Tamuli 3 - Das Verborgene Land
das Ding, das passiert, wenn zwei Trollrudel im gleichen Revier jagen.«
Bhlokw dachte darüber nach. Als seine Miene verriet, daß er es schließlich verstanden hatte, brummte er: »Jetzt ist es mir klar. Dieses Ding, das die Menschendinge ›Krieg‹ nennen, ist wie das Jagen von Gedanken. Deshalb ist es nicht-einfach. Aber trotzdem redet ihr zuviel.« Der Troll blickte Emban scheel an. »Das da ist am schlimmsten. Sein Gedanken-Bauch ist so groß wie sein BauchBauch.« »Was hat er gesagt?« erkundigte Emban sich neugierig.
»Das läßt sich nicht verständlich übersetzen, Eminenz«, antwortete Ulath scheinheilig.
Patriarch Emban bedachte ihn mit einem leicht mißtrauischen Blick; dann ging er noch einmal peinlich genau ihre Aufstellung durch und hakte jeden Punkt sorgfältig ab. Als er damit fertig war, schaute er in die Runde. »Fällt jemandem noch etwas ein, das wir übersehen haben?«
»Vielleicht.« Sephrenia zog die Stirn kraus. »Unsere Feinde wissen, daß Berit nicht wirklich Sperber ist, aber sie glauben offenbar, daß Sperber keine Wahl hat, als ihm zu folgen. Meines Erachtens wäre es nicht schlecht, sie in diesem Glauben zu bestärken. Ich denke, ich kann die Geräusche und Gefühle nachahmen, die von Bhelliom ausgehen. Wenn es klappt, werden unsere Feinde annehmen, daß Sperber sich in jener Kolonne von Rittern aufhält, die Vanion in die Wüste hinausführen wird. Sie werden sich auf uns konzentrieren, statt Sperber zu suchen.«
»Du würdest dich in Gefahr bringen, Sephrenia!« wandte Aphrael ein.
»Das wäre nichts Neues für mich.« Sephrenia lächelte. »Und wenn du bedenkst, was wir versuchen werden, ist es nirgendwo wirklich sicher.« »Das wär's dann?« Engessa erhob sich.
»Wahrscheinlich, Freund Engessa«, erwiderte Kring. »Nur dürfen wir bei der Zeitplanung natürlich die Stunde nicht vergessen, die wir brauchen werden, einander zu ermahnen, ja vorsichtig zu sein.«
Engessa straffte die Schultern, drehte sich um und blickte seine Königin fest an. »Wie lauten Eure Befehle, Betuana-Königin?« fragte er mit militärischer Förmlichkeit. Sie richtete sich majestätisch auf und antwortete ebenso förmlich: »Ihr werdet mit uns nach Sarna zurückkehren, Engessa-Atan. Dort werdet Ihr wieder den Befehl über unsere Armeen übernehmen.« »Wie Ihr befehlt, Betuana-Königin.«
»Sofort nach unserer Rückkehr werdet Ihr Kuriere zu meinem Gemahl, dem König, senden. Teilt ihm mit, daß die Gefahr für Tosa gebannt ist. Die Leuchtenden werden sich Scarpas annehmen.«
Engessa nickte steif.
»Teilt ihm außerdem mit, daß ich seine Truppen in Sarna benötige. Dort werden wir uns auf die Schlacht vorbereiten, und er sollte dort den Oberbefehl übernehmen.« Sie machte eine Pause. »Nicht, daß wir mit Eurer Führung unzufrieden sind, Engessa-Atan, doch Androl ist schließlich der König. Ihr habt ausgezeichnete Dienst geleistet. Das Königshaus von Atan ist Euch dankbar.«
»Ich tue nur meine Pflicht, Betuana-Königin«, erwiderte er und schlug salutierend die Faust auf den Brustpanzer, daß es krachte. »Dankbarkeit ist unnötig.«
»O je«, seufzte Aphrael. »O je, o je.«
»Was ist los?« erkundigte sich Sephrenia.
»Ach nichts.«
22
»Ohne Zweifel sind es Chacole und Torellia, Sarabian!« beharrte Elysoun einige Tage später. »Chacole hält mehr oder weniger die Zügel in der Hand. Sie ist älter und gerissener. Die Fremden begeben sich für gewöhnlich geradewegs zu ihr. Zuerst führen sie vertrauliche Gespräche; dann schickt Chacole ihre Besucher zu Torellia. Zuvor mochten sie einander gar nicht besonders; jetzt aber stecken sie ständig die Köpfe zusammen.«
»Wahrscheinlich erhalten sie Anweisungen von zu Hause«, meinte Sarabian. »König Jaluah von Cynesga ist Chacoles Bruder, und Torellia ist die Tochter König Rakyas von Arjuna. Hast du schon eine Ahnung, was sie im Schilde führen?« Elysoun schüttelte den Kopf. »Dazu ist es noch zu früh.« »Zu früh?«
»Es handelt sich auch hier um Frauenpolitik. Wir sind viel schlauer als Männer. Chacole will erst alles im Griff haben, ehe sie ihre nächsten Schritte plant. Torellia hat sie bereits auf ihre Seite gebracht, aber sie ist noch nicht ganz so weit, das auch bei anderen zu versuchen.« »Du bist sicher, daß Torellia ihr blindlings gehorcht?«
Elysoun nickte. »Chacoles Diener spielen die Herren; Torellias Lakaien haben nichts mehr zu sagen. Das ist das erste Zeichen einer Veränderung der Vorrangstellung im
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