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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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warum hatte sie mich dann nicht einfach darum gebeten? Das hätte sie persönlich im Radcliffe tun können oder wenigstens mit einer nachträglichen Erklärung in ihrem Schreiben an mich. Es wäre nicht nötig gewesen, vage Andeutungen fallen zu lassen, die ich vielleicht, vielleicht aber auch nicht verstehen würde, oder mit Gegenständen, die ihr so unendlich viel bedeuteten, ein Versteckspiel zu veranstalten.
    Was, wenn ich mich für etwas anderes als das Zylinderpult entschieden hätte? Dann wäre das Pult versteigert worden und sein Inhalt einem vollkommen Fremden in die Hände gefallen, der weder von der Sache mit Miss Beachams nächstem Verwandten wusste noch sich im Geringsten dafür interessierte. Sie war eine intelligente Frau. Wenn sie wirklich gewollt hätte, dass ich Kenneth aufspürte, wäre ihr bestimmt eine weniger riskante Methode eingefallen, mich das wissen zu lassen.
    Auf der ganzen Heimfahrt nagten Zweifel an mir. Am liebsten hätte ich meine verblüffende Erkenntnis sofort mit Bill erörtert, aber da er in der Kanzlei war, beschloss ich, zuallererst Tante Dimity einzuweihen. Bei ihr konnte ich mich darauf verlassen, dass sie es mir gleich sagen würde, wenn ich mich in etwas verrannt hatte.
    Bei meiner Ankunft herrschte Stille im Cottage.
    Ein Zettel, den Annelise im Wohnzimmer an den Kaminsims geheftet hatte, informierte mich, dass sie dem Drängen der Zwillinge nachgegeben und sie wieder nach Anscombe Manor gebracht hatte, wo sie Emma Harris und Kit Smith unbedingt bei den Vorbereitungen für die Eröffnung des Reitstalls helfen wollten. In der Sorge, die Jungs könnten mehr im Weg als von Nutzen sein, ging ich schnurstracks ins Büro und wählte die Nummer des Reiterhofs.

    Kit Smith nahm ab. Kit war der Stallmeister auf Anscombe Manor und einer meiner liebsten Freunde. Er lebte in einer spartanisch eingerichteten Wohnung gegenüber den Stallungen und schien vom Leben nicht mehr zu verlangen als Frieden, Ruhe und die Gesellschaft von Pferden.
    Bill und ich liebten ihn, und die Zwillinge vergötterten ihn förmlich. Als ich mich erkundigte, ob die Jungs sich langweilten, versicherte er mir, dass das Gegenteil der Fall war.
    »Wir haben zehn Kisten voller Bänder und Schleifen, die ausgepackt werden müssen. Mit ihren flinken Fingern leisten Rob und Will einen wertvollen Beitrag und halten Emma und mir den Rücken für andere Aufgaben frei.« Er senkte die Stimme. »Annelise hat mir von deiner Freundin erzählt, der Frau, die gestorben ist. Ich würde gern mehr über sie erfahren, Lori.«
    »Das wirst du auch«, versprach ich ihm. »Im Moment hast du alle Hände voll zu tun, aber ein andermal, wenn es besser passt, erzähle ich dir alles.«
    »Na, du weißt ja, wo du mich erreichst«, sagte Kit freundlich und beendete das Gespräch.
    Lächelnd legte ich den Hörer auf die Gabel. Ich hatte ein Bild von den Zwillingen vor Augen, wie sie bis zu den Ellbogen in bunten Schleifen steckten, von denen viele eines Tages unseren Kaminsims zieren würden – sobald Bill und ich endlich dazu kamen, den beiden ein Paar Ponys zu kaufen, wie wir das schon seit einem Jahr vorhatten. Zum x-ten Mal erweiterte ich meine mentale Liste mit den dringend zu erledigenden Dingen um › Ponys !‹, dann entfachte ich vor dem Kamin kniend ein Feuer, ehe ich mich aufrichtete und Hamish Reginald vorstellte. »Er ist ein Waise«, sagte ich, und diese Erklärung schien zu genügen. Nun saßen die zwei einträchtig nebeneinander in derselben Nische, und auch wenn Hamishs Augen für mich ausdruckslos blieben, schien in denen von Reginald Verständnis aufzuleuchten. Ich hatte das irrationale, aber trotzdem irgendwie tröstliche Gefühl, dass Reg alles ihm Mögliche tun würde, damit der arme, zerlumpte Igel sich bei uns wie zu Hause fühlte.
    Ich legte das Fotoalbum auf die Ottomane, holte das blaue Notizbuch von seinem Platz im Bücherregal und ließ mich im Ledersessel vor dem Kamin nieder.
    »Dimity«, begann ich und öffnete das Notizbuch. »Ich zähle darauf, dass du mir sagst, ob das, was ich mache, sinnvoll ist oder ob ich mich wie eine sentimentale Närrin verhalte.«
    Und schon kringelte sich Dimitys zarte Schreibschrift über die Seite. Es ist möglich , etwas Sinnvolles zu tun und dabei sentimental zu sein , meine Liebe , aber ich werde mein Bestes tun , um bei dir Spuren von Narretei zu entdecken . Fahr fort .
    Ich erzählte Dimity von dem Brief, den Schlüsseln und dem Geld, das Miss Beacham dem

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