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Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Tamuli 3 - Das Verborgene Land

Titel: Tamuli 3 - Das Verborgene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Was für eine Vergeudung«, sagte er voller Bedauern. Dann sank er über seinen Sattelknauf und lachte wie schon lange nicht mehr.

    Es war eisig in den Tamulischen Bergen, als Ulath und Tynian durch deren Ausläufer höher und höher ritten. Die Tamulischen Berge zählten zu den geographischen Anomalien, die da und dort scheinbar aus dem Boden wachsen: karstig, karg und ohne offensichtliche Verbindung zu den benachbarten, mit Nadelbäumen bewaldeten Gipfeln. Die Laubbäume der unteren Hänge waren bereits winterkahl.
    Die beiden Männer ritten vorsichtig durchs freie Gelände und bemühten sich, möglichst laut zu sein, um auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen. »Es wäre sehr unklug, einen Troll zu erschrecken«, erklärte Ulath.
    »Bist du sicher, daß da überhaupt welche sind?« fragte Tynian, während sie tiefer in die Berge vordrangen.
    Ulath nickte. »Ich habe Fußabdrücke gesehen – oder vielmehr Stellen, wo sie versucht haben, ihre Fährten zu verwischen. Trolle geben sich wirklich Mühe, ihre Anwesenheit vor den Menschen zu verbergen. Tja, es ist eben leichter, sich eine Mahlzeit zu schnappen, wenn sie nicht ahnt, daß sie gefressen werden soll.« »Die Trollgötter haben Aphrael aber versprochen, daß ihre Geschöpfe keine Menschen mehr fressen.«
    »Es dürften einige Generationen vergehen, bis es ein paar von ihnen begriffen haben. Trolle können entsetzlich dumm sein, wenn sie es darauf anlegen – und vor allem, wenn es um ihre Lieblingsbeschäftigung geht. Wir sollten jetzt sehr wachsam sein! Sobald wir aus diesem Vorgebirge heraus sind, führe ich die Zeremonie der Trollgötterbeschwörung durch. Danach dürften wir sicher sein. Gerade diese Ausläufer sind gefährlich.« »Warum führst du diese Zeremonie nicht gleich durch?«
    Ulath schüttelte den Kopf. »Das würde von schlechten Manieren zeugen. Trollgötter sollte man nicht rufen, ehe man weiter oben in den Bergen ist – auf echtem Trollgebiet.«
»Hier ist aber kein Trollgebiet, Ulath.«
    »Jetzt schon. Suchen wir ein gutes Plätzchen für unser Nachtlager.«
    Sie errichteten ihr Lager auf einem Stufensims, wodurch sie eine feste Wand hinter und eine steil abfallende vor sich hatten. Dann hielten sie abwechselnd Wache. Als das erste Dämmerlicht die Dunkelheit vom wolkenverhangenen Himmel wusch, rüttelte Tynian Ulath wach. »Am Fuß der Wand raschelt irgendwas im Gebüsch!« flüsterte er.
    Ulath setzte sich auf, und seine Rechte legte sich wie von selbst um den Axtgriff. Mit erhobenem Kopf lauschte er. »Ein Troll!« sagte er nach wenigen Augenblicken. »Woher willst du das wissen?«
    »Was immer diesen Lärm verursacht, tut es mit Absicht. Wildtiere würden nicht solchen Krach machen, und die Bären halten bereits ihren Winterschlaf. Der Troll will uns auf sich aufmerksam machen!«
»Was sollen wir tun?«
    »Wir schüren unser Feuer und zeigen ihm auf diese Weise, daß wir wach sind. Und keine hastigen Bewegungen!« Er schob seine Decken zur Seite und stand auf, während Tynian Reisig aufs Feuer schichtete.
    »Sollen wir ihn einladen, sich an unserem Feuer zu wärmen?« fragte Tynian.
»Ihn friert nicht.«
»Es ist eisig kalt, Ulath!«
»Er hat ein dickes Fell. Trolle entfachen Feuer nur, damit sie besser sehen können, nicht zum Wärmen! Wie wär's, wenn du einstweilen schon mal das Frühstück machst! Der Troll wird nichts unternehmen, ehe der Tag richtig angebrochen ist.«
»Ich bin mit dem Frühstück nicht dran!«
»Aber ich muß Wache halten.«
»Das kann ich genauso gut wie du!«
    »Du würdest ja nicht einmal wissen, worauf du achten mußt, Tynian.« Das hörte sich vernünftig an, auch wenn anzunehmen war, daß Ulath sich vor allem vor dem Kochen drücken wollte.
    Allmählich wurde es heller. Die Morgendämmerung war stets ein seltsamer Vorgang. Man mochte direkt auf einen dunklen Flecken im Wald blicken, und plötzlich wurde einem bewußt, daß man Bäume und Steine und Dickicht sehen konnte, wo einen Herzschlag zuvor nur Dunkelheit gewesen war.
    Tynian brachte Ulath einen Teller mit dampfendem Schinken und einem Stück Brot mit ehemals knuspriger Kruste. »Laß den Schinken auf dem Spieß«, riet Ulath. Tynian brummte bestätigend; dann nahm er seinen eigenen Teller und setzte sich zu seinem Freund an den Rand des Felssimses. Während sie aßen, behielten sie den Buchenwald am steilen Hang unter ihnen im Auge. »Da ist er!« Ulath streckte die Hand aus. »Direkt neben dem Felsblock.«
    »Jetzt sehe ich ihn auch.«

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