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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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vorgehen und blieb dann hinter ihr stehen. »Stellt euch vor, was es für Zufälle gibt: Ich bestelle gerade Fischbrötchen und Backfisch, und plötzlich sehe ich Renate. Ganz alleine mit einem Glas Wein. Da bin ich natürlich sofort hin.« Renate, in einem Jeansanzug mit bunten Applikationen, strahlte in die Runde. »Das ist ja reizend. Ich hatte schon befürchtet, wieder einen einsamen Abend zu verbringen. Darf ich ...?« Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte sie sich auf die Küchenbank und schlug leicht neben sich.
    »Walter, warum stehen Sie denn? Heinz hat mir schon von dem Unfall berichtet, kommen Sie, setzen Sie sich.«
    Walter sah seinen Schwager an und ließ sich mit einem Stöhnen wieder sinken. Renate legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Sie machen aber auch Sachen. Meine Güte, wenn ich daran denke, was Ihnen alles hätte passieren können. Da war Inge doch bestimmt auch völlig fertig, oder?«
    Heinz guckte irritiert. »Das habe ich Ihnen doch vorhin erzählt. Inge kommt erst morgen, sie hat den Ernst der Lage noch gar nicht erkannt.«
    Missbilligend schüttelte Renate den Kopf und verstärkte den Druck ihrer Hand auf Walters Arm. »Es ist doch nicht zu glauben. Wie kann ein Mensch sich nur so verändern?« Sie ließ ihre Schultern in gespielter Verzweiflung nach vorn fallen. Die applizierten Drachen ließen die Köpfe hängen. »Das können Sie sich nicht gefallen lassen, Walter.«
    Walter verstand offensichtlich nicht so genau, was Renate ihm sagen wollte, und blickte zu Heinz. »Der Backfisch wird kalt. Oder hast du mir keinen mitgebracht?«
    »Doch, doch.« Während Heinz die Tüte öffnete und die Päckchen und Servietten auf den Tisch legte, starrte Renate unverwandt Walter an, der darauf wartete, dass Kalli ihm den Backfisch aus dem fettigen Papier wickelte und auf einen Teller legte.
    »Danke, Kalli«, sagte er und griff sich Besteck, »was ist, Renate? Wollen Sie etwas abhaben?«
    Er fing an zu essen, ohne ihren Blick auch nur einmal zu erwidern. Wenigstens hatte sie ihre Hand von seinem Arm genommen. Inzwischen hatte Kalli alle Brötchen ausgewickelt und ordentlich auf die glatt gestrichene Tüte gestapelt.
    »Das geht doch so, oder?«, fragte er, und mit einem freundlichen Lächeln zu Renate: »Dürfen wir Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein, danke. Ich habe schon gegessen. Ein paar Austern und ein (Häschen Sekt, ich brauche ja nicht viel.«
    »Hm ...«, Heinz musterte sie nur kurz, dann biss er in sein Brötchen, »wenn's reicht.«
    Schweigend kauten die Männer vor sich hin, was Renate Zeit gab, sich ungeniert umzusehen.
    »Tja«, sagte sie nach einem kurzen Moment, »und jetzt sitzen Sie drei hier, von allen Frauen verlassen, und ernähren sich von billigen Fischbrötchen. Das ist fast schon tragisch, Männer wie Sie.« Sie seufzte voller Mitgefühl.
    Walter hob den Kopf und angelte den Kassenbon aus der Tüte. »Billige Fischbrötchen! Das denken Sie aber nur. Das billigste kostet 3,50, das waren früher sieben Mark. Für so ein Brötchen mit ein bisschen Fisch. Eine Frechheit ist das.«
    »Dafür sind die frisch«, verteidigte Heinz die Preise vom Lister Hafen, »in Dortmund kriegst du so was nicht.«
    »Apropos Dortmund ...«, mischte sich Renate wieder ein, »wann reisen Sie denn wieder ab, Walter? Ich meine, Sie können ja nichts ausrichten, so wie sich Ihre Frau benimmt.«
    »Wieso? Wie benimmt sie sich denn?«, fragte Heinz vorsichtig. Schließlich war Inge seine Schwester, die noch lange nicht von Fremden kritisiert werden durfte, auch wenn die Renate hießen.
    Die verzog spöttisch ihren Mund. »Na, sie führt uns doch vor. Diese ganze Geheimniskrämerei. Sie hat nie Zeit, nicht einmal für mich, die ich extra hergekommen bin, um ihr beizustehen. Und was passiert? Ich muss sogar allein essen gehen. Wie ich das hasse!«
    Heinz und Walter kauten schweigend weiter. Nur Kalli fragte: »Wieso wollten Sie ihr beistehen? Bei was?« Renate faltete ihre Hände auf dem Tisch und ließ dabei ihren teuren Schmuck funkeln.
    »Bei ihrer Scheidung. Inge hat einen Mann kennengelernt und will sich von Walter trennen. Das ist doch wohl klar.«
    »Hat sie Ihnen das so gesagt?« Walter musterte interessiert Renates Hände.
    »Nicht wortwörtlich, aber es gibt doch genug Indizien. Hören Sie, Walter, Sie haben es doch gar nicht nötig, sich so behandeln zu lassen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Morgen reise ich ab. Und ich nehme Siegern mit. Ich fahre nach Köln.«
    »Mit dem Porsche?« Kalli beugte sich

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