampf entschieden werden. Der mächtigste Held im ganzen Land würde Kraft seiner Hände zu Reichtum, Gemahlin und Herrschaft gelangen.«
    »Fyrchtnfles war zehn Spannen groß, habt Ihr gesagt«, unterbrach Talen die Erzählung. »Wieviel ist eine Spanne?«
    »Neun Zoll«, antwortete Berit.
    Talen rechnete es rasch im Kopf aus. »Das wären ja sieben und ein halber Fuß?« rief er ungläubig. »Er war siebeneinhalb Fuß groß?«
    Ortzel lächelte. »Es wird gewiß ein bißchen übertrieben sein.«
    »Wer ist dieser Hrokka?« fragte Bevier.
    »Der lamorkische Kriegsgott«, erklärte Ortzel. »Am Ende der Bronzezeit wandten die Lamorker sich wieder dem Heidentum zu. Offenbar gewann Fyrchtnfles den Wettkampf, ohne allzu viele seiner Mitbewerber töten zu müssen.« Ortzel räusperte sich und nahm seinen Vortrag wieder auf. »Und so geschah es, daß Fyrchtnfles der Schmied, der mächtigste Held des Altertums, die Hand der helläugigen Uta errang und König Hygdahls Erbe wurde.
    Und sogleich nach dem Hochzeitsschmaus begab Hygdahls Erbe sich geradenwegs zum König. ›Herr König‹, sagte er, ›da ich die Ehre habe, der mächtigste Krieger der ganzen Welt zu sein, ist es nur richtig, daß mir die ganze Welt gehören soll. Das wird mein ganzes Streben sein, wenn Hrokka Euch erst heimgerufen hat. Die Welt werd' ich erobern, sie mir unterwerfen und nach meinem Willen formen. Drauf werd' ich die Helden von Lamorkland gen Chyrellos führen und dort die Altäre des falschen Gottes jener Kirche niederreißen, welche wie ein Weib schmachvoll die Macht hält und mit ihren Predigten die Krieger schwächt. Ich verachte ihre Lehre und werde die Helden Lamorklands dorthin führen, auf daß sie das kirchliche Plündergut der ganzen Welt auf Wagen in unsere Heimat schaffen, die unter der Last der Schätze ächzen.‹ Erfreut vernahm Hygdahl die Worte des Helden, denn Hrokka, der Schwertgott von Lamorkland, schwelgt in Schlachtenruhm und lehrt seine Kinder das Klirren von Schwertern lieben und den Anblick von blutgerötetem Gras. ›Zieh fort, mein Sohn, und erobere‹, sprach der König. ›Bestrafe die Peloi, zermalme die Cammorier, vernichte die Deiraner und vergiß nicht, die Kirche zu zerstören, die mit ihrem Gewäsch von Frieden und Demut das Mannestum aller Elenier verdirbt.‹ Als die Kunde von Fyrchtnfles' Absicht die Basilika von Chyrellos erreichte, geriet die Kirche in Sorge und zitterte aus Angst vor dem mächtigen Schmied, und die Fürsten der Kirche berieten sich und beschlossen, das Leben des edlen Schmiedes zu beenden, auf daß er die Kirche nicht entmachten und ihre Reichtümer in Wagen nach Lamorkland verschleppen könne, um damit die hohen Mauern des Eroberers Methalle zu

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