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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Schlüsselbund.
    »Entschuldigung«, sagte ich und trat aus der Dunkelheit. Der Schlüsselbund landete laut klirrend auf dem Boden.
    »Du lieber Himmel!«, rief der Pfarrer aus, indem er sich bückte, um es aufzuheben. »Haben Sie mich jetzt erschreckt.«
    »Das tut mir Leid«, sagte ich. »Ich wollte Sie nicht erschrecken, ich hatte nur gewartet, bis das Läuten aufhörte. Ich wollte die Probe nicht stören.«
    »Das hätte gar nichts ausgemacht«, sagte der Pfarrer und richtete sich wieder auf. »Mein Name ist Steven Hawley, ich bin der Pfarrer von St. Bartholomäus. Ihrem Akzent entnehme ich, dass Sie Amerikanerin sind.«
    Ich bejahte es, und um eine Diskussion über Dereks Arbeit an den Glocken zu vermeiden, sagte ich, dass Miss Coombs mir vorgeschlagen hatte, mir die Kirche anzusehen.
    »Die gute Miss Coombs«, sagte der Pfarrer.
    »Was würden wir ohne sie machen?« Die Schlüssel klirrten, als er auf seine Uhr schaute. »Sie ist besser als ein Dutzend Werbefirmen. Ich vermute, Sie möchten die Fenster sehen?«
    Ich nickte höflich. Ich hätte auch gern die Glocken gesehen, aber dazu würde es heute Abend wohl keine Gelegenheit mehr geben.
    »In Ordnung«, sagte er und sprach schnell weiter, als er mich in die Kirche geleitete und das Licht wieder anknipste. »Aber ich fürchte, ich muss Sie dann allein lassen. Ich habe gleich eine Sitzung mit dem Finanzausschuss der Gemeinde und weiß Gott, wir haben viel zu besprechen.« Er deutete auf einen schmalen hölzernen Tisch, der neben der Tür an der Wand stand. »Nehmen Sie sich einen Prospekt. Ich schließe dann nach der Sitzung ab.« Er sah nochmals auf die Uhr, lächelte mich kurz, aber freundlich an und machte sich eilig auf den Weg.
    Als seine Schritte verklungen waren, überfiel mich wieder dieses Gefühl der Einsamkeit. Zwar sehnte ich mich nicht nach der Gesellschaft fremder Menschen, aber ich hätte alles darum gegeben, wenn Bills bärtiges Gesicht jetzt im Türrahmen aufgetaucht wäre. Ich verspürte ein leises Bedauern, was aber sofort von einer Welle der Empörung überrollt wurde. Wenn Bill sein Versprechen gehalten hätte und wie geplant mit mir nach England gekommen wäre, dann würde Willis senior jetzt keine Pläne schmieden, um Boston zu verlassen, und ich würde hier nicht in dieser verlassenen Kirche stehen und mir vorstellen müssen, wie schön es wäre, wenn mein Mann auch hier wäre.
    Es war wirklich nicht fair, und in meinem Hinterkopf meldete sich leise eine verräterische Stimme: Er hat sich für die Biddifords und gegen dich entschieden . Das hätte er nicht tun dürfen .

    Ich sagte der Stimme, sie solle sich zum Teufel scheren, und raffte mich auf, um mich ein wenig umzusehen. St. Bartholomäus schien keine sehr alte Kirche zu sein – die verputzten Wände waren zu eben und gerade, die steinernen Säulen zu glatt und schmucklos, aber ich wusste aus jüngster Erfahrung auch, wie irreführend solche Eindrücke sein konnten. Unter meinen Füßen befand sich möglicherweise eine Krypta aus dem zwölften Jahrhundert.
    Die Kammer, in der die Glocken geläutet wurden, war am Fuße des viereckigen Turmes, gegenüber dem Altar, und vom Rest des Kirchenraumes durch eine feste Holzwand mit einer kleinen Tür getrennt.
    Über der Wand jedoch war der Spitzbogen offen geblieben, und ich konnte die Glockenstränge sehen, die wie Sprossen eines umgedrehten Regenschirms nach unten zusammenliefen. Die Tür war jedoch, wie überall, aus Sicherheitsgründen verschlossen.
    Ich folgte dem Rat des Pfarrers und blätterte einen der Prospekte durch, die auf dem Holztisch lagen. Er war liebevoll von »M. B.« zusammengestellt worden und ich warf eine Hand voll Münzen in den Holzkasten, als kleinen Unkostenbeitrag –  und als Friedensangebot an den Finanzausschuss, der den Pfarrer zweifellos dafür rügen würde, dass er für eine einzige amerikanische Touristin so viel Strom verschwendete.

    Laut Prospekt war St. Bartholomäus im Jahre 1871 an der Stelle einer älteren Kirche gebaut worden – der viereckige Turm an der Rückseite war ein Überbleibsel aus dem dreizehnten Jahrhundert. Unter den zahlreichen interessanten Einzelheiten waren zwei Fenster, das eine war dem Dichter Gerard Manley Hopkins gewidmet, dessen Eltern in Haslemere gelebt hatten, das andere ehrte den Königlichen Hofdichter, Alfred Lord Tennyson, dessen Heimatdorf, Aldworth, etwas südlich der Stadt auf Blackdown Hill lag. Außerdem, wie mich M. B. in dem Prospekt belehrte, war das

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