Tamuli 3 - Das Verborgene Land
großzügiger auslegen.« Sarabian blickte sich um. »Wo ist Xanetia denn?«
Sephrenia deutete mit einem Finger in die Höhe. »Dort draußen«, erwiderte sie ein wenig traurig, »mit den anderen Delphae.«
»Wie meint Ihr das?« fragte der Kaiser verwirrt.
»Edaemus nahm sie mit, Sarabian«, erklärte Flöte. »Offenbar haben er und Bhelliom eine Abmachung getroffen.« Sie schaute sich um. »Wo ist Danae?«
»In ihrem Gemach, Göttin Aphrael«, antwortete Baroneß Melidere. »Sie war ein wenig müde und begab sich deshalb früh zu Bett.«
»Dann werde ich sie besuchen und ihr berichten, daß ihre Mutter zurück ist.« Die Kindgöttin ging zu der Tür, die zu den übrigen Räumlichkeiten der Gemächerflucht führte.
»Wir haben sehr viele Meldungen empfangen«, sagte nun Außenminister Oscagne, »aber sie waren sehr allgemein formuliert. ›Der Krieg ist zu Ende, wir haben gesiegt‹ und so ähnlich. Das soll keine Beleidigung sein, Königin Betuana. Eure Ataner sind hervorragende Kuriere, aber es ist schwierig, ihnen Einzelheiten zu entlocken.« Sie zuckte die Schultern. »Das ist vielleicht eine Eigenheit meines Volkes, OscagneExzellenz.« Betuana stand, wie jetzt immer, dicht neben dem schweigsamen Engessa. Offenbar widerstrebte es ihr, ihn zu weit von ihrer Seite zu lassen. »Was mich am meisten verwirrt, ist die etwas unverständliche Nachricht, die ich von meinem Bruder erhielt«, gestand Oscagne.
»Itagne-Botschafters Gefühle sind derzeit in großem Aufruhr«, erklärte Betuana, ohne eine Miene zu verziehen.
»Ach?«
»Er und Atana Maris wurden sehr enge Freunde, als er im vergangenen Herbst seiner Mission in Cynestra nachging. Er nahm es nicht allzu ernst, ganz im Unterschied zu ihr. Sie suchte ihn. Nachdem sie ihn in Cyrga schließlich gefunden hatte, nahm sie ihn mit sich nach Cynestra zurück.«
»Ach, wirklich?« Auch Oscagnes Miene war unbewegt. Dann zuckte er die Schultern. »Was soll's? Es ist ohnedies an der Zeit, daß Itagne eine Familie gründet. Wenn ich mich recht entsinne, ist Atana Maris eine sehr energische junge Frau.«
»Das stimmt, Oscagne-Exzellenz, und sehr entschlossen! Ich glaube, die Tage Eures schlauen Bruders als Junggeselle sind gezählt.«
»Wie bedauerlich.« Oscagne seufzte. »Entschuldigt mich bitte einen Augenblick.« Er begab sich hastig ins Nebengemach, und sogleich hörten alle von dort unterdrücktes Lachen.
Da kam Danae mit fliegendem schwarzen Haar in den blauen Salon gestürmt und warf sich in die Arme ihrer Mutter.
Sarabians Gesicht verdüsterte sich. »Wer hat Zalasta endlich getötet?« fragte er. »Wenn man es recht bedenkt, war er die Ursache allen Unglücks.«
»Zalasta ist nicht tot«, sagte Sephrenia bedrückt und hob Flöte auf den Schoß. »Nein? Wie ist ihm die Flucht gelungen?« »Wir haben ihn laufen lassen, Majestät«, antwortete Ulath.
»Habt ihr den Verstand verloren? Ihr alle wißt doch, zu was dieser Mann fähig ist!« »Von ihm hat niemand mehr etwas zu befürchten, Majestät«, versicherte Vanion. »Es sei denn, er verursacht einige Steppenbrände.«
»Das kann er nicht, Vanion«, warf Flöte ein. »Es ist ein geistiges Feuer, kein wirkliches.«
»Würde mir bitte jemand erzählen, was passiert ist?« fragte Sarabian ungehalten. »Zalasta ist zu Sephrenias Hochzeit erschienen, Majestät«, berichtete Ulath. »Er hat versucht, Vanion zu töten, doch Sperber verhinderte es. Dann wollte unser Freund sich Zalasta vornehmen, als Khwaj sein Vorrecht anmeldete. Sperber bedachte den politischen Aspekt der Situation und überließ Zalasta dem Trollgott. Daraufhin steckte Khwaj ihn in Brand.«
»Welch grauenvolle Vorstellung!« Sarabian schüttelte sich. Dann blickte er Sephrenia an. »Ihr sagtet doch, er wäre nicht tot? Ulath dagegen erklärt nun, daß er verbrannt ist.«
»Nein, Majestät«, berichtigte Ulath. »Ich sagte, daß Khwaj ihn in Brand steckte. Das gleiche ist übrigens auch Baron Parok passiert.«
»Die trollische Vorstellung von Gerechtigkeit gefällt mir.« Sarabian lächelte finster. »Wie lange werden sie brennen?«
»Für immer, Majestät«, antwortete Tynian ernst. »Das Feuer ist ewig.« »Großer Gott!«
»So weit wäre ich nicht gegangen«, sagte Sperber. »Aber wie Ulath erwähnte, sind da politische Überlegungen im Spiel.«
Sie unterhielten sich bis spät in die Nacht und berichteten Einzelheiten über das gesamte Unternehmen, über Ehlanas und Aleans Befreiung, Bhellioms Erlösung und den Zweikampf zwischen
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