Tango mit dem Tod
schon sagte, ich mache auch eine Menge Werbefotos", sagte Simone und nannte die Namen mehrerer bekannter Textilhersteller, für die sie gearbeitet hatte. Sie strahlte Doug immer noch an. „Ich schreibe Ihnen meine Telefonnummer auf. Sie haben mir so freundlich geholfen vorhin. Rufen Sie mich an, wenn Sie in L.A. etwas brauchen, was auch immer."
„Danke, das ist sehr nett", sagte Doug.
Simone sah mit einem unsicheren Lächeln zu Kelly. „Und Sie beide arbeiten wirklich nur zusammen?"
„So ist es", bestätigte Kelly.
„Ich wollte keineswegs neugierig oder aufdringlich sein."
„Das waren Sie auch nicht", antwortete Kelly honigsüß.
Miss Februar reichte Doug einen Zettel. Der bedankte sich und steckte die Telefonnummer ein.
„Was Jane wohl dazu sagt?" fragte Kelly.
„Sie werden ihr doch hoffentlich nichts davon erzählen", gab Doug mit gespielter Empörung zurück.
„Ich kenne sie ja kaum", erwiderte Kelly. „Aber es sieht so aus, als könnte sie meine Unterstützung gebrauchen."
„Ich wette darauf, Jane wird prima damit fertig."
Kelly öffnete ihren Sicherheitsgurt. Sie wollte zu ihrem Sitzplatz zurück. Ein kurzer Blick zeigte ihr, dass Mel trotz der ganzen Aufregung und der Turbulenzen noch immer fest schlief.
„Hat er vor dem Flug etwas geschluckt?" erkundigte sich Doug.
„Muss er wohl. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden ..."
Doch als sie aufstehen wollte, wurde gerade der Servierwagen mit dem Essen herangeschoben und blockierte den Gang.
„Oh, Sie haben den Platz gewechselt, Miss Trent", meinte der Steward. „Lachs für Sie ... welches Dressing möchten Sie zu Ihrem Salat?"
Kelly ließ sich wieder in den Sitz fallen. Sie spürte ganz genau, dass Doug sie beobachtete und sich amüsierte. Sie hätte darauf bestehen können, sich wieder auf ihren alten Platz zu setzen, aber in Flugzeugen saß man nun mal neben wildfremden Leuten. Es würde einen merkwürdigen Eindruck machen, wenn sie darauf bestand, unbedingt wieder ihren eigenen Sitzplatz haben zu wollen. Noch schlimmer wäre sogar, Doug könne auf die Idee kommen, sie habe Angst, neben ihm zu sitzen.
„French Dressing", sagte sie zu dem Steward und bedachte Doug, der sie also für eine Primadonna und ein störrisches Kind hielt, mit einem geringschätzigen Lächeln. Er senkte den Kopf, als ob er sich nicht anmerken lassen wollte, dass er sich amüsierte.
Das Essen wurde serviert und der Wein eingeschenkt. Der Steward war äußerst bemüht, die Gläser immer wieder nachzufüllen. Er wollte wohl, dass seine Passagiere für den Rest des Fluges leicht benebelt wären. Mel rührte sich immer noch nicht.
Doug beugte sich zu Kelly hinüber. „Wollen Sie immer noch zurück auf ihren Platz?"
„Ich bin schon häufig mit Mels Schnarchen als Begleitmusik gereist", beruhigte sie ihn. Aber da die Tische heruntergeklappt waren, war ein Sitzplatzwechsel jetzt nicht mehr so einfach. Also blieb sie sitzen. Und noch bevor die Tabletts wieder abgeräumt waren, lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.
Das nächste, was Kelly mitbekam, war die Landung. Als sie den Kopf hob, merkte sie, dass sie an Dougs Schulter gelehnt geschlafen hatte. Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
Sie waren endlich da. Der lange Flug, mehr als fünf Stunden, war vorüber. Sie war zu Hause. Aber gleichzeitig wurde ihr klar, dass nichts mehr so war wie vor ihrem Abflug nach Miami. Als das Flugzeug zur Ankunftshalle rollte, spürte sie den absurden Wunsch, zu weinen. Sie war gefeuert worden. Reiß dich zusammen, warnte sie sich selbst.
Sie drehte sich um und merkte, dass Doug sie beobachtete. „Manchmal können ein neues Leben und neue Aufgaben sehr gut sein", sagte er.
Sie löste ihren Sicherheitsgurt. „Ich weiß nicht, was Sie meinen", murmelte sie und sah zu Mel hinüber, der gerade aufwachte. Sie fand es erstaunlich, dass er den ganzen Flug über fest geschlafen hatte, trotz der Turbulenzen und der ganzen Aufregung.
Als Kelly aufstand, raunte sie Doug zu: „Vergessen Sie nicht Miss Februars Telefonnummer. Sie haben sie in die Sitztasche vor Ihnen gesteckt."
Sie drängte an Doug vorbei und hatte nur noch den einen Gedanken, so rasch wie möglich aus dem Flugzeug zu kommen. Als sie sich an ihm vorbei schob, nahm sie den Geruch seines After Shave wahr.
Doug machte keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten oder ihr zu helfen. Miss Februar war ebenfalls aufgestanden. Noch einmal bedankte sich Simone bei Doug und bat ihn inständig, ja nicht zu vergessen,
Weitere Kostenlose Bücher