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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ich winkte ihr zu, einzusteigen, dann hörte ich Geralds Schritte im Flur, und als ich mich umdrehte, stand er schon neben mir. Er strahlte mich an und überreichte mir eine runde Dose.
    »Der Koch im Georgian ist schon gut«, erklärte er, »aber mit Mrs Burweed kommt er nicht mit.«
    Er klopfte auf die Dose. »Besonders wenn sie die geheimen Rezepte meines Vaters benutzt.«
    »Danke«, sagte ich, gerührt über seine Fürsorglichkeit. »Danke für alles. Das ist wirklich sehr nett von Ihnen.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, versicherte er mir. »Und ich hoffe sehr, dass wir die Gelegenheit haben, uns wiederzusehen.« Von der Tür aus sah er zu, wie wir einstiegen, und winkte, als wir losfuhren.
    »Wenn das ein Betrüger ist, dann, esse ich niemals mehr einen Brownie«, verkündete ich.

    »Denkst du, dass Miss Kingsley ihn falsch beurteilt?«, fragte Nell.
    »Ich denke, dass alle ihn falsch beurteilen«, erwiderte ich. »Ich glaube, er ist böswillig verleumdet worden, und ich wette, dass die Frau, mit der Miss Kingsley ihn im Flamborough gesehen hat, seine Therapeutin ist. Weiß Gott, er könnte eine Analyse gebrauchen. Bei so viel übler Nachrede.«
    »Lori, ich möchte dir etwas …«, fing Nell an.
    »Ich meine, denk doch mal nach, Nell«, unterbrach ich sie. »Wir platzen in sein Haus wie zwei verrückte Hühner, und was macht er? Er lädt uns zum Tee ein. Versucht es jedenfalls.« Ich sah auf meinen verpflasterten Finger und errötete, als ich daran dachte, wie ich mich verletzt hatte. »Außerdem hat er Williams Vorschlag abgelehnt, also kann ihm an seinem Geld nichts gelegen sein. Das erinnert mich daran, William ist …«
    »Lori!«, rief Nell.
    Ich bremste abrupt und wandte mich Nell zu, um zu sehen, was los war. Aber die Frage erübrigte sich. Denn aus dem riesigen Blazer, den sie immer noch anhatte, schaute Reginald.
    Nell zwinkerte mich unschuldig an. »Ich hatte dir doch gesagt, dass ich ein Kaninchen gesehen hatte.«

10
    ICH KONNTE MICH über gar nichts mehr wundern. Ich war nicht mehr fähig, Überraschung zu zeigen oder auch nur angemessen darauf zu reagieren.
    Ich sah auf Reginalds schwarze Knopfaugen und sagte mit dem mühsamen Lächeln eines Menschen, der aus einer Narkose aufwacht: »Hi, Reg, wie geht’s?«
    »Das war es, was ich dir erzählen wollte«, sagte Nell. »Er war im Wohnzimmer. Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als ich sein rosa Ohr unter dem Sofa hervorschauen sah, aber Mrs Burweed schien es gar nicht zu bemerken, also habe ich ihn schnell aufgehoben und in meinem Blazer versteckt. Dann ging ich nach oben, und so bald ich konnte, habe ich ihn aus dem Fenster geworfen.
    Mach dir keine Sorgen, er ist schön weich gelandet, unten war Farnkraut.«
    Ich nahm die Hände vom Steuer, beugte mich zu ihr hinüber und umarmte sie. »Danke, Nell. Danke, dass du Reg gerettet hast, und mich auch, wie es scheint. Ich weiß nicht, wie William es finden wird, dass er eine uneheliche Enkelin hat, aber du warst heute Nachmittag großartig. Ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte.«

    Nell errötete. »Er sieht schon verdammt gut aus.«
    »Das ist kein Grund für mich, den Kopf zu verlieren«, sagte ich.
    »Er sieht Bill aber kein bisschen ähnlich«, stellte Nell fest. »Natürlich sieht Bill auf seine Art auch gut aus«, fügte sie schnell hinzu, »aber ich hatte erwartet, dass es irgendeine Familienähnlichkeit geben müsste.«
    Ich stellte mir Bills dunkelbraune Augen vor, sein ergrauendes Haar, den grauen Bart und den Rettungsring um seinen Bauch und schüttelte den Kopf. »Nein, die beiden sind so verschieden wie Tag und Nacht.« Ich kniff Reginald ins Ohr. »Und was hast du dort unter dem Sofa gemacht, hm?
    Hast du nach Wollmäuschen gesucht?«
    »Ich glaube, er wollte uns auf etwas aufmerksam machen … das hier.« Nell steckte die Hand in die Tasche ihres Blazers und holte eine weitere Seite heraus, die aus dem blauen Tagebuch gerissen war, in der Mitte gefaltet, wie beim ersten Mal, mit meinem Namen in Tante Dimitys altmodischer Handschrift auf der Außenseite.
    »Dimity!«, rief ich und ergriff die Seite. »Super!
    Vielleicht hat sie herausgefunden, warum William sich plötzlich für eine dreihundert Jahre alte Familienfehde interessiert.« Ich faltete den Zettel auseinander und las laut.

    » Meine liebe Lori ,
    William hat gemerkt , dass es hier nichts zu entdecken gibt , deshalb ist er nach London gefahren , um Lucy und Edmund Willis zu befragen . Natürlich

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