Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
zusammen brachten wir die rostigen Scharniere dazu, dass sie nachgaben und die Tür sich wie unter Protest mit einem ohrenbetäubenden Quietschen öffnete.
    Die Taschenlampen vor uns haltend, traten wir zögernd in den Raum.
    Das Zimmer war rund, hatte weiß verputzte Wände und einen Fußboden aus breiten, rohen Dielenbrettern. Die Decke war niedrig und von Balken unterteilt, die wie die Speichen eines Rades in der Mitte zusammenliefen. In den Wänden waren sechs Fenster aus welligem Glas, jedes nicht viel breiter als eine Schießscharte, und die einzige Tür war die, durch die wir über die Geheimtreppe gekommen waren.
    Wir machten Platz, um Nicole eintreten zu lassen, aber niemand von uns sprach ein Wort. Die Lichtkegel unserer Taschenlampen tanzten in der Dunkelheit, überkreuzten und teilten sich wieder wie Suchscheinwerfer, während wir die einfache Möblierung des Zimmers in Augenschein nahmen: eine dünne, graue Matratze auf einem eisernen Bettgestell, die so schmal war wie die von Adam; ein eisernes Waschgestell mit schlichter, weißer Schüssel und einem Krug; eine Truhe; ein roher Holztisch, ein halbhoher Schrank; ein weiß verputzter Kamin mit einer Feuerstelle. Vor dem Kamin ein Holzstuhl, daneben ein Stickrahmen auf einem dreibeinigen Ständer.
    »Dies ist kein Kinderzimmer«, bemerkte Nicole scharfsinnig. »Ich weiß nicht, was es ist.« Sie ging an uns vorbei, stellte die Leuchte auf den Tisch und sah zum nächsten Fenster hinaus.
    »Wir befinden uns im Westturm«, bestätigte sie,
    »aber dieser Raum ist im Grundriss nicht eingezeichnet. Wie kamst du darauf, dass Edwards Briefe in diesem komischen kleinen Zimmer sein sollten?«
    Ich sah vom Stickrahmen zu der dünnen grauen Matratze, und plötzlich fühlte ich mich hundeelend. »Nur eine Vermutung«, sagte ich. »Ich denke, Claire könnte … sich hier aufgehalten haben.«
    Nicole trat vom Fenster zurück. »Vielleicht kam sie wegen der Aussicht hier herauf. Stellt euch mal vor, dass Jared das Zimmer vor mir geheim gehalten hat.« Sie stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Wer war es gleich wieder, der sagte, dass die Frau immer die Letzte ist, die alles erfährt?«
    »Ein unverheirateter Dummkopf«, sagte ich entschieden. »Nicole, egal, ob Jared von dieser Treppe weiß oder nicht, er ist niemals hier oben gewesen. Sieh dir mal den Fußboden an. Es liegt dicker Staub darauf, und die einzigen Fußabdrü cke sind unsere. Hier oben ist schon sehr, sehr lange niemand mehr gewesen.«
    Nicole zündete die Campingleuchte an, und sofort wurde der ganze Raum erhellt.
    »Da hast du wohl recht.« Sie betrachtete unsere Fußspuren, ehe sie verächtlich sagte: »Außerdem bezweifle ich, dass Jared stark genug wäre, diese Tür ohne Hilfe zu öffnen.«

    Ich wollte gerade eine Bemerkung darüber machen, dass man einen Menschen nicht hängen sollte, ehe er für schuldig befunden ist, als Adam das Wort ergriff.
    »Meine Damen«, sagte er und kniete sich vor den Schrank, »ich glaube, ich habe gefunden, was ihr gesucht habt.«
    Er öffnete die Schranktüren und gab den Blick auf säuberlich aufgereihte, bunt eingebundene Bücher frei. Die Regenbogenfarben der Einbände wirkten in dem grauen, verstaubten Raum so farbenprächtig wie ein Kolibri auf einem winterkahlen Ast.
    Einige von ihnen erkannte ich auf den ersten Blick: Elizabeth Baumgartners Märchenbücher, Hannah Manderleys Sammlung berühmter Fabeln und, ganz unten, über die gesamte Breite des Schrankes verteilt, eine vollständige Ausgabe von Edith Ann Malson.
    »Adam«, sagte ich, »für mich bist du ein Held.«
    Im Nu hatte Adam das unterste Bord im Schrank abgeräumt und die Bücher auf den Tisch gestapelt. Mit fieberhafter Hast durchsuchten wir die Bände, ließen dabei Monmouth Mouse und Romney Rat genauso links liegen wie all die anderen entzückenden Nagetiere, die Edith Ann ins Leben gerufen hatte, denn unser ganzes Sinnen und Trachten galt den Briefen, die in den Büchern versteckt sein mussten. Wir fanden nichts.
    »Weitersuchen«, sagte ich, und damit fingen wir erst richtig an.
    Wir blätterten jedes Buch im Schrank durch, hoben die Matratze hoch, spähten in den Wasserkrug und öffneten die Truhe. Adam stellte sich auf einen Stuhl und suchte die Deckenbalken ab, während Nicole die Wände abklopfte und ich auf den Knien herumkroch, in der Hoffnung, ein loses Dielenbrett zu finden. Adam nahm sogar den Rost aus der Feuerstelle und fuhr mit dem Arm in den Kamin, aber von den Briefen fanden wir

Weitere Kostenlose Bücher