Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
mehr nicht.«
    »Gymnastik!«, rief Adrian.
    »Es war meine Idee«, platzte Sally dazwischen. »Simon weigerte sich, Katrina bei ihrem WorkoutTraining zu begleiten, also habe ich ihr angeboten mitzumachen. Ich dachte, ein bisschen Sport könnte mir nicht schaden.«
    »Sehr lobenswert.« Der Pfarrer stellte den Kakao hin und legte die Spitzen seiner langen Finger gegeneinander. »Aber sicher gibt es dafür geeignetere Orte als meine Wiese. Und warum machen Sie diese Workouts, wie Sie es nennen, im Dunkeln? Wenn Sie etwas gesagt hätten, hätte ich Ihnen gern eine Taschenlampe geliehen.«
    Katrina sah Sally Pyne an. »Die Leute zerrei
    ßen sich ohnehin schon den Mund über Mrs Pynes Versuche, ein paar Pfunde loszuwerden.«
    Sally wurde dunkelrot. »Sie sind gemein«, erklärte sie. »Ich habe es satt, Mr Barlows Witze zu hören, wenn er sich über die Chancen der dicken Sally auslässt, ins Olympiateam aufgenommen zu werden, oder Mr Farnhams Bemerkungen über die DamenSchwergewichtsklasse, also haben wir es vorgezogen, nach Einbruch der Dunkelheit auf die Wiese zu gehen, wo niemand uns sehen kann.«
    Sallys Worte klangen nur allzu wahr. Keine Frau mittleren Alters und von Sallys Figur, die auch nur einen Funken Vernunft hatte, würde vor ihren Nachbarn WorkoutÜbungen machen.
    Damit gäbe sie sich einer Lächerlichkeit preis, die auch die abgebrühteste FitnessAnhängerin abschrecken würde, und Sally Pyne hatte gerade erst damit angefangen. Ihre schmerzenden Gelenke bewiesen es. Und ihr Ächzen und Stöhnen, wie mir plötzlich klar wurde.
    »In der ersten Nacht hatten wir Taschenlampen dabei«, sagte Katrina, »als wir den Weg noch nicht kannten. Aber dann …«

    »… dann kam Christine Peacock vorbei«, fiel Sally ihr entrüstet ins Wort, »mit ihrem ewig pinkelnden Hund. Hat mich zu Tode erschreckt.
    Danach haben wir die Taschenlampen zu Hause gelassen.«
    Das geistesabwesende Lächeln auf Bills Gesicht sagte mir, dass in seinem Kopf gerade ein dauerhafter Vorrat an Witzen über irrtümliche Verhaftungen am Entstehen war. Es war peinlich, dass ich zwei unschuldige Sportlerinnen verhaften wollte, und Sally und Katrina hatten Erklärungen für fast alles geliefert, was meine Augenzeugen gesehen hatten.
    Miranda Morrow hatte ein Ritual beobachtet, aber die Arme der Anbetenden waren nicht zum Mond, sondern zum Gott der Fitness erhoben worden. Christine Peacocks außerirdische Motoren waren nichts anderes gewesen als Sallys Schnaufen und Katrinas Keuchen, und die hellen Blitze waren dem Schein hastig ausgeschalteter Taschenlampen zuzuschreiben. Und wie der Kreis aus zertrampeltem Gras zustande gekommen war, lag jetzt ebenfalls auf der Hand.
    Nur für Bruder Florin gab es noch keine Erklärung. Zwei unabhängige Zeugen – Mr Wetherhead und Miranda Morrow – hatten gesehen, wie Sonntagnacht eine Gestalt mit Kapuze um das Pfarrhaus ging. Sally und Katrina gaben zu, in der Gegend gewesen zu sein, und beide trugen Sweatshirts mit Kapuze. Ich überlegte, ob ein Frontalangriff angebracht sei.
    Ich beugte mich vor. »Wer von Ihnen ist zum Pfarrhaus gegangen?«
    »Wir sind nicht einmal in die Nähe des Pfarrhauses gegangen«, protestierte Sally.
    »Warum sollten wir das?«, stimmte Katrina zu. »Wir wollten ja unbemerkt bleiben.«
    »Haben Sie jemanden gesehen, als Sie hier draußen waren?«, fragte Bill.
    »Nur Christine Peacock«, erwiderte Sally.
    »Sonst ist doch niemand so dumm, im Dunkeln hier am Fluss spazieren zu gehen. Darum waren wir ja auch hier.« Sie sah den Pfarrer an. »Also, was sind das nun für Andeutungen von Einbrechern und Komplizen? Hat jemand etwas aus dem Pfarrhaus …«
    Plötzlich stand Adrian auf, als könne er sich nicht länger zurückhalten. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und sah Katrina ernst an. »Miss Graham«, sagte er, »es ist sehr unprofessionell, in einem Ort, wo man zu Gast ist, nachts heimlich herumzuschleichen, ohne seinem Vorgesetzten etwas davon zu sagen.« Er sah Sally Pyne an. »Sehen Sie nicht, was für Gerüchte durch dieses Verhalten in die Welt gesetzt werden? Mrs Kitchen macht schon genug Schwierigkeiten. Sie würde doch sofort die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und Sie zum Einbrecher abstempeln.«
    »Es tut mir Leid, Dr. Culver«, sagte Katrina und ließ den Kopf hängen.
    Aber Adrian war noch nicht fertig. »Ganz davon abgesehen«, fuhr er fort, »brauchen Sie auch Ihre Nachtruhe. Sie leisten in Scrag End viele Stunden am Tag harte körperliche Arbeit.

Weitere Kostenlose Bücher