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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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das: HÖRT , HÖRT ,
    BÜRGER VON FINCH!
    Ihr seid hiermit eingeladen
    ZU EINER VERSAMMLUNG!
    Verteidigt euer Dorf vor dem Ansturm Fremder!
    Zeigt eure Unterstützung gegenüber altehrwürdigen Traditionen!
    DULDET NICHT , DASS DER BISCHOF
    SICH
    IN UNSERE DORFPOLITIK MISCHT!

    Erhebt eure Stimmen für die gerechte Sache!
    Sonntagmittag auf dem Dorfplatz .
    Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht , sondern den der Kraft .
    II. Tim . 1 , 7

    Wenn das nicht ein mitreißender Aufruf ist«, sagte Peggy, und ihre Augen glitzerten hinter der Schmetterlingsbrille. »Genau richtig, um die Bevölkerung mitten ins Mark zu treffen, findest du nicht?«
    Die neuen Flugblätter ähnelten denen, mit denen Peggy ihr Gesuch angekündigt hatte, aber diesmal lösten sie in mir ganz andere Gefühle aus. Vor vier Tagen hatte ich mich vor Peggy gefürchtet, aber jetzt ertappte ich mich dabei, wie ich ihr insgeheim beipflichtete. Peggy mochte stänkern und die Leute drangsalieren, und am liebsten hätte ich sie wegen ihrer Manieren vors Schienbein getreten, aber ich musste den eisernen Willen bewundern, mit dem sie ihr Ziel verfolgte. Es bedurfte eines stärkeren Mannes, als es der Bischof war, um Peggy in die Knie zu zwingen.
    »Sehr hübsch«, sagte ich zurückhaltend.
    »Aber …«
    »Ich weiß, Bill beschäftigt sich fleißig mit dem juristischen Aspekt der Sache«, sagte sie, »und ich weiß auch, dass du dein Kindermädchen beauftragt hast, Dr. Culvers Willenskraft zu unterminieren, aber wir müssen die Dorfbewohner ebenfalls gegen ihn aufbringen.«
    »Peggy«, sagte ich energisch, »du hast kein Recht, so von Fran …«
    »Ich geb’s ja zu«, sagte sie, »dass ich deine Pläne anfangs missverstanden hatte, aber Derek Harris hat mich aufgeklärt. Es ist ziemlich genial von dir, Lori, wie du diese Frau auf ihn gehetzt hast, um ihn abzulenken, während wir ihm den Boden unter den Füßen wegziehen.«
    Ich schüttelte energisch den Kopf. »Das ist nicht …«
    »Ehre, wem Ehre gebührt.« Peggy beschrieb eine Armbewegung, die den ganzen Dorfplatz einschloss. »Nächsten Sonntag marschieren wir gleich nach der Kirche hierher. Jasper macht die Einführung, ich sage ein paar Worte, um die Truppen richtig scharf zu machen, und dann hältst du deine Rede und triffst sie ins Mark.«
    »Ich?« Fast blieb mir die Luft weg.
    »Stell dir vor«, sagte Peggy und malte mit den Händen einen unsichtbaren Rahmen um das Rednerpult. »Die zarte, junge Mutter, die ihre Babys an die schwache Brust drückt und um das Recht fleht, ihren Kindern die Sitten und Gebräuche ihrer Vorfahren zeigen zu dürfen.«
    »Aber ich bin doch nicht einmal Engländerin!«, rief ich aus. »Und meine Brust ist auch nicht …«
    »Dein Mann hat englische Verwandte«, unterbrach Peggy, »und das reicht. Du wirst schon sehen. Das wird ein großartiges Ding am Sonntag. Wenn wir den Bischof nicht mit unseren Unterschriften dazu bringen können, seine Meinung zu ändern, dann werden wir ihn eben umstimmen, indem wir ihn beschämen. Aber ich muss weiter.« Sie klopfte auf den Stapel Flugblätter, drehte sich auf dem Absatz um und schritt entschlossen in Richtung Saint George’s Lane.
    Einen Augenblick herrschte auf dem Dorfplatz eine Stille wie auf einem Schlachtfeld nach einem Artillerieangriff. Ich spürte, wie ein Dutzend ängstlicher Augen aus Schaufensterscheiben blickte und wie ebenso viele ängstliche Menschen aufatmeten. Langsam kehrte das Leben zurück.
    Die Vögel nahmen ihr Gezwitscher wieder auf, Mr Taxman hämmerte wieder. Mr Barlow warf den Gummiball, und Buster jagte fröhlich hinterher. Während Christine und Grog verstohlen hinter dem Kriegerdenkmal hervorkamen, regte sich in mir der Verdacht, dass den Bewohnern von Finch wahrscheinlich eine Invasion von Au
    ßerirdischen lieber wäre als ein Zusammenstoß mit Peggy Kitchen auf dem Dorfplatz.
    »Was ist denn hier los, Jasper?«
    Sofort wurde ich hellhörig und hätte fast die Ohren aufgestellt, denn diese Frage kam von niemand anderem als meiner Hauptverdächtigen.
    Sally Pyne ging vorsichtig auf das Warenhaus zu, und zwar auf eine Art, als wollte sie jede unnütze Bewegung vermeiden.
    Trotz ihrer vielen Abmagerungskuren blieb Sally Pynes Figur unverändert großmütterlich. Ihr Körperbau war erdnah und gut gepolstert, entworfen, um Enkel hochzuheben und sie so zärtlich in die Arme zu schließen, dass ihnen der Atem wegblieb. Sie hatte ein rundes, energisches Kinn und trug ihr silbergraues Haar kurz

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