Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
weltoffen halten, doch verglichen mit Berufsverbrechern und internationalen Geschäftsleuten sind sie wie böse, kleine Kinder. Sie haben sich eine Geschichte ausgedacht, die wirklich nicht sehr überzeugen kann. Was sie tatsächlich wollten, war Zugriff auf die Regierung und die Macht der einzelnen Ministerien, um diese Macht dann zum Sturz der Regierung einzusetzen. Die Regierung mußte am Rand des Zusammenbruchs sein, um mich zu veranlassen, nach Eosien zu reisen und Prinz Sperber zu ersuchen, hierherzukommen und uns zu retten.«
»Es hat funktioniert, oder nicht?« sagte Itagne.
»Na ja, das schon, aber es war sehr plump. Mir persönlich wäre ein so stümperhafter Sieg direkt peinlich. Es ist eine Sache der Gesinnung, Itagne. Jeder Pfuscher kann hin und wieder etwas zustande bringen. Der wahre Könner aber versteht sein Handwerk so gut, daß er sich nicht aufs Glück verlassen muß.«
Bald darauf beschlossen sie, die Besprechung für diesen Tag zu beenden und morgen fortzuführen. Sperber beobachtete Sephrenia und Vanion, als alle den Salon verließen. Die beiden warfen einander hoffnungsvolle, jedoch heimliche Blicke zu. Noch schien keiner bereit, als erstes das Eis zu brechen.
Am nächsten Morgen kamen sie wieder zusammen. Beobachtete man Talen und Kalten, gewann man beinahe den Eindruck, die beiden lägen im Wettstreit, wer zum Frühstück die größten Portionen in sich hineinstopfen konnte.
Nachdem die Gefährten sich einige Minuten über dieses und jenes unterhalten hatten, kamen sie wieder zur Hauptsache. »Kurz nach dem Umsturzversuch hier in Matherion hat Krager mich aufgesucht«, wandte Sperber sich an Xanetia. »Hat er die Wahrheit gesagt, als er behauptete, Cyrgon sei in diese Sache verwickelt?«
Xanetia nickte. »Cyrgon hat allen Grund, die Styriker und ihre Götter zu hassen. Der Fluch, der seine Cyrgai seit zehn Äonen gefangenhält, erzürnt ihn über alle Maßen. Die geächteten Styriker in Verel teilten seinen Haß, denn auch sie waren bestraft worden.« Sie überlegte kurz. »Wir alle haben Grund, Zalasta zu hassen, müssen jedoch anerkennen, daß er einigen Mut bewies. Obwohl er wußte, daß er in Lebensgefahr schwebte, brachte er das Angebot der Geächteten nach Cyrga, der verborgenen Stadt, und unterbreitete es Cyrgon höchstpersönlich.
Der Vorschlag war einfach. Mit Bhellioms Hilfe könnte der Fluch aufgehoben, die Cyrgai wieder auf die Welt losgelassen und die Styriker niedergemacht werden, was ein Bedürfnis sowohl für Cyrgon wie die Geächteten war. Die Cyrgai würden die Welt beherrschen, und Ogerajin und seine Freunde würden in hohe Ämter gelangen. Und nach Aphraels Vernichtung würde Sephrenia endlich Zalasta gehören.«
»Also für jeden etwas«, sagte Sarabian trocken.
»So dachten jedenfalls Ogerajin und Zalasta«, bestätigte Xanetia. »Sie hatten allerdings nicht mit einem besonderen Wesenszug Cyrgons gerechnet. Schon bald mußten sie feststellen, daß er sich in diesem Spiel um die Macht auf gar keinen Fall mit der für ihn vorgesehenen Nebenrolle zufriedengeben würde. Cyrgon befiehlt! Er gehorcht niemandem! Er stellte seinen Hohenpriester, einen gewissen Ekatas, über seine neuen Verbündeten und machte ihnen klar, daß Ekatas in jeder Beziehung für ihn sprach. Zalasta lachte insgeheim über die Einfalt des Gottes, denn er glaubte, der Hohepriester Ekatas würde sterben, wie alle anderen Cyrgai auch, sobald er versuchte, die unsichtbare Grenze im Sand zu überschreiten. Doch Ekatas brauchte es gar nicht. Mit Cyrgons Hilfe sandte er seinen Geist auf die Reise, nicht seinen Leib, so daß er alles beobachten und lenken konnte, ohne Cyrga körperlich zu verlassen. Ekatas Geist vermag über gewaltige Entfernungen zu greifen, nicht nur, um Cyrgons Anweisungen zu übermitteln, sondern auch, um den verstreuten Gruppen der Verschwörer mitzuteilen, was anderswo geschehen ist und was sie zu tun haben.«
»Das erklärt, wie die Nachricht von unserem Kommen so rasch von einem Ende Cynesgas zum anderen gelangen konnte«, warf Bevier ein. »Wir haben uns gefragt, wie es ihnen gelungen ist, uns stets einen Schritt voraus zu sein.«
»Obwohl sie Geächtete und Verachtete sind«, erzählte Xanetia weiter, »sind Ogerajin und die anderen nach wie vor Styriker, und Styriker sind keine kriegerische Rasse. Sie beherrschen das Wort, nicht das Schwert. Cyrgon aber ist ein Kriegsgott. Er befahl ihnen, Armeen aufzustellen und die Ataner anzugreifen, den starken Arm des Imperiums. Die
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