Tante Dimity und das verborgene Grab
Ich kann Ihnen versichern, dass Ihre Gesundheit nicht darunter leiden wird, wenn Sie Ihr Fitnessprogramm einmal für drei kurze Wochen unterbrechen.«
»Drei Wochen?«, sagte der Pfarrer und setzte sich auf. »Habe ich richtig gehört, Adrian? Hast du wirklich die Absicht, in drei Wochen aus dem Schulhaus auszuziehen?«
Adrian wandte sich um. »Eine Woche ist schon um«, sagte er, »also sind es nur noch zwei Wochen. So hatten wir es doch ausgemacht, nicht wahr, Theodore? Drei Wochen, dann sind wir wieder weg!«
»Ja, aber wie ich hörte, bemühst du dich um die Finanzierung deiner Grabungen …« Der Pfarrer verstummte. Einen Augenblick starrte er Adrian an, dann beugte er den Kopf und seufzte.
»Klatsch, das ist es. Unbegründete Gerüchte, die ein Kollege in Oxford in die Welt gesetzt hat.
Gott möge mir verzeihen, dass ich es geglaubt habe.« Er hielt Adrian die Hand hin. »Mein Lieber, ich möchte mich vielmals bei dir entschuldigen.«
Adrian sah verwirrt auf die ausgestreckte Hand des Pfarrers. »Es tut mir Leid, Theodore, aber ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Ich schon.« Sally Pyne stand vom Sofa auf.
»Und Sie können aufhören, so unschuldig zu tun, Dr. Culver, denn ich weiß auch von Ihren Plä
nen, hier in Finch ein Museum zu bauen.«
Adrian schloss die Augen und holte tief Luft.
»Mrs Pyne«, sagte er mit einer Stimme, der man anhörte, dass er kurz davor war, die Geduld zu verlieren, »ich kann Ihnen versichern, dass ich keinerlei Pläne habe, weder in Finch noch irgendwo sonst ein Museum zu bauen. Wenn Sie mein unverbindliches Geplauder so verstanden haben sollten …«
»Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?«, schnauzte Sally ihn an. »Glauben Sie, ich lasse meinen ganzen Laden neu ausstatten, nur wegen Ihrem unverbindlichen Geplauder?« Mit wütendem Gesicht ging sie auf den verblüfften Archäologen los, der gegen den Kamin zurückwich. »Ich habe die Briefe gesehen, Dr. Culver. Ich habe Ihre Spendenaufrufe gelesen. Ich weiß genau, dass das CulverInstitut weit mehr ist als unverbindliches …«
»Katrina?« Lilians leise Stimme ließ Sally in ihrem Angriff innehalten. »Geht es Ihnen nicht gut, mein Kind?«
Ich drehte mich zu Katrina um und sah, dass sie vornübergesunken dasaß und das Gesicht in den Händen barg. Lilian ging zum Sofa und legte dem Mädchen den Arm um die Schultern, eine Geste, auf die Katrina mit einem verzweifelten Stöhnen reagierte. Adrian, der Gefahr gelaufen war, sich am Kaminfeuer den Hosenboden zu versengen, drückte sich an seiner Angreiferin vorbei und kam seiner Assistentin zu Hilfe.
»Was ist los, Miss Graham?«, sagte er und beugte sich über sie.
»Oh, Dr. Culver«, stöhnte Katrina, immer noch zusammengekauert. »Es tut mir so Leid.
Ich hatte keine Ahnung, dass sie die Briefe gelesen hat.«
Adrian richtete sich auf. Unsicher sah er in Sallys triumphierendes Gesicht, dann setzte er sich wieder auf seinen Stuhl. Einen Augenblick saß er schweigend da, ehe er sanft sagte: »Vielleicht möchten Sie es uns selbst erklären, Miss Graham?«
Langsam richtete sich Katrina auf. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, dann saß sie ganz ruhig da, als wollte sie sich sammeln. Im Feuer krachte ein Scheit auf den Kaminboden, und im Flur schlug die Uhr zur halben Stunde, aber niemand wandte den Blick von der stummen, reglosen Gestalt auf dem Sofa ab.
»Zunächst mal«, fing sie an und sah erst Lilian, dann den Pfarrer an, »weiß ich nichts von einem Einbruch. Ich bin heute zum ersten Mal hier im Pfarrhaus, wenn also Sonntagnacht etwas gestohlen wurde, dann habe ich nichts damit zu tun. Und Mrs Pyne auch nicht«, fügte sie hinzu,
»denn wir waren die ganze Zeit zusammen.«
»Danke, Miss Graham«, sagte der Pfarrer ernst. »Ihre Aussage ist sehr wertvoll. Bitte fahren Sie fort.«
Katrina sah Adrian an, dann schlug sie den Blick auf ihre Hände nieder. »Was die Briefe anbelangt … ehrlich, Dr. Culver, wir wollten doch nur helfen.«
»Wer wollte helfen?«, fragte Adrian.
»Wir zwölf, die Studenten, die mit Ihnen im Feld von Scrag End arbeiten sollten.« Katrina fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie haben immer gesagt, dass die Finanzierung der schwerste Teil der Archäologie ist, deshalb beschlossen wir, uns schon vorher darum zu kümmern. Damit, wenn Scrag End sich als eine wertvolle Ausgrabungsstätte entpuppen sollte – eine Stätte, die eines Museums würdig ist –, schon alles in die Wege geleitet wäre. Bis dahin
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