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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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um ernsthafte Lügen, Eminenz.« Sperber lächelte. »Wenn wir meine Gemahlin als Markgräfin ausgeben, werdet Ihr das ranghöchste Mitglied unserer Delegation sein. Schon die Anwesenheit von Botschafter Oscagne läßt auf einen hochrangigen Besuch schließen. Ich werde Euch Baron Kotyk als persönlichen Gesandten des Erzprälaten an den Kaiserhof vorstellen und die Rittereskorte der Königin als die Eure ausgeben.«
    »Das kann ich durchaus mit meinem Gewissen vereinbaren«, versicherte Emban ihm grinsend. »Ich bin einverstanden. Aber lügen müßt Ihr – ich bestätigte es nur. Sagt, was immer erforderlich ist, und beeilt Euch. Das Gewitter kommt rasch näher.«
    »Talen«, wandte Sperber sich an den Jungen, der neben der Karosse ritt. »Reite unauffällig die Kolonne ab und gib den Rittern Bescheid. Und nimm das Wort ›Majestät‹ nicht in den Mund. Es könnte unsere Tarnung aufdecken.«
    »Euer Gemahl macht sich gar nicht so schlecht, Markgräfin Ehlana«, bemerkte Stragen. »Mit ein wenig Ausbildung könnte ein ausgezeichneter Schwindler aus ihm werden. Die Begabung hat er, nur an der Technik mangelt es noch ein wenig.«
    Baron Kotyks Landhaus erwies sich als wahrer Palast inmitten einer Grünanlage. Am Fuß des Hügels, auf dem das prunkvolle Gebäude stand, breitete sich eine größere Ortschaft aus. Hinter dem Palast gab es mehrere Nebengebäude.
    »Glücklicherweise, meine Herren Ritter, habe ich Räumlichkeiten genug, selbst für einen so großen Trupp wie dem Euren«, versicherte ihnen der Baron. »Die Unterkünfte für den Großteil Eurer Männer sind jedoch ziemlich schlicht, fürchte ich. Sie werden normalerweise nur von den Wanderarbeitern während der Ernte benutzt.«
    »Wir sind Ordensritter, Baron Kotyk«, erwiderte Sperber, »und ein einfaches Leben gewöhnt.«
    Kotyk seufzte. »Eine ähnliche Institution gibt es hier in Astel leider nicht«, sagte er bedauernd. »In unserem armen, rückständigen Land mangelt es an so vielem.« Sie näherten sich dem palastgleichen Haus auf einer langen weißen Kieseinfahrt, die zu beiden Seiten von hohen Ulmen gesäumt war, und hielten am Fuß einer breiten Freitreppe, die zu einer Bogentür führte. Der Baron stieg schwerfällig aus seiner Kutsche und reichte die Zügel einem bärtigen Leibeigenen, der aus dem Haus geeilt war. »Ich bitte euch, ihr Edelleute alle, verzichtet nunmehr auf Förmlichkeiten, und laßt uns eintreten, ehe das sich nähernde Unwetter seine Schleusen über uns öffnet«, sagte Kotyk bombastisch.
    Sperber hatte keine Ahnung, ob die gestelzte Ausdrucksweise des Barons landesüblich oder eine persönliche Marotte war oder ob es sich lediglich um eine nervöse Reaktion auf die Wichtigkeit seiner Besucher handelte. Er winkte Kalten und Tynian zu sich. »Kümmert euch um die Unterbringung der Ritter und der Peloi«, sagte er leise. »Dann kommt ins Haus. Khalad, geh mit ihnen und sorge dafür, daß die Leibeigenen die Pferde nicht einfach im Regen stehenlassen.«
    Die Eingangstür schwang weit auf, und drei Damen in altmodischen Gewändern traten heraus. Eine war groß und knochig, hatte eine Fülle dunklen Haars und war zweifellos in ihrer Jugend sehr schön gewesen. Doch die Jahre waren nicht sanft mit ihr umgesprungen. Ihr strenges, hochmütiges Gesicht war zerfurcht und sie litt unter einem nervösen Blinzeln. Die beiden anderen Frauen waren blond und schwammig; ihre Züge verrieten ihre Blutsverwandtschaft mit dem Baron. Den dreien folgte ein bleicher junger Mann, ganz in schwarzen Samt gekleidet. Ein höhnischer Ausdruck schien sich unauslöschlich auf seinem Gesicht eingeprägt zu haben. Sein dunkles Haar fiel in kunstvollen Locken den Rücken hinab.
    Nach der knappsten Vorstellung, welche die Etikette erlaubte, führte Kotyk alle ins Haus. Die große dunkelhaarige Dame war Astansia, die Gemahlin des Barons. Die beiden blonden Damen waren, wie Sperber vermutet hatte, die Schwestern des Barons; die ältere hieß Ermude, die jüngere Katina. Der bleiche junge Mann war Elron, Baronin Astansias Bruder, ein Poet, wie sie den Gästen in schier anbetungsvollem Tonfall erklärte.
    »Ob ich wohl Kopfschmerzen vortäuschen und mich zurückziehen kann?« flüsterte Ehlana Sperber zu, während sie dem Baron und seiner Familie durch einen langen Korridor zur Mitte des Hauses folgten. »Ich fürchte, es wird nervtötend werden.«
    »Wenn ich es über mich ergehen lassen muß, mußt du es auch«, antwortete Sperber ebenso leise. »Wir brauchen des

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