Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
anrufen«, riet ich ihm. »Bis morgen Mittag müssen wir alles rausgeschafft haben.«
18
WÄHREND GABRIEL SO ziemlich jeden anrief, der ihm einen Gefallen schuldete, suchte ich in Miss Beachams Telefonbuch nach einer Firma, die stundenweise Sperrmüllcontainer vermietete. Da große Freudenfeuer in Oxfords friedlichen Gassen verboten waren, waren diese Ungetüme die beste Lösung für das kaputte Gerümpel, das Gabriels Ex-Frau großzügigerweise zurückgelassen hatte.
Zum Glück waren die meisten von Gabriels Freunden freischaffende Künstler, sodass sie es erfreulich schnell schafften, uns zu Hilfe zu eilen.
Während sie seine Wohnung leer räumten, nutzte er die Zeit, um sich zu entscheiden, welche von Miss Beachams Möbeln er haben wollte. Er fand, dass er so ziemlich alles brauchen konnte, und als ich sah, in was für einem erbärmlichen Zustand bei ihm Küche, Schlaf-, Ess-und Gästezimmer waren, schloss ich mich seiner Meinung an: Er brauchte tatsächlich alles.
Bis vier Uhr fanden sich neun starke Männer und vier kräftige Frauen – alles Bildhauer – bei uns ein und halfen, die Antiquitäten, die ein Vermögen wert waren, in den Aufzug oder die Treppe hinunterzuschaffen und in Gabriels Wohnung neu aufzustellen. Stanley, den der Krach verschreckte, zog es vor, den Abend in Miss Beachams Mehrzweckzimmer zu verbringen. Um sieben Uhr machten wir eine Pause, um uns mit einer Mahlzeit aus dem Gateway to India zu verköstigen, aber ansonsten arbeiteten wir durch.
Spät in der Nacht kam ich in ein Cottage zurück, in dem nirgendwo mehr Licht brannte. Erschöpft schleppte ich mich durch die Haustür, ließ meine Jacke und die Schultertasche kurzerhand im Flur zu Boden fallen und wankte ins Büro, wo ich Reginald und Hamish irgendwas Unverständliches zumurmelte, ehe ich das blaue Notizbuch vom Regal nahm und mich damit unter Schmerzen im Ledersessel mit der hohen Lehne niederließ. Es war fast Mitternacht, und ich war völlig erledigt.
»Ein Umzug ist die Hölle«, krächzte ich. »Ganz egal, ob er ans andere Ende der Welt geht oder in die Wohnung drei Stockwerke drunter. Ein Umzug ist die Hölle .«
Guten Abend , Lori . Ich gebe dir natürlich recht
– kein vernünftiger Mensch würde dir da widersprechen – , aber darf ich fragen , was dich zu dieser Erklärung veranlasst hat?
»Du bist schuld«, murmelte ich in anklagendem Ton. »Ich soll die Kupplerin spielen, hast du gesagt. Ich soll für diesen armen, unglücklichen Mann eine Frau auftreiben. Aber du hast es nicht für nötig befunden, mich darauf aufmerksam zu machen, dass Kuppelei schwerste körperliche Arbeit mit sich bringen kann.«
Ich kann dir immer noch nicht folgen , meine Liebe .
»Gabriels Wohnung ist die längste Zeit eine Zuflucht für missbrauchte Möbel gewesen.« Ich gestattete mir ein jämmerliches Stöhnen. »Jetzt ist sie ein Vorzeigestück, ein Meisterwerk, ein stiller Hort der Schönheit und des guten Geschmacks. Kurz und gut, sie ist jetzt mit Miss Beachams Antiquitä ten gefüllt.«
Wie wundervoll ! Wird man dich jetzt bald wegen Einbruchs verhaften?
»Nein.« Ich warf trotzig den Kopf zurück und schnitt prompt eine Grimasse, weil meine Genickmuskeln mit einem lauten Knirschen protestierten.
»Mit ihrem Brief hat mir Miss Beacham ausdrücklich gestattet, alles zu nehmen, was mir in ihrer Wohnung gefällt. Also habe ich alles genommen, was nicht niet-und nagelfest war, und es Gabriel geschenkt. Soll Mr Moss mal das in seine Pfeife stopfen und rauchen.«
Hast du wirklich alles genommen?
»Die Vorhänge, das venezianische Glas, die Schnupftabakdosen, die Sachen in den Küchenschränken und die meisten Bücher haben wir zurückgelassen«, berichtete ich. »Und auch die Bü cherregale konnten wir nicht mitnehmen, weil sie eingebaut sind. Fürs Erste haben wir Gabriels Kunstbände in den Schrank geräumt, den Miss Beacham in ihrem Büro stehen hatte. Seine wackeligen alten Regale sind im Müllcontainer gelandet.«
Ich möchte zwar keinen Schatten des Zweifels auf deinen klugen Plan werfen , aber hast du ermittelt , ob Joanna Quinn Antiquitäten überhaupt mag?
»Sie liebt sie«, verkündete ich. »Als ich ihr im indischen Restaurant Miss Beachams Wohnung beschrieben habe, hat sie es mir erzählt. Jetzt muss ich nur noch zusehen, dass ich diesen Ehering irgendwie von ihrem Finger runterkriege …«
Sie wird ihn abnehmen , wenn sie dazu bereit ist , Lori , und nicht einen Moment früher .
»Mit der Verschönerung von
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