Tante Julia und der Kunstschreiber
seinem Gehirn die Idee von einer geschlossenen Phalanx von Männern seines Blutes und seines Geistes zu keimen begonnen, denen er mit der Muttermilch die Wut gegen diese ekelerregenden Tiere einflößen würde und die, hervorragend ausgebildet, seine Mission fortsetzen würden, vielleicht sogar über die heimatlichen Grenzen hinaus. Das Bild von sechs, sieben Téllez, die an hervorragenden Universitäten promoviert hätten, die seinen Schwur wiederholen und in Ewigkeit fortsetzen würden, brachte ihn, die Verkörperung des Hagestolzes, dazu, sich an ein Heiratsvermittlungsbüro zu wenden, das ihm für eine etwas überhöhte Gebühr eine Gattin von fünfundzwanzig Jahren anbot, vielleicht nicht von strahlender Schönheit – es fehlten ihr ein paar Zähne, und wie jene Damen der Gegend, die der (Übertreibenderweise) Rio de la Plata, Silberfluß, genannte Strom bewässerte, hatte sie an der Taille und an den Waden einige Röllchen Speck zuviel –, sie besaß aber die drei Eigenschaften, die er gefordert hatte: untadelige Gesundheit, Jungfräulichkeit und Fortpflanzungsfähigkeit. Dona Zoila Saravia Durân war aus Huânuca, und ihre Familie war – Konterschlag des Lebens, das sich mit dem Spiel des Auf und Nieder vergnügt – von der Provinzaristokratie zum städtischen Subproletariat abgesunken. Sie war in einer Schule erzogen worden, die die Madrés Salesianas – aus Gewissens gründen oder der Reklame wegen? – kostenlos neben der Laienschule unterhielten, und war, wie alle ihre Schulkameradinnen, mit einem argentinischen Komplex aufgewachsen, der sich in ihrem Fall in Nachgiebigkeit, Schweigsamkeit und kräftigem Appetit äußerte. Sie hatte bisher bei den Madrés Salesianas als Aufseherin gearbeitet, und die vage, unbestimmte Definition ihrer Stellung – Dienstmädchen, Arbeiterin, Angestellte? – verschärfte ihre servile Unsicherheit, so daß sie allem zustimmte und wie das Vieh mit dem Kopf nickte. Als sie vierundzwanzig-jährig Waise wurde, wagte sie es, nach brennenden Zweifeln, die Heiratsvermittlung aufzusuchen, die sie mit dem, der ihr Herr und Gebieter werden sollte, in Verbindung brachte. Die erotische Unerfahrenheit des Ehepaares brachte es mit sich, daß der Vollzug der Ehe sehr langsam vor sich ging, ein Fortsetzungsstück, in dem unter Ansätzen und Fehlschlägen wegen Überstürzung, Zielunfähigkeit und Wegabweichungen die Kapitel einander folgten, die Unentschlossenheit wuchs und die hartnäckige Jungfräulichkeit intakt blieb. Paradoxerweise, da es sich um ein tugendhaftes Paar handelte, verlor Dona Zoila ihre Jungfräulichkeit zuerst auf hétérodoxe, besser gesagt sodo-mitische Weise (nicht aus Lasterhaftigkeit, sondern durch dummen Zufall und mangelnde Übung der Brautleute). Außer diesem ganz zufälligen Greuel war das Leben des Paares sehr korrekt gewesen. Dona Zoila war eine folgsame, sparsame und fleißige Hausfrau, bereit, die Prinzipien ihres Mannes (mancher mag sie exzentrische Ideen nennen) zu achten. Niemals hatte sie sich, zum Beispiel, dem von Don Federico aufgestellten Verbot widersetzt, warmes Wasser zu benutzen (er behauptete, es untergrabe die Willenskraft und führe zu Erkältungen), obwohl sie noch heute, nach zwanzig Jahren, blau wurde, wenn sie in die Dusche stieg. Niemals hatte sie der Klausel des (nicht fixierten, aber von allen auswendig gewußten) Familienkodex widersprochen, der festlegte, daß niemand im Hause mehr als fünf Stunden schlief, damit sich keine Verweichlichung einschliche, obwohl ihr Krokodilsgähnen jeden Morgen, wenn um 5 Uhr der Wecker klingelte, die Fenster erzittern ließ. Mit Ergebenheit hatte sie akzeptiert, daß Familienvergnügungen wie Kino, Tanz, Theater, Radio ausgeschlossen blieben, weil sie für den Geist unmoralisch waren, und Restaurants, Reisen und jede Phantasie, was Kleidung und Wohnungsschmuck anging, verpönt waren, weil sie das Haushaltsbudget belasteten. Nur was ihr privates Laster anging, die Schlemmerei, war sie unfähig gewesen, dem Herrn des Hauses zu gehorchen. Oft war in den Mahlzeiten Fleisch, Fisch und Cremenachtisch vertreten. Dies war der einzige Winkel des Lebens, in dem Don Federico Téllez Unzâtegui seinen Willen, ein strenges Vegetariertum, nicht hatte durchsetzen können. Aber Dona Zoila hatte niemals versucht, ihr Laster heimlich hinter dem Rücken ihres Mannes auszuüben, der in diesem Augenblick mit seinem Sedan in das lebhafte Viertel Miraflores einfuhr und sich sagte, daß diese Ehrlichkeit zwar das
Weitere Kostenlose Bücher