Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
heiraten.«
Ich überlegte kurz. »Doppelnamen mit Bindestrich.«
Emma nickte. »Genau. Sie behalten beide Namen und setzen einen Strich dazwischen. Ich habe also mehrere Kombinationen mit Dorothys und Kenneths Nachnamen ausprobiert, und bei Fletcher-Beauchamps kam das hier raus.« Triumphierend schob sie den Ordner über den Tisch. »Voilà.«
Ein Schauer jagte mir über den Rücken, als ich das Konvolut aufschlug und die eng bedruckten Seiten durchblätterte, die die sozialen, beruflichen und akademischen Großtaten der drei Mitglieder der Familie Fletcher-Beauchamps, wohnhaft in der Crestmore Crescent 6, Willow Hills, Oxfordshire, verkündeten.
Die überwältigende Mehrheit der Meldungen konzentrierte sich auf Dorothy und den jungen Walter James, aber einer kurzen Mitteilung gegen Ende des Ordners war zu entnehmen, dass Kenneth Fletcher-Beauchamps zum stellvertretenden Generaldirektor von Fletcher Securities befördert worden war und die schwere Verantwortung für die Eröffnung der Zweigstelle in Newcastle übernommen hatte.
»Fletcher Securities … das Unternehmen seines Schwiegervaters. Oh, Emma …«, brachte ich mit vor Ehrfurcht erstickter Stimme hervor, »du bist ein Genie, eine Intelligenzbestie, eine Wucht … ich bin … hin und weg.«
»Ohne Dimity hätte ich das nicht geschafft«, wehrte sie ab. »Auf den Zusammenhang Beacham
/Beauchamps wäre ich von allein nie gekommen.«
»Aber nur, weil du ein vernünftiges Amerikanisch sprichst und nicht so ein überspanntes Englisch.« Ich strahlte sie an. »Danke, Emma. Heißen Dank!«
»Aber ich helfe doch gern«, grinste sie. »Ich hab übrigens Annelise und die Jungs heute zum Mittagessen eingeladen. Du wirst ja wohl gleich nach Oxford düsen und Gabriel den Ordner zeigen wollen.«
»Das wird eher eine gemächliche Fahrt. Ich bin viel zu erschlagen, um irgendwohin zu düsen«, gestand ich und erzählte ihr dann von der arbeitsintensiven Umverteilung von Miss Beachams Eigentum. »Ich rechne damit, gegen Mittag von Mr Moss zu hören, sobald er vom Versteigerer erfährt, dass der Verkaufskatalog beträchtlich geschrumpft ist.«
»Glaubst du, dass er sich aufregen wird?«
»Wenn er der Halunke ist, für den ich ihn halte, wird er schäumen . Aber ich habe keine Angst vor ihm.
Mit Bill als Bollwerk fürchte ich mich vor nichts.«
»Außer vor Pferden«, meinte Emma mit einem schelmischen Zwinkern.
Ich schluckte meine übliche Antwort hinunter und gönnte ihr großzügig diesen einen Punkt.
Wenn sich jemand das Recht verdient hatte, mich zu necken, dann Emma.
Gleich nachdem Emma gegangen war, rief ich Gabriel an. Eigentlich hatten wir heute nichts unternehmen wollen, aber dank Emmas Erkenntnissen hatte sich alles von Grund auf geändert.
»Wie fühlst du dich heute?«, erkundigte ich mich zu Anfang unseres Gesprächs.
»Wie wenn ein Lastwagen mich mehrmals überfahren hätte. Abgesehen davon ist es wie in einem Traum. Seit ich wach bin, laufe ich ständig durch die Wohnung und berühre die neuen Sachen. Wie sieht’s bei dir aus?«
»Ich hab meinen Körper einem wissenschaftlichen Institut angeboten, aber die wollten ihn nicht haben.«
Gabriel lachte. »Hast du schon von Mr Moss gehört?«
»Wegen dem brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, schnaubte ich. »Wir haben an Wichtigeres zu denken. Zum Beispiel die Frage, wie wir am schnellsten nach Newcastle kommen.«
»Newcastle? Aber du hast doch selbst gesagt, das hätte keinen Sinn, solange wir nicht …« Seine Worte erstarben, als sich eines zum anderen fügte.
»Sag bloß, du hast Kenneths Firma entdeckt?«
»Emma hat sie gefunden.« Die Lorbeeren für die Entdeckung überließ ich ausschließlich Emma.
Nichts hätte mir ferner gelegen, als ihm von Tante Dimity zu berichten. »Aber das möchte ich dir lieber persönlich erzählen. Heute wollten wir zwar einen Ruhetag einlegen, um uns von den Strapazen zu erholen, aber …«
»Vergiss Ruhe und Erholung!«, rief Gabriel.
»Diesmal komme ich zu dir. Wie finde ich dich?«
Da Gabriel schon auf Anscombe Manor gewesen war, fiel es mir leicht, den Weg zu beschreiben.
»Aber kehr nicht unterwegs irgendwo zum Mittagessen ein«, fügte ich zum Schluss hinzu. »Du bekommst bei mir was zu essen.«
»Ich bin so schnell bei dir, wie mein geschwächter Zustand es erlaubt«, versprach er und legte auf.
Gleich danach rief ich Bill an, um ihn zu fragen, ob er Lust hätte, mit Gabriel und mir zu Mittag zu essen, aber er hatte viel zu tun und
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