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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Helme trugen sie keine; statt dessen zierten schmale Goldreifen die Stirn.
    »Großer Gott!« murmelte Kalten, der mit Sperber auf dem Wehrgang stand, um die Ankunft ihrer Eskorte nicht zu versäumen. »Diesen Burschen würde ich nicht gern auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen! Schon ihr Anblick verursacht mir eine Gänsehaut.«
    »Das ist wohl auch der Zweck, Kalten«, meinte Sperber. »Mirtai ist schon für sich allein beeindruckend, aber wenn man zweitausend Ataner sieht, kann man wohl verstehen, daß die Tamuler ohne sonderliche Schwierigkeiten einen gewaltigen Kontinent erobern konnten. Wahrscheinlich haben sich beim Anblick der atanischen Legionen ganze Armeen kampflos ergeben.«
    Die Ataner marschierten auf den Schloßhof und formierten sich vor der Residenz des tamulischen Botschafters. Ein Hüne trat vor Fontans Tür. Seinem Schritt war unmißverständlich zu entnehmen, daß er einfach durch die Tür hindurchbrechen würde, falls man ihm nicht öffnete.
    »Gehen wir hinunter«, schlug Sperber vor. »Ich nehme an, daß Fontan diesen Riesen in Kürze zu uns bringen wird. Paß auf, was du sagst, Kalten. Ich habe das Gefühl, daß diese Truppen ausgesprochen humorlos sind. Ein Witz wäre an ihnen völlig vergeudet.«
    »Das glaube ich auch«, murmelte Kalten.
    Das Gefolge der Königin von Elenien fand sich in Ihrer Majestät Privatgemächern ein und erwartete ein wenig nervös den Besuch des tamulischen Botschafters und seines Generals. Heimlich beobachtete Sperber Mirtai aufmerksam. Ihn interessierte die Reaktion der Atanerin, die nach so vielen Jahren wieder mit ihren Landsleuten zusammentraf. Mirtai trug Kleidung, wie Sperber sie nie zuvor an ihr gesehen hatte. Sie war jener der Soldaten sehr ähnlich, doch statt eines stählernen Brustpanzers trug Mirtai ein enges, schwarzes Ledermieder, und ihr Stirnreif war nicht aus Gold, sondern aus Silber. Ihr Gesicht war gelassen und verriet weder freudige Erwartung noch ängstliche Nervosität.
    Und dann traten Fontan und Oscagne mit dem größten Mann ein, den Sperber je gesehen hatte. Sie stellten ihn als Atan Engessa vor. Der Titel war offenbar vom Namen des Volkes abgeleitet. Engessa war gut über sieben Fuß groß. Das Gemach schien bei seinem Eintreten zu schrumpfen. Sein Alter hätte nur Mirtai zu schätzen vermocht. Er war hager und muskulös, seine Miene streng und unnachgiebig. Sein Gesicht verriet mit keinem Fältchen, daß er je gelächelt hätte.
    Kaum hatte er das Gemach betreten, schritt er direkt zu Mirtai, als wäre sonst niemand im Zimmer. Er legte die Fingerspitzen beider Hände auf seinen Brustpanzer und verneigte sich vor ihr. »Atana Mirtai«, grüßte er sie respektvoll.
    »Atan Engessa«, erwiderte sie und erwiderte seine Begrüßungsgeste. Dann sprachen sie eine Weile auf tamulisch miteinander.
    »Was sagen sie?« fragte Ehlana Oscagne, der sich neben sie gestellt hatte.
    »Das ist ein Begrüßungsritual, Majestät«, erklärte er. »Wenn Ataner sich begegnen, müssen eine Unzahl von Förmlichkeiten eingehalten werden. Die Rituale helfen ein Blutvergießen zumindest aufzuschieben. Im Augenblick erkundigt sich Engessa bei Mirtai, was es mit ihrem Status als Kind auf sich hat – der silberne Stirnreifen, wißt Ihr. Er zeigt an, daß das Ritual der Initiation noch nicht an ihr vollzogen wurde.« Er hielt inne und hörte kurz zu, was Mirtai Engessa antwortete. »Sie sagt ihm, daß sie seit ihrer Kindheit von den Menschen getrennt ist und noch keine Gelegenheit hatte, das Ritual vollziehen zu lassen.«
    »Von den Menschen getrennt?« fragte Ehlana entrüstet. »Was glaubt sie, was wir sind?«
    »Ataner halten sich für die einzigen Menschen auf der Welt. Ich bin mir nicht sicher, als was sie uns betrachten.« Der Botschafter blinzelte. »Hat sie wirklich so viele Gegner getötet?«
    »Zehn, nicht wahr?« sagte Sperber.
    »Sie sagte vierunddreißig.«
    »Das ist unmöglich!« entfuhr es Ehlana. »Sie gehört seit sieben Jahren meinem Gefolge an. Ich müßte es wissen, wenn sie jemanden getötet hätte, seit sie in meinen Diensten ist.«
    »Nicht, wenn sie es nachts tut«, widersprach Sperber. »Sie sperrt uns jede Nacht in unsere Gemächer ein. Sie behauptet, es sei zu unserem Schutz. Aber vielleicht tut sie es in Wirklichkeit nur, damit sie sich amüsieren kann, indem sie Elenier abschlachtet. Vielleicht sollten wir den Spieß umdrehen, wenn wir wieder zu Hause sind. Sperren wir sie nachts ein, statt uns von ihr einsperren zu lassen.«
    »Sie

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