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Tango Vitale

Tango Vitale

Titel: Tango Vitale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
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Erinnerung an ähnliche Situationen in der Vergangenheit abzugleichen. Da es nichts dergleichen findet, verharren wir passiv auf der Stelle, obwohl wir uns der Gefahr bewusst sind. Von diesem Phänomen berichten viele, die den Einsturz des World Trade Centers überlebt haben. Nach dem Aufprall des Terroristen-Flugzeugs saßen sie reglos auf ihren Bürostühlen, anstatt sofort ins Treppenhaus zu laufen. Wenn Sie wissen, dass es sich dabei nur um eine situationsbedingte Gehirnblockade handelt, können Sie sich bewusst zur Aktivität zwingen.
     
    Zerlegen Sie die Krise in einzelne Stücke. In einer Katastrophe fühlen wir uns einfach überwältigt. Die Herausforderung scheint uns zu groß, das Hindernis unüberwindlich, das Problem unlösbar. In der Überlebensschule der U. S. Air Force lernt man, diese Verwirrung mit einem Leitsatz zu überwinden, der sich als Bild gut ins Gedächtnis einprägt: »Man verspeist einen Elefanten Stück für Stück.« Das heißt: ein Teilziel nach dem anderen angehen. Tun Sie jeweils das Nächstliegende, zum Beispiel die Rettungsweste anlegen, und machen sich währenddessen keine Gedanken darüber, wie es weitergeht.
     
    |119| Rüdiger Nehberg, Deutschlands bekanntester Überlebenskünstler, auch respektvoll »Sir Vival« genannt, hat viele Gefahren überstanden, zum Beispiel 25 bewaffnete Raubüberfälle, eine Atlantiküberquerung im Tretboot und nacktes Aussetzen per Hubschrauber im Regenwald. Vor kurzem ist er 75 geworden. Dem Mann darf man also gewiss vertrauen, wenn er von Prophylaxe spricht: »Um meine Überlebenschancen nicht unter den Nullpunkt zu treiben und stattdessen lieber dem vorzeitigen Tod ein Schnippchen zu schlagen, begannen alle Vorhaben mit der Analyse sämtlicher Gefahren. Beispiel Atlantik-Überquerung. Die Risiken waren klar: Schiffbruch, Einsamkeit, Wassermangel, Kälte, Hitze, Dunkelheit, Sturm, Windstille, Salz, Dauer, Über-Bord-gehen, Piraten, Kollisionen, Krankheit, Knochenbruch. Ist diese Gefahrenliste angefertigt, heißt es, alle Risiken zu minimieren durch gezieltes Training und Bildung. Das ist so spannend wie die Reise selbst.« 34
    Für uns ist die Vorbereitung auf eine mögliche Gefahr sicher nicht gerade ein lustvolles Abenteuer, sondern eher lästig oder bedrohlich, doch im Ernstfall können Ihnen Ihr Wissen und eine gute Vorbereitung das Leben retten.
    Die menschliche Gefahr
    Nicht alles, was uns schicksalhaft an Üblem widerfährt, ist Katastrophen geschuldet. In vielen Fällen sind es Menschen, die anderen Menschen bewusst ein Leid antun, indem sie sie bedrohen, berauben, verletzen, vergewaltigen, töten. Glücklicherweise hat uns die Natur ein Instrument mitgegeben, das uns in solchen Situationen – sofern wir davon nicht völlig überrascht werden – warnt und zur Flucht bereit macht: die Angst.
    »Wahre Angst ist ein Geschenk«, sagt Gavin de Becker. Er ist einer der bekanntesten Experten für Personenschutz in den USA. Zu seiner prominenten Klientel zählen etwa Madonna, Oprah Winfrey und Robert |120| Redford. Vor allem ist er für seine wirkungsvollen Methoden zur Gewaltprävention bekannt geworden, die inzwischen von der US-Re gierung und der Polizei angewandt werden. De Becker ist davon überzeugt, dass jeder von uns ein Experte dafür ist, gewalttätiges Verhalten vorherzusehen. Was uns dazu befähigt, ist unsere Intuition. 35 Wie Sie bereits wissen, verarbeiten wir mit ihr komplexe Informationen, ohne dass wir das Denken einschalten müssen. Unser Unbewusstes ist in der Lage, weitaus mehr Details zu berücksichtigen als unser Bewusstsein. Jede Interaktion mit einem anderen Menschen hat einen emotionalen Unterton. Körpersprache, Stimmlage und Mimik werden unterhalb der Schwelle des Bewusstseins verarbeitet. Während wir kontrolliert mit einandersprechen, tauschen wir blitzschnell subtile Informationen aus. Von daher liegt es auf der Hand, dass sich unsere Intuition besonders als Warnmelder bewährt. Durch Angst und Unbehagen signalisiert sie uns, wann wir vorsichtig sein sollten.
    Der Intuition vertrauen
    Kelly schleppt schwere Einkaufstüten zur Eingangstür ihres Appartementhauses. Wieder einmal ärgert sie sich darüber, dass ihre nachlässigen Nachbarn vergessen haben, sie zu schließen. Kelly steigt die Treppe zu ihrer Wohnung im vierten Stock hoch. Kurz vor dem Treppenabsatz im dritten Stock reißt eine der Papiertüten, ein paar Dosen mit Katzenfutter fallen heraus und kollern bis hinunter in den ersten Stock. »Ich hab sie

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