Tango der Leidenschaft
ausgesehen. Jetzt schmeckte es wie Pappe.
Beide schwiegen eine Zeit lang. Dann faltete Rafael die Zeitung zusammen und musterte Isobel aufmerksam. Bei seinem Blick wurde ihr ganz heiß, und sie errötete.
„Ich hätte Juanita sagen sollen, dass sie deine Kleider in den Müll werfen soll.“
Isobel schnappte empört nach Luft. Aber bevor sie protestieren konnte, sprach er schon weiter.
„Wir gehen in ein paar Stunden auf Hochzeitsreise. Juanita soll deine Koffer packen. Ich habe es dir schon einmal gesagt, Isobel, ich will nicht, dass du mich vor allen Leuten zum Gespött machst.“
„Hochzeitsreise?“ wiederholte sie bestürzt. Im Geist sah sie weite, einsame Strände, riesige Villen – und sie beide ganz allein.
Rafael verzog das Gesicht. „Keine Angst. Ich bin nicht Masochist genug, um die Flitterwochen mit dir auf einer einsamen Insel zu verbringen. Du würdest vielleicht gerne zur estancia paradiso fahren. Ich war seit Monaten nicht mehr da und könnte während unseres Aufenthalts mal nach dem Rechten sehen.“
Isobel verschlug es den Atem. Und wie gerne sie die estancia sehen würde! „Das ist … ja … natürlich möchte ich sie sehen!“
Er überraschte sie immer wieder. Beim Aufwachen war sie fest davon überzeugt gewesen, ein leeres Haus vorzufinden. Ihre Eltern waren immer auf Distanz bedacht und traten nur beim steifen Dinner am Abend oder bei todlangweiligen gesellschaftlichen Ereignissen gemeinsam auf. Dann wurde natürlich Eintracht geheuchelt.
Nach einigen Minuten entschuldigte sich Rafael damit, dass er noch packen müsse und ging. Verwirrt begann Isobel, den Tisch abzuräumen. Da kam Juanita herein.
„Darum müssen Sie sich nicht kümmern“, knurrte sie. Immer noch kein Funke von Freundlichkeit. „In Ordnung“, antwortete Isobel bestimmt. „Aber Sie müssen dann auch nicht für mich packen. Das kann ich selbst tun.“
Die Frau nickte nur und kümmerte sich um den Tisch. Isobel ging nach oben. Sie warf einen wehmütigen Blick auf ihr Gepäck. Aber dann erinnerte sie sich an Rafaels Drohung und schaute sich widerstrebend ihre neue Garderobe an. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass die Sachen genau ihren Geschmack trafen. Ob wohl Rafael sie ausgesucht hatte? Sie wählte eine lange Hose und eine elegante weiße Bluse.
Danach trug sie ihre Reisetasche nach unten. Ein älterer Mann nahm die Tasche lächelnd in Empfang und packte sie in einen Range Rover. Isobel schlenderte nach draußen und atmete tief die frische Luft ein. Da entdeckte sie etwas, das schon zuvor ihr Interesse geweckt hatte. Es waren die in einer Ecke des weiten Vorplatzes parkenden Oldtimer.
Sie lief zu ihnen hinüber. Beim Anblick der alten Autos begann ihr Puls schneller zu schlagen. Verträumt strich sie mit der Hand über den glänzenden Lack eines besonders hübschen Modells, während sie um ihn herum ging.
„Es ist ein Bugatti von 1951.“
Isobel sprang erschrocken zurück. Wie machte Rafael das nur? Wie konnte er sich nur so lautlos bewegen, wo er doch so ein großer Mann war? Sie sah ihn misstrauisch an. Er trug Jeans und ein lässiges Hemd. Ihr Puls begann zu rasen. Und diesmal war nicht das Auto der Grund. Sie sah zur Seite und gab sich alle Mühe, das aufsteigende heiße Gefühl in ihr unter Kontrolle zu bekommen.
„Ich weiß. In der ganzen Welt gibt es nur noch acht Stück davon.“
Er zog anerkennend die Augenbrauen hoch. „Ich bin beeindruckt. Du magst Oldtimer?“
Isobel nickte und betrachtete den eleganten Wagen. „Das habe ich von meinem Großvater. Er war ganz verrückt nach diesen Autos. Immer zeigte er mir Bilder von ihnen. Wie gerne hätte er auch einmal so eins besessen. Ich sagte immer, wenn ich erwachsen wäre und genug Geld hätte, würde ich ihm so ein Auto kaufen. Damals war ich zwölf.“
„Jetzt könntest du es … aber es ist zu spät.“
Isobel lächelte traurig. „Ja.“ Sie sah Rafael an. Der Ausdruck in seinen Augen raubte ihr den Atem.
„Dein Großvater scheint ein interessanter Mann gewesen zu sein.“
Isobel wehrte sich gegen diesen verführerischen Sog, der von Rafael ausging. Er spielt doch nur mit seinem Charme, dachte sie. Ihr Großvater interessierte ihn sicher genauso wenig wie das, was in ihr vorging. Sie war eine Herausforderung für ihn, nicht mehr.
„Ja, das war er“, meinte sie wortkarg und ließ ihn merken, dass sie keine weiteren Fragen mehr beantworten wollte.
Rafael presste die Lippen zusammen und trat einen Schritt zurück. Er
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